Unter dem Namen "Nachtleben in Würzburg - sicherer und konfliktfreier machen!" hat die Stadt Würzburg ein Konzept entwickelt, um einem großen Problem in der Stadt entgegen zu wirken: Müll, Lärm und Wildpinkeln. Darüber beschweren sich viele Anwohnerinnen und Anwohner an Würzburger Hotspots wie dem Sanderauer Mainufer, der Sanderstraße oder dem Alten Kranen in den Sommermonaten. Konkret geplant sei dort sowie an der Leonhard-Frank-Promenade und der Juliuspromenade laut Konzept ein nächtliches Alkohol- und Musikverbot.
Über die rechtlichen Umsetzungsschritte soll der Stadtrat in der Sitzung am 5. Mai entscheiden. Doch schon jetzt sorgt das Konzept für Kritik. Besonders bei den Betroffenen. Viele stellen sich die Frage, wo die Jugend heutzutage noch ohne Konsumzwang verweilen kann. Zumal seit Kurzem auch die beliebten Außenanlagen der Festung nachts gesperrt sind. Ein Stimmungsbild der Würzburger Jugendorganisationen der Parteien.
Was halten die Jugendorganisationen von dem städtischen Konzept?
Die Meinungen sind gespalten. Das Würzburger Jugendbündnis, das im Namen der Grünen Jugend, der Jusos und der Linksjugend Solid spricht, teilt zwar die Ansicht, dass das Nachtleben möglichst sicher und konfliktfrei ablaufen soll, allerdings hält es die Herangehensweise für falsch. "Durch dieses Konzept werden erstens tausende Menschen in 'Sippenhaft' genommen, nur weil Einzelne über die Stränge schlagen. Konfliktfreiheit wird außerdem nur zwischen Feiernden und Anwohner*innen gedacht, nicht aber zwischen Feiernden und Feiernden", schreibt es. Das Bündnis befürchtet außerdem Verlagerungseffekte.
Die Jungen Liberalen halten viele Maßnahmen des Konzepts für richtig, zumal sie Handlungsbedarf an den Hotspots sehen. So beispielswiese die Beleuchtung des Weges entlang des Mainufers in der Sanderau, mehr Abfallbehältnisse, öffentliche Toiletten und Sitzgelegenheiten. Sie kritisieren jedoch, dass genau diese Maßnahmen eher im Hintergrund des Konzeptes stünden und vor allem in der Finanzierung nicht abschließend geklärt seien. "Im klaren Vordergrund steht die Schaffung von Alkoholverbotszonen als scharfes Schwert. Wir befürchten, dass die 'schnelle Lösung' des Alkoholverbotes dem Bauausschuss und der Stadt lieber ist, als die kostentragenden Maßnahmen", sagt Juli-Vorsitzender Tilman von Heygendorff im Namen der Organisation. Sie habe eine höhere Bereitschaft des Bauausschusses zur Kompromissfindung vor allem im Umgang mit der örtlichen Jugend erwartet. Und: "Wir hätten uns gefreut, wenn auch die politischen Vorfeldorganisationen und Jugendorganisation in die Erstellung des Konzeptes eingebunden worden wären."
Die Junge Union ist davon überzeugt, dass das Konzept keinen extremen Standpunkt vertreten soll - also weder "nur Party", noch "alles verboten". Rena Schimmer, Vorsitzende der Jungen Union Würzburg Stadt und Stadtratsmitglied betont, dass das neue Konzept notwendig wurde, weil das Gleichgewicht zwischen Party und Lärm und Sauberkeit und Ordnung nicht mehr gegeben gewesen sei. "Das Konzept versucht nun zwischen den jungen Feiernden auf der einen, und den Bürgern und Anwohnern auf der anderen Seite zu vermitteln. Wichtig hierbei sind Dialog und Kommunikation, sodass Konflikte frühzeitig erkannt und präventiv verhindert werden können", so Schimmer. Für die Verschiebung des Party-Hotspots an den Graf Luckner-Weiher müsse laut Schimmer jedoch noch eine andere Lösung gefunden werden, da der Weiher, "unserem Empfinden nach zu weit entfernt ist, um gut angenommen zu werden."
Wo soll die Jugend heutzutage noch ohne Konsumzwang verweilen?
Auch das Würzburger Jugendbündnis kritisiert die im Konzept vorgesehene Eventlocation am Graf-Luckner-Weiher und auch ein Alkoholverbot in gängigen Verweilzonen. Jugendliche und andere Feiernden würden so gezwungen, in Bars zu konsumieren, "was sich nicht alle leisten können", oder sie würden aus der Innenstadt verbannt. "Die letzte Alternative ist noch die Alte Mainbrücke, denn Drogenkonsum mit Stil ist natürlich vollkommen in Ordnung. Das darf nicht sein!"
Die Jungen Liberalen erwarten künftig eine Entzerrung und Dezentralisierung der Party-Hotspots, da durch die fallenden Corona-Beschränkungen nun Clubs und Bars wieder geöffnet haben. "Daher finden wir es falsch, bereits jetzt - ohne auf die Entwicklung bei gelockerten Maßnahmen zu schauen - die öffentlichen Bereiche zu Alkoholverbotszonen zu machen", sagt Tilman von Heygendorff. Ohne Konsumzwang würden nur noch die eigene Wohnung, oder andere öffentliche Bereiche, die sich zu neuen Hotspots entwickeln können, übrig bleiben. Auch er sieht die Eventlocation am Weiher durch die Abgelegenheit als "eine mehr schlechte als rechte Lösung."
Die Junge Union hingegen sieht nicht, dass ein Alkoholverbot einem grundsätzlichen Verweilen ohne Konsumzwang entgegenstehen würde, "insbesondere da bis zu einer gewissen Uhrzeit auch an den betroffenen Stellen mit Alkohol und ohne Konsumzwang verweilt werden kann", so Schimmer. In Würzburg gebe es viele Orte, an denen sowohl die Jugend, aber auch andere Generationen ganz ohne Konsumzwang verweilen könnten.
Welchen Lösungsvorschlag haben die Organisationen, um an den Hotspots Müll, Wildpinkler und Lärm zu verhindern?
Zunächst sollte das Allparteiliche Konfliktmanagement (AKIW) angewendet und dessen Wirksamkeit nach einem Jahr evaluiert werden, sagt das Würzburger Jugendbündnis. Zusätzlich sei notwendig, mehr Mülltonnen mit der Möglichkeit Pfand zurückzulassen und Dixiklos aufzustellen.
Ähnlich sehen das die Jungen Liberalen. Auch sie möchten mehr Möglichkeiten der Abfall- und Altglasentsorgung bieten. "Dass öffentliche Plätze zur Müllhalde werden, darf nicht passieren", so von Heygendorff. Wichtig sei zudem die Prävention von Lärm. Die Julis halten eine strengere Einhaltung von Ruhegeboten und das Verbot der Nutzung von besonders lauten Musikanlagen ab einer gewissen Uhrzeit für richtig. Das Wildpinkeln in Bereichen der Innenstadt könne ihrer Meinung nach durch vorgeschlagene Konzepte wie die "nette Toilette" entgegengewirkt werden. Im Bereich der Sanderau könnten neu aufgestellte oder gebaute Toiletten oder mobile Toilettenkabinen die Situation entspannen.
Dass sich diese Probleme nicht vollständig eindämmen lassen, habe sich in der Vergangenheit bereits gezeigt, sagt hingegen Rena Schimmer. Das Angebot mobiler Toiletten sei von Frauen kaum bis gar nicht verwendet worden. Dem Problem des hohen Müllaufkommens habe sich die CSU-Fraktion bereits angenommen und dafür gesorgt, dass mehr Mülleimer am Mainufer in der Sanderau aufgestellt worden seien. "Leider hat sich auch hier wieder gezeigt, dass diese nur teilweise verwendet werden. Wir finden es schade, dass unsere Generation hier so unverantwortlich und respektlos mit der Natur umgeht und ihren Müll nicht mitnimmt oder entsprechend in den extra hierfür aufgestellten Mülleimern entsorgt."
Glauben die Organisationen, dass sich das Alkoholverbot gut durchsetzen lässt?
"Auf einer so großen Fläche ist das Alkoholverbot kaum durchsetzbar", schreibt das Würzburger Jugendbündnis. Zusammenstöße und Konflikte seien vorprogrammiert, denn ein hohes Polizeiaufgebot habe mehr eine eskalierende denn deeskalierende Wirkung. "Wen es stattdessen braucht, sind Sozialarbeiter*innen und pädagogisch geschultes Personal."
Auch die Julis kritisieren, dass es besonders im Bereich der Sanderau und der Sanderstraße besonders bei Dunkelheit schwer werden würde, zu kontrollieren. Zum einen seien viele Einsatzkräfte notwendig, zum anderen sei die angestrebte Fläche des Alkoholverbotes sehr groß und biete gute Möglichkeiten, der Kontrolle zu entgehen. "Ein Alkoholverbot, insbesondere auf der Juliuspromenade und der Sanderstraße, verfehlt seinen Zweck, wenn dafür legal in den umliegenden Straßen und Gassen getrunken wird", so von Heygendorff.
Die Junge Union hingegen setzt auf eine gute Mischung aus Kontrolle und Dialog. Es sei wichtig, für Verständnis für die neuen Regelungen zu werben. "Die Personalkapazitäten der Polizei und des Kommunalen Ordnungsdienstes sind beschränkt und es muss sichergestellt werden, dass ausreichend Kapazitäten für alle Aufgaben, mit denen die beiden Organisationen betraut sind, vorhanden sind", sagt Schimmer. Daher bedürfe es regelmäßigen Evaluationen, sodass zeitnah auf neue Entwicklungen eingegangen werden könne und die dann geltenden Maßnahmen passend auf die Situation zugeschnitten würden.
Ansonsten schreien sie nach „pädagogisch geschultes Personal“ anstatt einfach ihren eigenen Dreck wegzuräumen!
Wie egozentrisch, verhätschelt und der Lebenswirklichkeit entfremdet muß man sein!
Arme Gesellschaft! So wird das wohl nichts mit der Generationenrente…
dass in der heutigen Gesellschaft die Leute immer egoistischer werden und außer an sich selber an niemand und nichts anderes mehr denken. Das wundert mich aber ehrlich gesagt wenig, denn "man" bekommt ja vorgelebt, wer auf irgendwas freiwillig verzichtet bzw. sich selber mehr anstrengt als unbedingt nötig, ist selber schuld; cool sind diejenigen, die sich einfach benehmen wie sie wollen und sch### drauf was das für alle anderen bedeutet. Das in Verbindung mit einer Gesellschaft, wo praktisch jede/r lieber wegschaut (weil es nur Ärger bedeutet sich einzumischen) und einem Staat, der praktisch alles unterhalb von Betrug, Mord und (Lebensmittelsuche in) Containern (gefühlt) straflos durchgehen lässt, gibt eine ganz unangenehme Gemengelage, die sich dann entsprechend auswirkt.
Könnte es sein, dass hier eine (Rück)Besinnung auf sozial(er)e Leitwerte nötig wäre?
Unverdorbene und trotzdem weggeworfene Lebensmittel aus Containern holen und sinngemäß verwenden, also essen, ist meiner Ansicht nach legitim und auf jeden Fall das genaue Gegenteil von dem, was vom Party-Volk an Müll produziert und liegengelassen wird wo man/frau geht und steht.
Sie haben meine feine Ironie nicht verstanden. Mit allem möglichen ### kommt man bei Gericht als (auf Bewährung) frei(gesprochen)er Mensch wieder raus, aber wer containert, begeht ein Kapitalverbrechen und muss STRENG bestraft werden...
Wer sich die Bilder ansieht, weiß, daß das nicht nur ein paar wenige waren. Wenn man dieses eklatant unsoziale Verhalten nicht anders in den Griffe bekommt, dann eben so. Aber bitte nicht nur den Alkoholkonsum auf Sanderstrasse und Juliuspromenade (und Umfeld!!!) untersagen sondern erst recht den Verkauf nach 22:00!
Überall, wenn sich alle an die Regeln halten! Keinen Müll liegen lassen, keine Scherben liegen lassen, sich nicht nur volllaufen zu lassen und die Anwohner nicht mit überlauter Musik oder Gegröhle belästigen usw.
Nicht nur feiern ohne Rücksicht auf Verluste, sondern auch einmal RÜCKSICHT nehmen auf Andere!
Für mich wächst da die nächste Generation Alkoholkir*innen heran, wenn entspannen und gute Stimmung nur noch mit Alk geht.
Ich finde es ok , wenn ab bestimmten Uhrzeiten und an bestimmten Stellen der Konsum (und Verkauf!!!) verboten wird.
Gehen Sie mal an Werktagen so gegen 13-13.30 Uhr durch die Karlstadter Innenstadt..Berufsschule Mittagspause..Da haben von 10 Jugendichen mindestens 7 eine Bierflasche in der Hand und spazieren durch die Stadt..egal ob "Männlein oder Weiblein"..
Ich bin jedesmal aufs Neue Entsetzt was ich da täglich sehe ..Alkohol statt Brötchen..!!
Hat man noch so gute Vorschläge????
Man muss sich nur die Bilder anschauen, da weiss man was los ist.
Es interessiert diese verzogenen Typen nicht, wie es danach ausschaut.
Personalien feststellen und am nächsten Tag die Eltern mit ihren verzogenen Kindern zum aufräumen antanzen lassen. Nicht polizeilich erst 3x DuDuDu, sondern die Musikanlagen sofort (bis zum Herbst) sicherstellen und Platzverweise für die Stadt von 21 bis 6 Uhr und zwar für vier aufeinanderfolgende Wochenenden ausstellen. Es muss nur konsequent und HART durchgegriffen werden.
Und nein, früher war nicht alles besser, aber der R E S P E K T vor Anwohnern, der Allgemeinheit und deren Eigentum war vorhanden.
wurden die "Ersties" gefragt
warum sie ausgerechnet in Würzburg studieren...
die Antworten waren fast immer...
Weil man da so schön feiern kann...
und ihr hier keine Grenzen aufgezeigt bekommt.
damit muss Schluss sein...
Wir sind früher sogar am nächsten Tag nochmal zum Weiher rausgefahren und haben bei Tageslicht nachgesehen, ob wir ordentlich aufgeräumt hatten.
Denn wir wollten ja demnächst auch selbst wieder raus und nochmal dort feiern, ohne in Dreck, Glasscherben und Kippen zu ersticken. Denn da hat keiner hinter uns aufgeräumt, außer wir selbst.
"Früher" war übrigens Ende der 1980er, Anfang der 1990er.
Ich weiß nicht, was in den letzten 25 Jahren passiert ist, dass das heutzutage nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint.
Und da muss sich wohl auch die Elterngeneration mal an die eigene Nase fassen.
Ich kann mich nicht erinnern, daß irgendjemand in unserem Umfeld Nachbarn in den Hausgang gepinkelt oder vor die Türe gek*tzt hat. Und das liegt nicht etwa an meinem Gedächtnis. Mit offenen Bierflaschen in der Hand sind wir auch nicht durch die Stadt gezogen - das Bechern haben wir indoor oder auf der Wiese erledigt.