So viele Wildschweine wie noch nie haben Bayerns Jäger in der Jagdsaison 2017/18 erlegt. Wurden in der Vorsaison 61 000 Tiere geschossen, betrug die Strecke nunmehr 95 000 Tiere, heißt es in einer Mitteilung des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Zu verdanken sei die „Rekordstrecke“ in erster Linie dem unermüdlichen Einsatz der Jäger und ihrer guten Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern, betonte darin Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU).
Schwerpunkte im nördlichen Unterfranken
Die Schwerpunkte der Schwarzwildbejagung lagen wieder im nördlichen Unterfranken: mit 5800 Wildschweinen lieferte der Landkreis Main-Spessart hier den höchsten Wert, dahinter folgt Bad Kissingen mit rund 4800 Tieren, so die Mitteilung des Bayerischen Jagdverbandes (BJV).
Im Landkreis Würzburg wurden im Jagdjahr 2017/18 (April 2017 bis einschließlich März 2018) 1699 Wildschweine erlegt. Dies stellt jedoch keinen Rekord dar, wie Michael Hein, der Vorsitzende der Kreisgruppe Würzburg des Bayerischen Landesjagdverbandes, erklärt.
Zwar wurden im Vorjahr nur 1373 Schwarzkittel zur Strecke gebracht, in den Jahren 2014 und 2015 mit 1727 und 2125 Tieren jedoch deutlich mehr als in diesem Jagdjahr, so Hein. "Gerade die Jäger des Landkreises haben bereits in den Vorjahren einen Streckenrekord durch den nächsten abgelöst", so der Vorsitzende. "Daher war nur zu erwarten, dass dies zu einem bestimmten Zeitpunkt Wirkung zeigen muss."
Weniger Frischlinge
Hein erklärt auch, dass es im vergangenen Winter keine Früchte der Eiche und Buche gab: "Das führt zu einer geringeren Reproduktionsrate bei den Schwarzkitteln, da zu wenig Futter für Rekorde bei den Frischlingen vorhanden ist." Der hohe Jagddruck sowie das geringe Futterangebot führten so "naturgemäß zu einer geringeren Schwarzwildstrecke".
Michael Hein, der als Ausbildungsleiter auch für die Ausbildung des Jägernachwuchses sowie für der Fortbildung der Jäger in Stadt und Landkreis Würzburg zuständig ist, weist zudem auf eine lokale Besonderheit hin. Würzburg führt neben Augsburg die Hitliste der bayerischen Städte bei der Wildschweinjagd an. In beiden Städten wurden je 163 Tiere gestreckt. "In keiner anderen Stadt Bayerns wurden mehr Sauen erlegt", so Hein.
Überhöhte Wildschweinbestände in Bayern
Hintergrund der verstärkten Bemühungen der Jäger ist die Reduktion der überhöhten Wildschweinbestände. Wie Michaela Kaniber weiter feststellt, liefern sie damit einen wichtigen Beitrag, um die negativen Folgen der ständig wachsenden Zahl an Wildschweinen – wie Wildunfälle (1073 im Jahr 2017 in Unterfranken), Flurschäden oder Seuchengefahr – einzudämmen.
Gerade mit Blick auf die aus Osteuropa herannahende Afrikanische Schweinepest sind laut Kaniber die Anstrengungen der Jäger nicht hoch genug einzuschätzen, denn: „Ein Ausbruch hätte gravierende Folgen für Tiere, Landwirtschaft, Wirtschaft und Jagd.“
Für Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), steht damit fest: „Die Jäger in Bayern haben ihre Hausaufgaben gemacht.“ Allein mit dem Abschuss sei es allerdings nicht getan. Jetzt sei es auch notwendig, dass das Wildbret vom Schwarzwild gern gegessen und von den Verbrauchern kräftig nachgefragt wird, heißt es in einer Mitteilung des BJV weiter. Schwarzwild, das von bayerischen Jägern vermarktet wird, sei nicht mit Cäsium belastet - das garantieren über 100 Messstationen in ganz Bayern, so der BJV in der Pressemitteilung.
Waren die Anstrengungen erfolgreich?
Nun stellt sich allerdings die Frage, ob diese Rekordstrecke „nur“ ein Abschöpfen der wachsenden Wildschweinpopulation darstellt oder eine echte Reduktion der Schwarzwildbestände bedeutet. Das bleibe abzuwarten, stellt der BJV fest. Um darüber mehr zu erfahren, seien mehr und genauere Informationen über Sichtungen von Wildschweinen, Schäden und Wanderaktivitäten erforderlich.
Diese Informationen soll BJV-Digital, ein Schwarzwild-Managementsystem des Jagdverbandes, liefern. Damit hätten die Jäger ein Werkzeug, um die Wildschweinjagd miteinander abzustimmen und so effektiver zu machen. Von größter Bedeutung sei es daher, dass sich nun möglichst viele Jagdgenossen und Jäger an diesem System beteiligen. Denn die reine Streckenstatistik sei nur ein Teil der nötigen Informationen, um zu beurteilen, wie es mit der Schwarzwildpopulation in Bayern weitergeht.