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Schweinfurt
Zu wenig Discos, Orte und Angebote: Wird der Jugend in Schweinfurt nichts geboten?
Die Jugend in Schweinfurt will mehr mitsprechen und gestalten. Was sie fordert und welche Angebote Oberbürgermeister Remelé und die Stadt machen.
Mina Blüml (14), Anthony Höchemer (17) und Iman Tahir (15) wollen mehr Mitsprache und Austausch in ihrer Heimatstadt. Aus ihrer Sicht fehlt es an Angeboten für ihre Altersgruppe in Schweinfurt.
Foto: Marcel Dinkel | Mina Blüml (14), Anthony Höchemer (17) und Iman Tahir (15) wollen mehr Mitsprache und Austausch in ihrer Heimatstadt. Aus ihrer Sicht fehlt es an Angeboten für ihre Altersgruppe in Schweinfurt.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Oft sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen können. Wer Anthony Höchemer und seine beiden Mitschülerinnen Mina Blüml und Iman Tahir bei der Diskussionsrunde zum Sommerempfang des Stadtjugendrings Schweinfurt in der Rathausdiele zuhört, erkennt, dass es insbesondere den jungen Menschen in Schweinfurt an solchen kleinen Dingen fehlt. Egal ob Jugenddiscos oder zentrale Plätze, wo man sich treffen kann: Viele Jugendliche vermissen in Schweinfurt passende Angebote. 

Höchemer, Blüml und Tahir besuchen die Walter-Rathenau-Schulen und die Frieden-Mittelschule in Schweinfurt. Dort sprechen sie für die zirka 1691 Schülerinnen und Schüler. Wie können junge Menschen sich mehr in die Entwicklung ihrer Stadt einbringen und wie kann aus Schweinfurt eine jugendfreundlichere Stadt werden? Diese Frage diskutierten die drei Jugendlichen unter der Moderation des Stadtjugendrings mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und dem Leiter des Sozialreferats, Jürgen Montag, sowie SPD-Stadtrat Ralf Hofmann. 

Wer in Schweinfurt was erleben will, fährt nach Würzburg

"Wir haben bei unseren Mitschülern nachgefragt, welche Veranstaltungen sie in den vergangenen Jahren in der Stadt besucht haben." Die Antworten seien immer gleich und immer gleich kurz ausgefallen: Vogelschuss, Volksfest und Stadtfest. Wer als junger Mensch in Schweinfurt etwas erleben wolle, müsse entweder in die Dörfer im Landkreis oder gleich ins benachbarte Würzburg fahren. 

Vom Pop-up-Volleyballfeld bis zu einem eintrittsfreien Tag im Schwimmbad Silvana: Die Jugendlichen haben viele Ideen, wie Schweinfurt für junge Menschen lebenswerter werden könnte. Zu sehen sind Luca Häusler (hinten links), Vorsitzender des Stadtjugendrings Schweinfurt, Oberbürgermeister Sebastian Remelé sowie Sozialreferent Jürgen Montag.
Foto: Marcel Dinkel | Vom Pop-up-Volleyballfeld bis zu einem eintrittsfreien Tag im Schwimmbad Silvana: Die Jugendlichen haben viele Ideen, wie Schweinfurt für junge Menschen lebenswerter werden könnte.

"Es ist sehr schade, dass Jugendliche in andere Städte fahren müssen, um auf Veranstaltungen zu gehen, die für sie gemacht sind, obwohl wir in Schweinfurt großes Potenzial haben", resümiert Anthony Höchemer. Es fehlten zentrale Orte, wo sich junge Menschen treffen können, kritisiert Mitschülerin Iman Tahir. "An Plätzen wie dem Skaterpark oder vor dem Theater fühlen wir uns nicht wohl."

Zumindest was die kulturellen Angebote angeht, scheinen die Jugendlichen durchaus einen Nerv bei den Verantwortlichen getroffen zu haben. Stadtrat Ralf Hofmann (SPD) gesteht, dass diejenigen, die in Schweinfurt Kultur bestimmen, wesentlich älter seien. Dennoch würden Angebote bestehen – auch für Jugendliche, meint Sozialreferent Jürgen Montag, der auf den Stattbahnhof und den dort tätigen Verein verweist. Das sieht auch der OB ähnlich: "Es ist eigentlich alles da. Ihr müsst nur zugreifen", meint er mit Blick auf die zahlreichen Sportvereine der Stadt. "Ich erwarte auch, dass ihr euch umseht und die Möglichkeiten nutzt, die wir haben", so der OB. Doch es ist noch etwas anderes, etwas viel Grundlegenderes, was nach Angaben der Jugendlichen vor Ort fehlt. Passende Ansprechpartner. 

Jugendlichen fehlt der direkte Draht ins Rathaus

"Jugendliche gehen mit ihren Anliegen und Problemen eher zu Gleichaltrige", erklärt Luca Häusler, der Vorsitzende des Stadtjugendrings Schweinfurt. Ein direktes Gremium mit Schülern und Stadträten gebe es nicht. Eine Idee, wie junge Menschen und Politik besser zueinander finden könnten, bietet aus Sicht der Schülerschaft ein Jugendparlament. "Dadurch wäre die Demokratie vielfältiger", meint Iman Tahir. In anderen Landkreisen habe sich dieses Format schon etabliert, verweist sie auf den Jugendkreistag in Kitzingen.

Aber auch ein stärkerer Austausch der Schülermitverantwortung (SMV) mit der Stadt und mehr Werbung über die Sozialen Medien wäre aus Schülersicht nützlich. "Viele Jugendliche nutzen Instagram", so Tahir.

Remelé: Jugendliche sollen Eigeninitiative ergreifen

Dem Vorschlag eines Jugendparlaments standen Sozialreferent und OB zunächst skeptisch gegenüber. "Letztlich scheitern solche Dinge in der Regel an mangelnder Kontinuität", glaubt Montag. Gerade junge Menschen würden nach der Schule aus Schweinfurt wegziehen, um zu studieren oder zu arbeiten. "Wir können aber gerne darüber reden." Einig ist man sich darin, dass man einen anderen Zugang zu den Jugendlichen und ihren Nöten braucht. "Ich vermisse die Jugend im öffentlichen Raum", sagt Remelé. Für die Stadt sei es schwer, einen repräsentativen Zugriff auf die Jugend zu erhalten.

"Man muss das Rad nicht neu erfinden", meint Luca Häusler am Ende der Debatte. Es brauche ein einfaches, niederschwelliges Angebot, um Jugendliche und Stadtverwaltung ins direkte Gespräch miteinander zu bringen. Die signalisierte Gesprächsbereitschaft der Stadt sei ein Anfang und zeige, dass sich die Politik ernsthaft für die Jugendlichen und ihre Stadt interessieren. Die lud die Schülersprecher und den Stadtjugendring zu einem weiteren Austausch ins Rathaus ein, um weitere Schritte zu erörtern.

 
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Kommentare
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  • evenbye2@gmx.de
    Schön, dass sich diese Jugendlichen engagieren! Die meisten verlassen die Stadt aus Frust so schnell sie können. Es sollte den Nörglern über die Jugend von heute vielleicht zu denken geben, dass in Schweinfurt die meisten alten Menschen wohnen und das in ganz Deutschland, abgesehen von Kurorten wie Baden-Baden oder Bad Kissingen (die wiederkehrenden Statistiken konnte man hier in der Zeitung lesen). Außer Hof gibt es auch wohl kaum eine kreisfreie Stadt in Bayern mit einer derart negativen Einwohnerentwicklung wie Schweinfurt. Daher vielen Dank an die jungen Leute, die sich letztlich für diese Stadt einsetzen!
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  • huvoelker@gmx.de
    Es ist schon absurd, dass den jungen Menschen auch noch die Schuld gegeben wird, dass in Schweinfurt wenig los ist. Wer Jugendliche zu Hause hat oder kennt, weiß genau, dass sie lieber nach Würzburg fahren. Da kann der OB 1000 mal sagen, sie müssten nur zugreifen. Es ist nicht in Ordnung, die jungen Menschen auch noch abzuwatschen. Sie mussten schon genug aushalten mit Corona. Wenn sie in die Zukunft schauen, müssen sie weitere schlimme Sachen erwarten, z.B. den wirtschaftlichen Niedergang ihrer Heimat. Alte Menschen sollten froh sein über jeden jungen Menschen. Und nicht noch böse Sachen über sie sagen.
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  • harryamend@outlook.de
    Wenn es dem Esel zu wohl geht, geht er aufs Eis, besagt schon ein altes Sprichwort. Vielleicht sollte die Jugend von Heute mal öfter ihr Smartphone weglegen, eventuell kommen dann auch mal wieder eigene Ideen um sich ind er Freizeit zu beschäftigen. Früher haben wir uns selbst bespaßt und das ganz ohne Rathaus und Co.. Im Gegenteil die hätten wir gar nicht dabei haben wollen, des weiteren hatten wir auch unsere Freude wenn einmal im Monat Dorfdisco war. Aber darn sieht man heute wie verwöhnt unsere Jugend ist, brauchen Mitspracherechte für die eigen Bespaßung weil sie selbst nicht mehr in der Lage dazu sind sich vernünftig in ihrer Freizeit zu beschäftigen. Und diese jungen Leute von Heute sollen mal unsere Rente bezahlen? Daran habe ich erhebliche Zweifel.
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  • die3ludwigs@t-online.de
    Als Jugendlicher würde ich solchen notorischen Nörglern auch keine Rente bezahlen wollen...
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  • huvoelker@gmx.de
    Vielleicht kann man auch mal die Frage stellen, ob sie die Rente eines Tages zahlen WOLLEN ..... Die jungen Leute in Deutschland sind nicht die anspruchsvollste Generation, die uns umgibt.
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  • kaleos
    So So, die "Rentnergeneration" sind notorische Nörgler. Und wieso klappt es in den Ortschaften um Schweinfurt herum sehr gut mit den Jugendlichen sich zu treffen oder etwas auf die Beine zu stellen? Schaut mal in die Nachrichten speziell am Montag was die Jungen selbst in den kleinen Dörfern veranstaltet haben? die Einfälle einfach einmal umsetzen. In diesem Sinne, viel Spaß beim Ausprobieren. Ihr seid doch alle gut "vernetzt"
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  • dohahpt@t-online.de
    Die jungen Leute wollen am liebsten "bespaßt" werden. Eigeninitiative scheint nicht mehr gefragt zu sein. Wie haben wir das nur früher geschafft.....
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  • christman167@gmail.com
    Heutzutage wird sich aber auch über alles beschwert. Integriert euch in den Vereinen und Ortsverbänden, dann könnt ihr eure eigenen Veranstaltungen machen.
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