Das AEM-Anhaltische Elektromotorenwerk Dessau verlässt sich schon seit Jahren auf Lösungen von SKF. Umso mehr haben sich die dortigen Techniker darüber gewundert, dass ein neues Generator-Lager nach nur einer Stunde Testlauf erhebliche Geräusche entwickelte. Was zunächst wie ein Qualitätsproblem aussah, entpuppte sich schnell als dreiste Fälschung.
Normalerweise bestellen die Spezialisten für Drehstrommotoren und -generatoren, wie es in einer Mitteilung von SKF heißt, ihre Lager direkt bei SKF. In diesem Fall habe der akute Bedarf eines Kunden jedoch dazu geführt, dass das Unternehmen die dringend benötigten Lager kurzerhand von einem nicht autorisierten Händler in der Nähe bezog.
Die Folgen davon bekam Dietmar Kohn, Kundenbetreuer bei SKF in Leipzig, schon wenig später zu hören: „Der Kunde war ziemlich verärgert darüber, dass eines der frisch erworbenen Lager erhebliche Probleme bereitete – ausgerechnet an einem der leistungsfähigsten Generatoren von AEM.“ Kohns Recherchen ergaben, dass der Händler, bei dem AEM eingekauft hatte, die angeblichen SKF-Lager in China beschafft hatte.
Echtheitsprüfung erfolgt per App
Daraufhin sah sich Kohn das „streikende“ Großlager genauer an. Dieses war schon in einem Generator verbaut, der für ein armenisches Wasserkraftwerk bestimmt war. Um seine Echtheit zu prüfen, nutzte Kohn die „SKF Authenticate App“. Mit deren Hilfe kann man Fotos des Lagers an Experten von SKF übermitteln. Nach Sichtung des Materials bestätigte das „SKF Brand Protection Team“ sehr bald den Verdacht, dass es sich um eine Fälschung handelte. Tatsächlich wurden noch vier weitere an AEM gelieferte Exemplare als gefälscht identifiziert.
„Leider sehen manche Fälschungen so täuschend echt aus, dass sie für ungeübte Augen kaum von unseren Originalen zu unterscheiden sind“, weiß Nadine Korell, bei SKF in Schweinfurt zuständig für Markenschutz und Vertriebsentwicklung. Aus diesem Grund hätten auch schon viele andere Kunden ähnlich unliebsame Erfahrungen wie AEM gemacht. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Korell, grundsätzlich bei autorisierten SKF-Vertragshändlern einzukaufen – und in Zweifelsfällen die App zu nutzen.
Firmenruf könnte Schaden nehmen
Das AEM-Anhaltische Elektromotorenwerk sei jedenfalls froh gewesen, dass die Fälschung noch vor Auslieferung ihres Produkts an das Wasserkraftwerk erkannt wurde, heißt es in einer Mitteilung von SKF. „Denn wenn sich das gefälschte Lager erst nach der Installation des Generators bemerkbar gemacht hätte, hätte vermutlich nicht nur die Reputation von AEM erheblichen Schaden genommen.“
Lieferverzögerung nicht zu vermeiden
Was sich indes nicht mehr vermeiden ließ, war eine deutliche Lieferverzögerung der Maschine – obwohl die Beteiligten unter Hochdruck eine kurzfristige Alternativlösung aus dem Boden gestampft haben. Dadurch konnte der Generator zumindest noch so schnell in Betrieb genommen werden, wie es in Anbetracht der unliebsamen Umstände möglich war.
Von besonderer Bedeutung für SKF ist dabei der Umstand, dass das Unternehmen das Vertrauen eines wichtigen Kunden zurückgewonnen hat. „Tatsächlich will AEM angesichts der jüngsten Erfahrungen in Zukunft sogar noch enger mit SKF zusammenarbeiten“, heißt es in der Mitteilung.
