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Würzburg
Alkoholverbot für Party-Hotspots in Würzburg: Interessensgemeinschaft Sanderstraße kritisiert Nachtleben-Konzept
Nachtleben-Konzept ja, Alkoholverbot nein. Stattdessen hat die Interessensgemeinschaft für die Sanderstraße andere Lösungsvorschläge. Wie diese aussehen.
Die Interessensgemeinschaft Sanderstraße befürwortet das städtische Nachtleben-Konzept, übt jedoch auch Kritik. Ein Alkoholverbot beispielsweise, sei nicht zielführend.
Foto: Archivbild: Daniel Peter | Die Interessensgemeinschaft Sanderstraße befürwortet das städtische Nachtleben-Konzept, übt jedoch auch Kritik. Ein Alkoholverbot beispielsweise, sei nicht zielführend.
Manuel Scholze
 und  Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 11.02.2024 19:46 Uhr

Seit dem 1. August gilt in den Party-Hotspots Sanderstraße und Juliuspromenade ein nächtliches Alkoholverbot. Demnach ist der Konsum von Alkohol auf offener Straße zwischen 1 Uhr nachts und 6 Uhr morgens verboten. Dem liegt ein Anfang Mai von Stadtrat beschlossenes Sicherheitskonzept zu Grunde, das das Nachtleben in Würzburg sicherer und konfliktfreier machen soll.

Bei einem Pressetermin betonte Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), dass die Gastronomen dem Alkoholverbot positiv gegenüber stünden. Er hoffe lediglich, dass das Alkoholverbot zu keiner Verlagerung in die Seitenstraßen führen werde. Doch genau das kritisiert auch die kürzlich zusammengeschlossene Interessensgemeinschaft Sanderstraße. Ihr haben sich hunderte Würzburgerinnen und Würzburger angeschlossen, darunter Anwohnerinnen und Anwohner, Feiernde und einzelne Gastronominnen und Gastronomen wie der Club "Kurt & Komisch" und auch die benachbarte Bar "Loma".

Die Zweifel, ob Verbote zielführend sind, sind groß

"Wir begrüßen die Initiative der Stadt, haben aber Zweifel, ob Verbote zielführend sind", erklärt Manuel Bettinger, Mitglied der Interessensgemeinschaft. Er kritisiert, dass die örtlichen Betriebe zu wenig in die Entwicklung des Konzepts eingebunden wurden. "Der Club 'Kurt & Komisch' hat am 8. April bereits seine Hilfe angeboten, das wurde auch von einem Abgeordneten der Grünen im Stadtrat vorgebracht. Es ist aber nichts passiert", nennt Bettinger ein Beispiel.

Er wünscht sich, dass die Verbote gründlich evaluiert auch mit den Akteuren in der Sanderstraße erarbeitet werden. Denn eine genau vermessene Sanderstraße, in der das Verbot gilt, verhindere nicht, dass jemand zwei Meter weiter in einer Seitenstraße sein Bier trinkt und danach wildpinkelt. Pragmatischer Vorschlag der IG: Auch im Umfeld der Sanderstraße müsse es mobile Toiletten geben. So sähen einfache infrastrukturelle und "praxisnahe Verbesserungen" aus.

Stadt Würzburg: Das Konzept bestünde nicht nur aus dem Baustein Alkoholverbot

"Das städtische Gesamtkonzept 'Nachtleben in Würzburg' besteht nicht nur aus dem Baustein Alkoholverbot in zwei Straßen. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man sich die Kritik der Interessensgemeinschaft Sanderstraße ansieht", kommentiert Kommunalreferent Wolfgang Kleiner. In die Erarbeitungsphase des Gesamtkonzepts, die über ein dreiviertel Jahr ging, sei über den Dehoga auch die Gastronomie in der Sanderstraße frühzeitig eingebunden worden. Bereits im November 2021 habe es ein Gespräch zwischen Stadt und Verband mit Beteiligung der Betriebe "Loma" und "Kurt & Komisch" gegeben.

"Es wurden während der Konzepterstellung eine Reihe von Aspekten beleuchtet und an vielen Stellrädchen nachjustiert, beispielsweise soll die Aktion 'Nette Toilette' auch zur Nachtzeit ausgebaut werden, um das Angebot allgemein zugänglicher Toiletten in diesem Zeitraum zu verbessern", heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Auch das städtische Konzept setze auf ein Konfliktmanagement, das nachts mit Teams an den Hotspots im Einsatz ist und "für alle Seiten ein offenes Ohr hat." Diese Teams beginnen zunächst am Main mit ihrer Arbeit, seien jedoch auch über Hotline erreichbar.

Das städtische Konzept setzt auf ein Konfliktmanagement, das nachts mit Teams an den Hotspots in Würzburg im Einsatz ein. Die Pilotphase startet zunächst am Sanderauer Mainufer.
Foto: Thomas Obermeier | Das städtische Konzept setzt auf ein Konfliktmanagement, das nachts mit Teams an den Hotspots in Würzburg im Einsatz ein. Die Pilotphase startet zunächst am Sanderauer Mainufer.

Zudem würden die Auswirkungen des Gesamtkonzepts über einen längeren Zeitraum evaluiert. Anpassungen - auch räumlicher Art oder das Verbot betreffend - seien möglich, sollten sich diese nicht bewähren. Der Zustand vor dem Gesamtkonzept hatte sich laut Kleiner allerdings auch nicht bewährt, sondern brachte eine starke Belastung für die Anwohnerschaft und zwang zu einer Neuausrichtung, die nun auch die rechtliche Grundlage beinhaltet, Uneinsichtigen Verwarnungen und Platzverweise zu erteilen.

Interessensgemeinschaft setzt sich zudem für Konzept "Safer Party" ein

Der Interessensgemeinschaft ist das Konzept der Stadt nicht reichhaltig genug. "Ein Alkoholverbot reicht einfach nicht aus, um die Situation hier zu klären", sagt Bettinger. Deshalb setzt sich die IG auch für ein Konzept namens "Safer Party" gemeinsam mit dem Dehoga ein. Ziel des 2007 von Dehoga, Stadt Würzburg, Polizei und Gastronomen ins Leben gerufenen Konzeptes ist dem unkontrollierten Betrinken und den oftmals damit verbundenen Gewalt- und Sachbeschädigungsdelikten einiger, weniger Gäste besser Einhalt gebieten zu können.

"Wenn Straftaten passieren, dann meldet der Betrieb das der Polizei. Diese übermittelt dann die Kontaktdaten und den Vorwurf an mich in meiner Funktion als Rechtsanwalt. Daraufhin erhält der Täter oder die Täterin für alle Betriebe, die beim Konzept 'Safer Party' mitmachen, ein Hausverbot", erklärt Michael Schwägerl auf Anfrage dieser Redaktion.

Dieses Foto hat eine Anwohnerin geschossen. Im vergangenen Jahr hat sie sich mit weiteren Anwohnenden in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Schuchardt gewandt. Der Grund: Nächtliche Ruhestörungen (Archivbild).
Foto: Claudia Tischler | Dieses Foto hat eine Anwohnerin geschossen. Im vergangenen Jahr hat sie sich mit weiteren Anwohnenden in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Schuchardt gewandt. Der Grund: Nächtliche Ruhestörungen (Archivbild).

Er betont, dass es sich hierbei eindeutig um Straftaten wie Körperverletzung handeln muss, "das passiert nicht, wenn einer mal zu viel getrunken hat oder zu laut ist." Übergeht der Täter oder die Täterin das Hausverbot im selben oder in einem anderen Lokal, dann folgt eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, "das ist entsprechend zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft so abgeklärt", sagt Schwägerl.

Die Forderung der IG: Mehr freie Toiletten sowie Ruhestifter

Darüber hinaus fordert die IG mehr freie und kostenlos zugängliche WC-Möglichkeiten sowie den Einsatz von Ruhestifterinnen oder Ruhestiftern, wie es sie bereits vor den Bars "Loma" und "Hoffnung" sowie dem "Kurt & Komisch" gebe. So sagt Bettinger über die Interessensgemeinschaft: "Wir wollen proaktiv und gemeinsam Regeln und Konzepte erarbeiten, um die Lärmproblematik durch Passantinnen und Passanten in den Griff zu bekommen, Müll und andere Hinterlassenschaften zu minimieren und künftig eine direkte und einheitliche Kommunikation zwischen Anwohnerinnen und Anwohnern, Politik, Behörden und Gastronomie ermöglichen."

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Auch Philipp Schmitt ist Mitglied der IG und langjähriger Mitgestalter des "Kurt & Komisch", er führt außerdem einen Gastro-Betrieb in Köln und erklärt, warum es die IG seiner Meinung nach braucht. "Wir haben dort die Interessensgemeinschaft Belgisches Viertel gegründet und gestalten dort mittlerweile sogar das Verkehrskonzept mit. In Köln hat sich nämlich erwiesen, dass sämtliches, was die Stadt versucht hatte, zu theoretisch war. Das war nicht realitätsnah", erzählt er. Für ihn fiel die Arbeit in der Kölner Interessensgemeinschaft derart produktiv und ergebnisreich aus, dass das Vorbild auch für Würzburg tauge.

 
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  • Zeitgsfan
    Die Lebenseinstellung hat sich einfach sehr gewandelt. Anstand und Rücksichtnahme gibt es bei Vielen, die den öffentlichen Raum für ihren Egoismus missbrauchen, halt nicht mehr. Viele Gutverdiener zogen in die Speckgürtel größerer Städte, um es grün, ruhig und für ihre Kinder saubere Luft zu haben. Nun strömen diese unerzogenen Nachkommen in die Städte, um zu feiern und sich aufzuführen, wie man es in seinem Dorf, seiner Kleinstadt nicht dürfte. Regeln gelten nicht, sie belästigen Andre durch, Lärm, Müll, Wildpinkeln und schämen sich nicht mehr. Im Waldfriedhof und dem Hofgarten gehen Leute, nicht unbedingt junge, mit Hunden spazieren oder fahren Fahrrad. Der Respekt ist abhandengekommen. Die Last haben die Städter, die die Steuern zahlen, zu tragen.
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  • letsgo101
    Das kommt davon wenn nur von einer Seite bestimmt wird. Man macht in Würzburg immer wieder den Fehler die Anwohner/Anlieger rechtzeitig mit ein zu beziehen. Vielleicht würde es auch etwas helfen wenn die Verantwortlichen so ein Nachtleben vor der eigenen Türe hätten. Da würden sich ganz bestimmt ganz schnell Entscheidungen treffen. Mit dem Nachtleben und der Nachtruhe funktioniert in Würzburg recht wenig. Aber weiter so, die Anwohner mehr verärgern den Feiernden mehr zu gestehen, so macht sich die Stadt einen Namen !
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  • flyarcus@gmx.de
    In anderen Ländern werden an solchen Stellen schon Misthaufen aufgeschüttet um die Säufer zu vergrämen...mit Erfolg.
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  • bernhardrenner1965@gmail.com
    Macht man sich selbst strafbar, aber gut. Wenn es kein Nachtleben mehr in Würzburg gibt gibt es bald auch keine Studenten mehr, ohne 30000 Studenten keine Uni, ohne Uni 4400 Mitarbeiter*innen weniger, dann zieht auch Forschung und Unternehmen ab. Ich glaube den meisten hier ist es nicht ganz klar, wie wichtig ein gesundes Nachtleben für eine Universitätsstadt ist.
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  • letsgo101
    Sie schreiben das richtige Wort " gesundes Nachtleben" . Aber was ist an dem derzeitigen Nachtleben gesund ? Weder der Alkohol, noch die Lautstärke, noch das unflätige Benehmen einiger. Die Anwohner macht es jedenfalls krank. Ihre Vorstellung es gäbe wegen eingeschränktem Nacht leben keine Studenten mehr ist auch sehr weit hergeholt. Vielleicht sollten sich die Studierenden einmal den Grundsatz des Studiums vor Augen halten. Da ist bestimmt nichts von stetigen Partys und Gelage vorgesehen. Das junge Leute einmal eine Auszeit benötigen ist auch verständlich, aber dann nicht auf Kosten anderer. Überlegen Sie sich Ihr Studien-Verhalten einfach noch einmal !
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  • bernhardrenner1965@gmail.com
    Das kann ich entschieden zurück weisen! In den meisten Nächten handelt es sich bereits heute um ein gesundes Nachtleben. Ihre beschriebenen Exzesse finden vorwiegend an Wochenende statt. Diese habe ich selbst auch schon erlebt. Jedoch sehe ich einen klaren Zusammenhang, zwischen Einschränkungen des Nachtlebens und Studierendenzahlen. Wenn man sich für ein Studium informiert, spielt auch immer die Attraktivität der Stadt eine Rolle. Diese würde unter weiteren solcher Maßnahmen leiden. Das ich mich selbst einmal damit auseinander setzen sollte finde ich sehr anmaßend und weise ich zudem zurück. Ob sie es schlecht oder gut finden, Studierende sind junge Menschen die auch gerne nachts unterwegs sind wenn das in ihrer Studienstadt nicht möglich ist, werden sie diese auch nicht weiter empfehlen was zu einem Rückgang der Studierenden führen kann und meiner Meinung auch wird.
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  • harryamend@outlook.de
    Das Gejammer der Clubs und Co. ist kaum zu ertragen, das einzigste Konzept was die möchten ist wie sie am meisten davon profitieren und sonst gar nichts.
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  • Fuchs-75
    Mich verwundert, dass sich sämtliche Berichterstattung und auch die Maßnahmen ausschließlich auf die Sanderstraße konzentrieren. Als Anwohner der Gerberstraße erleben wir die gleichen Auswüchse! Ähnliche Bilder, wie das von Fr.Tischler haben wir schon mehrmals an den kommunalen Ordnungsdienst geschickt. Die Reaktionen sind von abwiegeln bis gar nicht antworten.............
    Verbesserungen gibt es jedenfalls keine!!!
    Vielen Dank für nichts an den kommunalen Ordnungsdienst!!! Feiern ist in Würzburg halt doch wichtiger als die Nachtruhe der Anwohner!
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  • Alfisti
    Ist ja eine "Studentenstadt".
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