In vielen Familien wurde an den Feiertagen im Chor gehustet und geschnieft. Grippe, RS-Viren und Corona kursieren und dazu noch klassische Erkältungen. Bereits vor Weihnachten war die Lage in Krankenhäusern und Praxen in der Region angespannt. Nach den aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) ist die Zahl der Atemwegserkrankungen zum Jahresende bundesweit zwar leicht zurückgegangen – sie liegt aber immer noch über den Werten der Vorjahre. Wie sieht es in Unterfranken aus?
Die Infektionswelle und zahlreiche krankheitsbedingte Personalausfälle hatten vor Weihnachten zu einem Ansturm auf Kliniken und Arztpraxen geführt. Teilweise mussten planbare Operationen verschoben und Betten gesperrt werden, in den Wartezimmern der Hausärzte war es oft brechend voll. Auch bestimmte Medikamente wie etwa Fiebersäfte waren knapp.
Grippe-Rekord in der Würzburger Uniklinik im Dezember
In der Würzburger Uniklinik (UKW) habe sich die Situation über die Feiertage kaum verändert, sagt Sprecher Stefan Dreising. Corona, das RS-Virus und vor allem die Grippe sorgten weiterhin für volle Stationen. Mit 243 Influenza-Nachweisen sei im Dezember ein neuer Monatshöchstwert erreicht worden. Das Problem: Auch Grippe-Kranke müssen isoliert werden und bedeuten damit zusätzlichen Arbeitsaufwand, ähnlich wie Corona-positive Patientinnen und Patienten.
Deren Zahl sei im Vergleich zu den Tagen vor Weihnachten in der Uniklinik gestiegen und liege derzeit bei 41, so Dreising. In den vergangenen Tagen sei "auch ein deutlicher Anstieg bei Erkrankungen wie Lungenentzündungen zu verzeichnen". In der Kinderklinik flaue die RSV-Welle hingegen etwas ab. Insgesamt bleibe die Vielzahl an Infekten "eine Herausforderung". Auch, weil laut Dreising nach wie vor rund acht Prozent der Mitarbeitenden krankheitsbedingt ausfallen. Planbare Eingriffe würden so "vereinzelt" verschoben.
Auch im Klinikum Würzburg Mitte ist die Lage "nach wie vor angespannt", sagt der Ärztliche Direktor Dr. Matthias Held. Der Dreiklang aus Influenza, RS-Viren und Corona sorge einerseits für viele Patientinnen und Patienten und mache gleichzeitig vor den Mitarbeitenden nicht Halt. Hinzu kommen Notfälle und dringende Behandlungen. Deshalb "sind wir gezwungen, die Kapazitäten für geplante Eingriffe wochenweise und auch täglich in den Blick zu nehmen", so Held.
Geringere Belastung auf den Intensivstationen
Generell fällt auf: Corona ist nicht mehr das alles dominierende Problem. "Aktuell haben wir eine in etwa gleiche Belastung durch Covid, Influenza und RSV", sagt Held. Entspannung für die Nicht-Intensivstationen gebe es somit kaum, auf den Intensivstationen allerdings sei die Belastung nicht ganz so hoch wie in den harten Corona-Wintern.
Damit spiegelt sich in Unterfranken das bundesweite Bild. Das RKI geht in seinem Wochenbericht von rund 6,4 Millionen akuten Atemwegserkrankung in der Bevölkerung zum Jahresende aus. Den Hauptteil verursachten Influenza-Viren, heißt es. Insgesamt wurden seit Beginn der Grippesaison in Deutschland fast 235.000 bestätigte Influenza-Fälle an das RKI übermittelt. Etwa zwölf Prozent der Betroffenen mussten im Krankenhaus behandelt werden, 286 Todesfälle mit Grippe-Infektion wurden erfasst.
Allerdings sind die aktuellen Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren. Nach den Feiertagen könne die Lage "epidemiologisch nicht in gleicher Weise wie im restlichen Jahr bewertet werden", erklärt das RKI. Das gelte sowohl für Corona als auch für die Daten zur Influenza. Schulen und Kitas sind zu, weniger Menschen gehen in der Urlaubszeit zum Arzt und dadurch werden weniger Proben genommen. Zudem übermitteln nicht alle Gesundheitsämter und Landesbehörden an allen Tagen Werte an das RKI.
So ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von 174,6 an diesem Donnerstag wohl nur begrenzt aussagekräftig. Gleiches gilt für die Zahlen in Unterfranken: Im Vergleich zum Freitag vor Weihnachten sind die Inzidenzen zwar in fast allen Landkreisen gesunken. Längst nicht alle Infizierten dürften aber zwischen den Jahren einen PCR-Test gemacht haben.
Schweinfurter Hausarzt rät zur Impfung
Fragt man bei Hausärzten in der Region nach, wird dennoch vorsichtiges Aufatmen spürbar. Der Ansturm zwischen Weihnachten und Silvester habe sich "in Grenzen gehalten", sagt etwa Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. In seine Praxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) seien weniger Infekt-Patienten als in den Vorwochen gekommen. "Ich denke, wir haben den Gipfel überschritten."
Ähnliches berichtet Lothar Schmid, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes Schweinfurt und Hausarzt in Sennfeld (Lkr. Schweinfurt). In den Weihnachtsferien sei der Andrang zurückgegangen. "Am ersten Wochentag war viel zu tun, die weiteren Tage war es ruhig." Grippe und Corona würden jedoch weiter grassieren, so Schmid: "Deshalb impfen".