
Hitze, Dürre, Wassermangel – wer glaubt, das seien Phänomene aus Südeuropa oder Afrika, irrt sich gewaltig. Die Folgen des menschengemachten Klimawandels und der stetigen Erwärmung des Planeten sind längst auch in der Region Schweinfurt spürbar. Man erinnere sich daran, wie im vergangenen Sommer die Bäume, Parks und Gärten in der Region aussahen, aufgrund der wochenlangen Hitze und Dürre.
Doch was kann man tun, vor allem als Kommunalpolitiker in der Stadt Schweinfurt wie Oberbürgermeister Sebastian Remelé oder wie seine Bürgermeisterkolleginnen und Kollegen in den Landkreisgemeinden? Auf jeden Fall nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern proaktiv die Chancen sehen, die Klimaschutz bietet. Denn: "Es gibt gute Wege in die Klimazukunft, wenn wir aufhören zu zögern." Das ist die Empfehlung von Susann Schwarzak, Diplom-Geographin am Klima-Zentrum des Landesamtes für Umwelt in Hof.
Sie kam auf Einladung der Schweinfurter Agenda-2030-Arbeitsgruppe: mit schlechten Nachrichten, was das lokale Klima angeht. Mit guten Nachrichten, wie vor allem Kommunen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden können.
Mehr Hitze- und mehr Trockentage im Sommer in Schweinfurt
Schwarzak hatte konkrete Zahlen für Schweinfurt und das Umland im Gepäck, die bis ins Jahr 1881, dem Beginn der Wetteraufzeichnungen, reichen. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Jahrestemperatur in und um Schweinfurt um 1,8 Grad gestiegen. Das alleine sorgte schon dafür, dass es im Schnitt zehn Tage mehr mit über 30 Grad gibt als früher, die Winter nachweislich wärmer seien und es im Durchschnitt zwischen April und Juni eine Woche länger zu trocken ist.
"Die Mainregion ist die wärmste und trockenste in ganz Bayern", verwies die Diplom-Geographin auf die Datenlage und schilderte die bereits sichtbaren Folgen: Mehr Schädlinge in der Landwirtschaft, aber auch für Menschen durch vermehrtes Auftreten von Stechmücken; Probleme vor allem für Ältere, Kranke und Kleinkinder durch Hitze; deutlich mehr schwere Gewitter und Starkregen mit entsprechenden großen Schäden in den betroffenen Orten.

Städte im Schnitt um acht Grad wärmer als das Umland
Schwarzaks Einschätzung: "Der Klimaschutz ist eine immense Herausforderung für die Kommunen". Das sieht auch OB Remelé so, der betonte, eine Kommune alleine könne nicht alle große Themen wie Klimawandel, Energiewende, ökologischer Umbau der Städte und Erhalt des Industriestandortes lösen. Dazu brauche es sowohl die Bundes- und Landespolitik als auch ganz besonders die Bürgerinnen und Bürger mit im Boot.
Aber, das war der Kern des Vortrags: Auch wenn die Herausforderungen für alle groß sind, sind es die damit verbundenen Chancen ebenso. "Wir haben es selbst in der Hand, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten und die Städte und Kommunen widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen", so Schwarzak. Wichtig sei vor allem zu verstehen, dass jetzt gehandelt werden muss, "denn wenn es erst in der Zukunft geschieht, wird es immer teurer werden." Gerade Städte müssen handeln, denn dort sei es nachweislich rund acht Grad heißer als im Umland.
Das Landesamt für Umwelt hat auch ganz konkrete Vorschläge, Tipps und vor allem bereits bestehende positive Beispiele für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, was sie vor Ort tun können. Susann Schwarzak zeigte zahlreiche Broschüren und Leitfäden, die man nehmen kann, um konkret vor Ort klimaschützende Rahmenbedingungen zu schaffen.

Von der Bauleitplanung über Baumschutzverordnung bis zur Öffentlichkeitsarbeit
Die Klimaforscherin empfiehlt, in klar definierten Schritten vorzugehen. Zuerst müsse man den Klimawandel bei sich selbst vor Ort verstehen, die eigene Betroffenheit ermitteln – also beobachten, wo bereits durch den Klimawandel bedingte Probleme entstanden sind – und danach Maßnahmen für eine Verbesserung entwickeln, umsetzen und nachhalten.
Das Handwerkszeug für einen bayerischen Bürgermeister oder Bürgermeisterin ist dabei erstaunlich vielfältig. Für Susann Schwarzak haben "die Kommunen eine Schlüsselrolle". Sie können in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen dem Thema Klimaschutz Vorrang einräumen: wenig Versiegelung, Wasserspeicherung, Begrünung, PV-Anlagen-Pflicht, Verbot von Schottergärten, Pflicht zum Bäume pflanzen. Auch Baumschutzverordnungen, Stellplatzsatzungen oder Freiflächengestaltungssatzungen seien sehr wirksame und hilfreiche Instrumente.
Die Wissenschaftlerin hatte auch einige positive Beispiele dabei – die Bamberger Baumschutzverordnung, den Ökopakt in Wiesent, die klimagerechte Umgestaltung des Marktplatzes Kohlberg. Ihr Mantra: Über den Tellerrand schauen, sich vernetzen, strategisch gemeinsam planen.
Und auch sonst hat die CSU ja etwas gegen Bäume, man schaue sich nurmal die gefällten alten Bäume rund ums Theater an. Aber hey, dafür gibt es dann die neuen Bäumchen in der Ernst-Sachs-Straße, 6-12 vielleicht? Ja, wunderbaaar!