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Würzburg
Antwort auf Samstagsbrief zu "Layla" von Stadträtin Rena Schimmer: "Ich unterstütze keine Verbotskultur"
Von "populistischer Bierzeltmanier" schrieb unsere Autorin im Brief an die CSU-Politikerin. Jetzt hat Rena Schimmer geantwortet. Was sie zur Sexismus-Debatte sagt.
Rena Schimmer, Würzburger Stadträtin (CSU), hat auf den an sie gerichteten Samstagsbrief geantwortet.
Foto: Johannes Kiefer | Rena Schimmer, Würzburger Stadträtin (CSU), hat auf den an sie gerichteten Samstagsbrief geantwortet.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:57 Uhr

Die Entscheidung der Stadt Würzburg, dass der Ballermann-Hit "Layla" nicht mehr auf städtischen Veranstaltungen gespielt werden darf, geht einer Würzburger CSU-Politikerin zu weit. Auf Instagram kündigte Rena Schimmer, mit 23 Jahren jüngstes Mitglied im Würzburger Stadtrat, an, dazu eine schriftliche Anfrage in der nächsten Stadtratssitzung zu stellen. Es gehe darum, Spaß zu haben und sich "nicht Lieder verbieten zu lassen", schrieb Schimmer. Und forderte: "Das Lied soll weiterhin gespielt werden! Wo sieht man hier Sexismus?"

Dies ausgerechnet von einer jungen Frau zu lesen, war Anlass für einen Samstagsbrief an sie. Jetzt hat Rena Schimmer geantwortet.  

Hier der Antwortbrief im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Scheder,

Ihr Samstagsbrief verfehlt aus meiner Sicht die eigentliche Debatte. Zusammenfassend habe ich vor allem den Eindruck, dass Sie andere Meinungen – hier wohl sogar die Mehrheitsmeinung – der Bürger nicht akzeptieren können, aber lassen Sie mich im Folgenden auf einzelne Punkte Ihres Briefes eingehen.

Der Text des Layla Liedes mag inhaltlich geschmacklos sein, eine Beurteilung, ob es nun sexistisch ist oder nicht obliegt jedoch der subjektiven Wertung jedes Einzelnen und lässt sich nicht klar eingrenzen. Ich habe immer von meiner eigenen Bewertung des Liedes gesprochen, dabei toleriere ich aber auch andere Meinungen.

Unabhängig von der Qualität des Textes unterliegt das Lied der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit. Dass sich das Lied seit Wochen auf Platz 1 der Charts hält, mag nicht mit Ihrem persönlichen Musikgeschmack übereinstimmen. Damit ein Lied nicht mehr von der Kunstfreiheit gedeckt ist, hat der Gesetzgeber jedoch zu Recht hohe Hürden angesetzt, die bei diesem Lied nicht überschritten wurden. Ich bin kein großer Fan des Liedes, kann aber damit leben, dass mir in einer offenen Gesellschaft nicht alles gefallen muss.

Sie fragen mich, ob meine Aussagen reiner Populismus wären. Ich antworte, dass eine Mehrheit der Bürger das Lied auf dem Kiliani gespielt haben möchte – hier zähle ich mich mit dazu. Die Vertretung der Interessen der Bürger sehe ich als meine grundsätzliche Aufgabe als Stadträtin an, nicht als Populismus.

Interessant finde ich, dass Sie mir mein Engagement für Frauenförderung und Gleichberechtigung – zwei Themen, die mir sehr am Herzen liegen – absprechen, weil ich Ihre Auffassung zu einem Ballermann-Hit nicht teile. Insofern haben wir wohl nicht nur unterschiedliche Auffassungen zum Thema Sexismus, sondern auch zum Feminismus. Ein Urteil über das Engagement einer anderen Frau würde ich mir zum Beispiel nicht anmaßen.

Kommen wir nun zur aus meiner Sicht eigentlichen Debatte zurück: Ich bin froh in einem freien Land zu leben, indem es grundgesetzlich geschützte Freiheiten gibt und Teil einer offenen Gesellschaft zu sein, die sich nicht durch (unnötige) Verbote einschränken lassen möchte. Deshalb hätte ich mir hierzu auch eine politische Debatte im Stadtrat gewünscht. Meine Position ist klar, ich muss nicht jedes Lied großartig finden, unterstütze aber keine Verbotskultur. Mir ist der Diskurs wichtig, schade, dass Sie nur Ihre eigene Meinung akzeptieren können.

Mit bürgerlichen Grüßen

Rena Schimmer

 
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Kommentare
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  • R. E.
    Sehr schön, dass eine Politikerin der CSU eine eigene Meinung hat - in diesem Fall zum UMGANG mit diesem diskussionswürdigen Lied.
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  • H. S.
    Eine Übersicht über die Kommentarregeln auf mainpost.de finden Sie unter folgendem Link: https://www.mainpost.de/service/intern/netiquette-art-8773641
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  • B. W.
    Ich finde Rena Schimmer hat alles richtig gemacht.
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  • H. A.
    Auweh, mit Frau Schimmer wird es immer Schlimmer, was sich sogar ungewollt reimt aber den Punkt genau trifft. Privat kann Frau Schimmer ihre eigene Meinung haben, wenn ich aber öffentlich in den Medien als Stadträtin auftrete hat die private Meinung hintenanzustehen oder es dementsprechend so zu formulieren. Als Stadträtin ist Frau Schimmer für mich jetzt schon durchgefallen und nicht weiter tragbar.
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  • G. K.
    Und ich dachte immer, es gibt einen Stadtrat, damit dessen einzelne Mitglieder die (durchaus unterschiedlichen) Interessen der Gemeinde vertreten!?

    Ein Stadtrat ist im Übrigen nicht weisungsgebunden, also ist mir noch nicht so ganz klar, wessen Meinung Frau Schimmer als Stadträtin in der Öffentlichkeit vertreten soll – wenn nicht ihre eigene … !?

    Insofern erschließt sich mir Ihre Kritik noch nicht so ganz – geht das inhaltlich etwas konkreter?

    Für mich jedenfalls macht sie genau das, was ich von einer engagierten Stadträtin erwarte ...
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  • F. W.
    Hat sie doch. Und danach gefordert, dass ein Gremium welches die Bevölkerung vertritt, darüber abstimmt.
    Ihren Antrag hat sie schon eingereicht.
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  • H. E.
    So durchgefallen wie Ihre Beiträge in schöner Regelmäßigkeit gegen den Mainstream und gegen jeden Hauch von CSU!
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  • K. E.
    Ich erwarte gerade von Politikern eine eigene Meinung und ein klares Bekenntnis dazu.
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  • K. B.
    Schöne Redensart über Ahnungslose: "Keinen blassen Schimmer haben"!

    CSU-Nachwüchsin (gegendert) Rena Schimmer liefert uns also ein wunderbares Beispiel einer Transubstantiation dieser Redensart!

    Ihr steht in dieser CSU-Wertegemeinschaft noch eine glänzende Karriere bevor, da bin ich mir sicher.

    Hoffentlich gehen aber die Bierdimpfl dann auch zur Wahl, sonst wird's nix damit!
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  • G. K.
    Gibt’s neben purer Polemik auch irgendein valides Argument für Ihre Einschätzung?
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  • K. B.
    @FischersFritz : Hhmmm...
    Ich schrieb drei Sätze, von denen keiner Ihre Analyse der angeblich "puren Polemik" stützt.
    Bei Ihrem Bildungstand darf ich davon ausgehen, dass Ihnen die griechisch-antike Wurzel polemikós als 'feindselig' bekannt ist. Feindselig ist nun aber keiner meiner Sätze!

    Satz 1 ist ein Sprachspiel über das Wort "Schimmer", also blanke Ironie!

    Die Sätze 2 und 3 sind reiner Sarkasmus, fussend auf einer fast 70-jährigen Lebenserfahrung mit den politischen Zuständen im Freistaat.
    Ich empfinde übrigens auch Ihre Einlassung vom 22.07. "Selten war ich mit einem/r CSU-Politiker/CSU-Politikerin so uneingeschränkt einer Meinung … 😉" als sarkastisch...

    Ironie und Sarkasmus als Stilmittel der Rhetorik halte ich in dieser Debatte, noch dazu in diesem Forum, für angemessen, ja geradezu für nötig!

    Sie wünschen "valide Argumente"? Ich empfehle mal den FB-Account von Frau Schimmer zu studieren und den Würzburgwiki-Eintrag zu lesen.
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  • K. B.
    Uuups, da hab ich mich verzählt!

    Ich schrieb nicht drei, sondern vier Sätze.
    Die Sätze 1 und 2 sind ironisch gemeint.

    Die sarkastischen Sätze sin naturgemäß dann 3 und 4.

    Bitte Korrekturen berücksichtigen.
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  • M. D.
    "Ganz Bayern diskutiert über das Verbot der Stadt Würzburg, auf einem von ihr veranstalteten Volksfest das Lied „Layla“ zu spielen – weil es sexistischen Inhalts ist. Auch Familienministerin Ulrike Scharf schaltet sich in die Debatte ein......Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) ist der Meinung: „Derartige Texte haben auf Volksfesten und anderweitig überhaupt nichts verloren“, teilt sie per Presseerklärung mit. Schon Worte könnten verletzen. „Dieses Lied ist ganz klar sexistisch, Prostitution wird verharmlost“, so Scharf..... Es gebe genügend launige, gesellige und schöne Lieder für Volksfeste. „Dieses Lied wird definitiv niemand vermissen.“

    https://www.merkur.de/lokales/erding/erding-ort28651/lied-layla-ministerin-scharf-strikt-gegen-sexismus-bei-volksfestmusik-91666192.html
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  • G. K.
    Soso … Frau Scharf hat also auch eine Meinung dazu …

    Nun, die sei ihr natürlich gegönnt.

    Ich für meinen Teil sehe im Text dieses – zugegeben brummblöden – „Liedes“ (eigentlich ist es ja nur eine „Mitgröhlgelegenheit für Alkoholkonsumenten“) jedoch keine Verharmlosung von irgendwas.

    Und ich sehe auch keine Diskriminierung und keinen Sexismus – weil das Lied keinen direkten Bezug zu realen Personen und/oder Personengruppen hat. Der Text und alle darin benannten Personen sind vollkommen fiktiv - und der Text enthält aus meiner Sicht keinen Hinweis auf eine Verallgemeinerung.

    Natürlich kann man so etwas hineininterpretieren, aber das liegt dann eben im Auge des Betrachters (wobei – in diesem Fall eher im Ohr des Zuhörers 😉).

    Nochmal: Es gibt keine Metrik für Sexismus. Was für den einen sexistisch wirkt, ist für den anderen vollkommen in Ordnung.

    Warum ist es für viele so unerträglich, unterschiedliche Meinungen zu einem Sachverhalt zu akzeptieren?
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  • M. D.
    Fischers Fritz, wo akzeptieren Sie denn bitte andere Meinungen ?
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  • G. K.
    Eine abweichende Meinung zu respektieren bedeutet nicht zwangsläufig, diese auch für sich übernehmen zu müssen. Und umgekehrt ebenfalls: Nur weil ich eine andere Meinung nicht teile, bedeutet das nicht, dass ich sie jemandem nicht zubillige.

    Aus der Unterschiedlichkeit der Meinungen entsteht die Diskussion, die auf der Grundlage ausgetauschter Argumente (!) geführt werden sollte. Und es hilft ENORM , wenn die Beteiligten dabei zwischen Fakten und Meinungen unterscheiden können … . Es ist der Fuch unserer Zeit, dass viele das nicht (mehr?) können ...

    Und ich spreche niemandem das Recht ab, sich zu einem bestimmten Thema zu äußern - so weit sind längst noch nicht alle😉(Zitat RainerZufall: „Hat Frau Schimmer als junge Frau und jüngste Stadträtin keine anderen, wichtigeren Themen, für die sie sich einsetzten (sic) könnte? sie gehört zu der Generation, die den Klimawandel so richtig abbekommen wird und bringt sich bei der Diskussion um ein Lied über eine "Puffmutter" ein !?!?!“)
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • B. F.
    Sex sells

    Die CSU-Frau Schimmer ist genauso verbohrt, wie mancher Internet-Advokat.
    Gott sei Dank hat sich die CSU-Sozialministerin Scharf zuvor eindeutig in dieser Sache positioniert. Sehr geehrte Frau Schimmer,
    da ich schon jenseits von Gut und Böse bin, traue ich mir ein Urteil zu, das völlig von Ihrer fluffigen Meinung, die Meinung des Bierzeltes, abweicht.

    Zwischen einer Freiheit zur Vernunft und einer zum Irrationalen besteht ein großer Unterschied. Nicht alles was möglich ist ist sinnvoll, und es ist nicht alles sinnvoll, was machbar ist. Eine Freiheit der Kunst muss immer ethische Wertmaßstäbe beinhalten.
    Da Sie gar so vehemnt Ihre Rechte verteidigen, sollten Sie Ihre Pflichten nicht außen vor lassen. Führen Sie sich einmal die Biographie von Friedrich Nietzsche, dem großen Dichter der Leidenschaft, zur Genüge. Noch besser wäre es, Sie würden sich den "Dr. Faustus" von Thomas Mann verinnerlichen. Dann wäre ich nochmals bereit, mich mit Ihnen zu unterhalten.
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  • H. E.
    Das ist großer Käse!
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  • H. S.
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