Der Würzburger Osaivbie Ekogiawe, genannt Kelvin, kämpft weiterhin um sein Bleiberecht in Deutschland. Hier lebt der 20-Jährige seit mehr als vier Jahren gut integriert, hier hat er die Mittelschule abgeschlossen und eine Ausbildung zum Sozialpfleger begonnen.
Fast vier Monate sind nun vergangen, nachdem die Zentrale Ausländerbehörde für Unterfranken beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) Beschwerde gegen die Entscheidung des Würzburger Verwaltungsgerichts eingelegt hat.
Verwaltungsgerichtshof in München: Noch keine Entscheidung getroffen
Dieses hatte Mitte Oktober 2022 festgestellt, dass der 20-Jährige nicht, wie von der Ausländerbehörde beabsichtigt, nach Nigeria abgeschoben werden darf. Jedenfalls nicht, bevor über seinen Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis entschieden wurde. Diesen Antrag hatte Ekogiawe bereits im Juni 2022 gestellt.
Doch die Ausländerbehörde hatte die Abschiebung beantragt und den 20-Jährigen im Oktober in "Ausreisegewahrsam" nehmen lassen. Dies wurde am folgenden Tag vom Würzburger Amtsgericht widerrufen. Sowohl dort als auch fünf Tage später vor dem Verwaltungsgericht hatten mehr als 150 Menschen für Kelvin und gegen die Abschiebepraxis demonstriert.
Der Fall des jungen Nigerianers wurde bekannt, weil sein Fußball-Verein, der SV Heidingsfeld, in sozialen Netzwerken darauf öffentlich aufmerksam gemacht und um Unterstützung gebeten hatte. Auch der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt meldete sich zu Wort und appellierte, "Ekogiawe den Aufenthalt zu ermöglichen". Schließlich sei dieser "ein Würzburger geworden".
Würzburger Rechtsanwältin: Unerwartet lange Wartezeit im Eilverfahren
Die auf Migrationsrecht spezialisierte Würzburger Anwältin Mara Ortler sagt auf Nachfrage dieser Redaktion jetzt: "Es gibt derzeit nichts Neues." Sie habe zwar mit einer früheren Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs gerechnet, wisse aber auch, dass ein Verfahren dort auch mal bis zu zwei Jahre dauern könne.
Die VGH-Pressestelle teilt auf Anfrage mit, dass das Gericht "um eine möglichst zügige Verfahrensgestaltung bemüht" sei. Da es sich um ein Eilverfahren handelt, werde es "ohne mündliche Verhandlung im schriftlichen Verfahren entschieden". Die bisherige Dauer liege angesichts der vorgegebenen Fristen für die Begründung der Beschwerde und der Stellungnahmen aber "im Bereich des Üblichen", so der VGH.
Ergeben sich im Verfahren neue Tatsachen oder weitere Fragen, müsse "der Senat diesen nachgehen". Das sei hier der Fall, heißt es in der Antwort der Pressestelle.
Dem bayerischen Landtag liegt darüber hinaus eine privat eingebrachte Petition vor, Ekogiawe auf politischem Weg ein Bleiberecht zu ermöglichen. Mit dieser will sich der Petitionsausschuss des Landtags aber erst beschäftigen, falls der Verwaltungsgerichtshof der Beschwerde der Ausländerbehörde zustimmt und eine Abschiebung wieder möglich wäre.
Praktikum im Würzburger Seniorenheim: Ablenkung und Freude
Und Kelvin? Er hat im September an der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg eine schulische Ausbildung zum Sozialpfleger begonnen. Im Januar absolvierte er dafür in einem Würzburger Seniorenheim ein Praktikum. "Das hat ihm viel Freude bereitet", sagt Kelvins Freundin Elisa Goldberg. Die Tätigkeit habe den 20-Jährigen vorübergehend ablenken können. Nun gehe es ihm aber wieder schlechter, "denn ihn belastet diese Situation schon sehr".
Auch für die Würzburger Studentin ist die unsichere Situation ihres Freundes eine Belastung: "Ich würde ihm gerne noch mehr helfen. Wir reden, schmieden Pläne und träumen vor uns hin, in der Hoffnung, dass diese Träume eines Tages wahr werden."
Ich finde es nicht besonders fair solchen illegalen Einwanderern große Hoffnungen zu machen und sie dann (erst) nach Jahren abzuschieben.
Gehen oder bleiben sollte sich entscheiden ob jemand in einer gewissen Zeit:
- straffrei bleibt
- gute Deutschkennnisse nachweisen kann
- einen Schulabschluss sowie eine Ausbildung oder ein Studim nachweisen kann
- einen festen Arbeitsplatz hat
Für Leute aus "sicheren Staaten" sollte zudem ein Punktesystem angewandt werden d.h. werden seine Qualifikationen hier benötigt? bringt er dem Land etwas oder nicht?
Wer besteht darf bleiben, wer nicht muss unweigerlich gehen.
Sicherlich gibt es auch hier Härtefälle bzgl. der Familie aber auch dafür kann man Lösungen finden z.B. Aufschub mit Auflagen.
Deutschland eiert immer herum und ist jedes Mal selbst überrascht wenn es wieder schief geht.
warum muss man um hier zu antworten zwei Gruppen (Ukrainier, Nigerianer) gegeneinander ausspielen? - hat man sonst keine Argumente?
Nigeria ist ein riesiges Land, weite Teile davon entsprechen mittlerweile einem "failed state". Die Regierung ist koruppt, Menschenrechte werden verletzt, relative Armut ist allgegenwärtig.
Ich kann jeden verstehen der versucht aus solch einem Land zu fliehen weil er sich anderswo eine bessere Zukunft erhofft.
In der Ukraine verhält es sich ählich, im Osten herrscht Krieg und in der westlichen Ukraine Armut und Korruption. Die meisten Flüchtlinge in der Ukraine sind Binnenflüchtlinge d.h. sie sind von den besetzten und im Kriegszustand befindlichen Gebieten in die Westukraine geflohen. Jeder der weiter nach Westeuropa zieht macht das nicht zuletzt auch aus der Hoffnung heraus auf ein besseres Leben als es im Westen der Urkaine möglich wäre.
kann man in der Ausländerbehörde nicht den gesunden Menschenverstand walten lassen und Menschen, die gebraucht werden, einfach eine Aufenthaltsberechtigung erteilen?
Würden Sie beruflich mit Gesetzen zu tun haben, würden Sie dies auch verstehen.
Entscheidungen, wie sie es wünschen, wird es nicht geben denen dann waere der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Wenn diese Gesetz dem widersprechen, was wir als Nation dringend brauchen, dann sollten sie schleunigst geändert werden.
Und jedes Gesetz kann unterschiedlich ausgelegt werden.
In Bayern hat man sich scheinbar darauf festgelegt, dem eigenen Volk massiv schaden zu wollen. Anders kann man sich nicht erklären, dass Menschen, die Mangelberufe lernen, abgeschoben werden sollen.
Sollte kein Asylgrund vorliegen ,muss die Abschiebung erfolgen.
Die EU diskutiert ja zur Zeit, wie Abschiebungen zügiger durchgeführt werden.
Von Integration kann man im vorliegenden Fall noch lange nicht sprechen, der junge Mann macht seit September eine schulische Ausbildung, Ausgang offen.
Zudem scheint es sich um eine sportliche Sache (Fussball) zu handeln , da der Artikel vom Sportjournalisten geschrieben wird.
Zudem sollte ein erfolgreicher Berufsabschluss vorhanden sein.
Zudem steht im Bericht nicht, ob der junge Mann Sozialleistungen erhält, bzw. nicht vom Staat abhängig ist.
Soll er doch erstmal seine Berufsausbildung erfolgreich abschließen, sollte er diese nicht bestehen, liegt er dem Sozialstaat auf der Tasche.
Der junge Mann ist 20, sein Asylantrag wurde abgelehnt, weil kein Asylgrund vorlag, reicht eigentlich für eine sofortige Abschiebung.
Sie schreiben die traurige Wahrheit.
Aber dass sich die Ausländerbehörden bei denen austoben, die sich integrieren wollen und etwas leisten für die Allgemeinheit, kann trotzdem nicht richtig sein!