
Unter ohrenbetäubendem Lärm rauschen gut zehn Tonnen Stahl, Messing und Kunststoff von der Ladefläche des Lasters. Rund 30.000 Wälzlager fallen wirr durcheinander, einige knopfgroße Stahlkugeln lösen sich und rollen über den Boden.
Was sich innerhalb weniger Sekunden auf dem Gelände des Sennfelder Recyclingunternehmens Riwald Recycling Franken auftürmt, stellt viele Industrieunternehmen zunehmend vor große Herausforderungen. Es handelt sich um gefälschte Bauteile.
Rund 6,4 Milliarden Euro Schaden entstehen deutschen Unternehmen nach Schätzungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V (VDMA) jährlich durch Produktpiraterie. Das bekommt auch der Industrie- und Automobilzulieferer Schaeffler zu spüren. Seit Jahren hat der Konzern auf dem Weltmarkt mit Plagiaten zu kämpfen.
Fälschungen stellen häufig ein Sicherheitsrisiko dar
"Durchschnittlich beschlagnahmen wir jährlich Fälschungen im Händler-Einkaufswert im mittleren siebenstelligen Bereich", sagt Martin Rügemer. Als Teil des Global-Brand-Protection-Teams von Schaeffler ist er maßgeblich am Vorgehen des Unternehmens gegen Fälschungen beteiligt.
Die 30.000 gefälschten Wälzlager, die an diesem Tag in Schweinfurt vernichtet werden, habe die Einheit über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren bei Projekten in ganz Europa sichergestellt. Da die gerichtlichen Verfahren gegen die Hersteller beendet sind, sollen die Beweismittel jetzt endgültig aus dem Verkehr gezogen werden.

Dafür nimmt ein Bagger die Plagiate mit einem Magneten auf und lässt sie in einer mehrere Meter langen Schrottpresse ab. Knirschend biegen sich die Fälschungen unter dem Druck – für den Markt sind sie damit unbrauchbar. Anschließend werden die Teile in Wagons verladen, um sie zum Recycling in ein Stahlwerk zu bringen.
Ziel der Schweinfurter Vernichtungsaktion sei aber nicht nur, Plagiate unbrauchbar zu machen. "Wir wollen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass auch Industrieteile von Fälschungen betroffen sind. Es gibt quasi nichts, was nicht gefälscht wird. Und gerade bei so sicherheitsrelevanten Bauteilen ist es wichtig, wirklich qualitativ hochwertige Ware zu kaufen", sagt Martin Rügemer.
Denn neben den immensen wirtschaftlichen Schäden, die die Fälschungen für Hersteller wie Schaeffler bedeuten, seien diese auch mit Risiken für die Kundinnen und Kunden verbunden, warnt der Experte: "Produktfälschungen stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar. Sie können Personenschäden, Maschinenschäden oder Ausfälle nach sich ziehen und unseren Kunden großen wirtschaftlichen Schaden verursachen."
Denn häufig sei die Qualität der Fälschungen nicht mit der der Originale zu vergleichen – das schade auch dem Image vieler Hersteller.
Lieferketten der Fälschungen bis zu deren Ursprung zurückverfolgen
Um die Fälschungen auf dem Weltmarkt ausfindig zu machen und deren Weg zurückzuverfolgen, arbeite die Global-Brand-Protection-Einheit unter anderem eng mit dem Zoll und einem Netzwerk aus autorisierten Händlerinnen und Händlern zusammen. Bereits seit 2016 gibt es für Kundinnen und Kunden zudem die Möglichkeit, die Produkte mittels einer App auf deren Echtheit zu überprüfen.
"Jedes unserer Produkte hat einen einzigartigen Code, den der Kunde einscannen kann, und die "OriginCheck"-App prüft, ob es sich um einen Originalcode oder eine Fälschung handelt", erklärt Martin Rügemer. Allein auf diesem Weg erreichen Schaeffler jährlich über 3000 Prüfanfragen.

Oft würden Fälschungen aber auch im Rahmen der individuellen Schadensanalyse entdeckt, wenn Bauteile aus Qualitätsgründen reklamiert werden. Findet sich ein Plagiat, nimmt die Global-Brand-Protection-Einheit mit den betroffenen Kundinnen und Kunden Kontakt auf und bittet diese um Mithilfe, die Lieferkette zurückzuverfolgen.
Import von Fälschungen während Corona gestiegen
"Die meisten, auch bereits diejenigen, die recht weit am Anfang dieser Kette stehen, sind ja selbst betrogen worden – mit gefälschten Zertifikaten, Rechnungen und so weiter. Uns interessieren aber die wirklich bösen Jungs, deshalb ist unsere Strategie immer, die Quelle zu finden", sagt Rügemer.
Dafür sei er auf der ganzen Welt unterwegs, führe Gespräche mit Händlerinnen und Händlern und gebe unter anderem Schulungen beim Zoll, damit Fälschungen bereits an den Landesgrenzen abgefangen werden könnten. Denn gerade während Corona, als besonders viel über den Onlinehandel gelaufen sei, sei auch die Zahl der importierten Fälschungen gestiegen. Diese fänden sich zwar mittlerweile weltweit: "Die meisten Fälschungen beschlagnahmen wir aber nach wie vor in China", sagt Rügemer.
Wie sich der Fälschungsmarkt entwickele, sei schwierig einzuschätzen. Rügemer zeigt sich dennoch optimistisch: "Dank unserer Maßnahmen konnten wir einen weiteren Anstieg von Fälschungen im Markt verhindern."
Wer dazu aufruft keine chinesischen Produkte zu kaufen lebt in der falschen Zeit. Das hätte evtl. vor 30 Jahren Sinn gemacht. Die damaligen Warner wurden von den Konzernen ausgelacht. Viele Konzerne ernten nun die "Früchte" ihrer Taten bzw. werden mittlerweile aufgekauft von chinesischen Konzernen oder gehen selbst pleite weil ihnen chinesische Konzeren den Rang abgelaufen haben. Gerade was das selbst entwickelte Know-How aus China betrifft blüht der westlichen Welt noch einiges. China als Staat der mit der Wirtschaft eng verflochen ist handelt oft rücksichtslos.
Die Frage nach billigen chinesischn Plagiaten wird sich schon ganz bald nicht mehr stellen oder stellt sich jetzt schon nicht mehr.