Bananengelbe Programme gibt's keine mehr, Bananen-Anstecker sind auch schon Mangelware. Und das schon nach ein paar Stunden am ersten Tag Museumsfest. Gut 1000 Leute waren am Samstag da, schätzt Museumsleiterin Andrea Brandl. Sie trägt bananengelb. Logisch. Das passt zur "Volksbanane" von Thomas Baumgärtel, so etwas wie dem Markenzeichen der Kunsthalle.
Volksbanane als Markenzeichen
Zur Einweihung der Kunsthalle vor zehn Jahren sprühte Thomas Baumgärtel sein Markenzeichen links an die Eingangswand. Zum Zehnjährigen schreibt er Texte auf die Edition "Volksbanane", kleine Holztafeln. "Kunst ist Banane, Kaufen ist Banane, Putin ist Banane, was Sie wollen."
Redakteur Mathias Wiedemann traut sich zu fragen, ob ihm Baumgärtel seine weiße Fender Stratocaster-Gitarre besprayt. Baumgärtel holt sein Arbeitsköfferchen, macht sich an die Arbeit in einem immer größer werdenden Zuschauerkreis. "Muss man jetzt schon klatschen?", fragt ein Mann. "Nein, erst, wenn's fertig ist", sagt Baumgärtel. Ratzfatz geht auch Spraykunst nicht.
"So, kannste für ne' Viertelmillion verkaufen", überreicht er dem glücklichen Schweinfurter seine Kunst-Gitarre. Und macht noch ein Foto fürs Werkverzeichnis.
Für Andrea Brandl ist das Fest auch ein erster Versuch, den Vorplatz vor der Kunsthalle zu bespielen, ihn in Szene zu setzen. "Der Platz ist großartig", sagt sie. Man könnte ihn viel stärker nutzen, um die Leute in die Kunsthalle zu ziehen. Brandl denkt da vor allem an junge Leute. Die Musik an beiden Tagen kommt schon mal gut. "Tolle Akustik", sagt Brandl. Und der Vorplatz als Treffpunkt, zum Zusammensitzen, zieht auch an.
Das Angebot aus Führungen, Musik, Aktionen oder einfach der Gelegenheit, mal durch die neue Dauerausstellung zu gehen, kommt gut an. Mütter nutzen die Gelegenheit, halbwüchsige Jungs mit moderner Kunst vertraut zu machen. Da kommt klar die Bananen-Gitarre super an. Kinder überraschen mit klugen Bemerkungen und Nachfragen. Zum Beispiel bei Ruprecht Geigers "Geist und Materie I." "Das Bild bewegt sich", sagt ein Junge. Das kann man so sehen wie er. Wenn man will. Eine Besucherin beschreibt dieses Werk mit dem Wort berauschend. "Die anderen Bilder sind was zum erholen", ist ihre Meinung.
Unten im offenen Atelier malen die Kinder, im Hof stellen Bildhauer (Berufsfachschule für Bildhauerei Bischofsheim aus). Interessant auch der Blick hinter die Kulissen: In einem Museum steckt ganz schön viel Technik.
Eine witzige und hintergründige Aktion bietet Thomas May mit seinemGrashalminstitut im Innenhof an. Die Besucher können sich an der Grashalm-Schnitz-Aktion beteiligen. 16 473 Halme gibt es schon. "Ich zähle jeden einzelnen." Daraus entstehen Installationen. May kommt mit den Leuten ins Gespräch, sammelt Geschichten zum Thema Gras. Übrigens gar nicht so einfach, einen Grashalm zu schnitzen. Manche Leute erschaffen mit den Messerchen regelrechte Kunstwerke, andere eher Grobmotoriges. Dabeisein ist aber auch beim Grashalminstitut alles.
Die neu gestaltete Kunsthalle fasziniert, auch Leute, die von Anfang an dabei sind. Gudrun Grieser hat als damalige Oberbürgermeisterin die Kunsthalle, die im ehemaligen Sachs-Bad entstanden ist, vor zehn Jahren eröffnet. Als es sich abzeichnete, dass die Tage des Schwimmbades hier gezählt sind, war ihr eines klar: "Das Haus schreit nach einer hochwertigen kulturellen Nutzung", sagt sie zwischen Eröffnung der Ausstellung "Amplitude der Differenz. Kunstaustausch China-Franken" und einem Rundgang.
"Die Kunsthalle hat sich von Jahr zu Jahr besser entwickelt." Die neue Hängung gefällt Gudrun Grieser gut. "Schön, wenn man um ein Werk herumgehen kann, es sich in Ruhe anschauen kann." Die Bedeutung der Kunsthalle fasst sie so zusammen: "Man kann hier erleben, wie sich zeitgenössische Kunst entwickelt".
Beeindruckt ist auchJoachim Haas, langjähriger Vorsitzender des Kunstvereins. Sein Nachfolger Ralf Hofmannnennt ihn den Chef-Lobbyisten für Kultur. Haas zollt Andrea Brandl größten Respekt für ihre Arbeit. "Das ist überdurchschnittlich gut." Es gebe weit und breit keine Sammlung, die so stark bebildert sei. "Wir spielen hier in der bundesdeutschen Liga", sagt Hofmann später bei der Eröffnung der China-Ausstellung, dankt allen, die dazu beigetragen haben, auch ehrenamtlich. Ganz besonders dankt er Gudrun Grieser, Joachim Haas und dem damaligen Kulturamtsleiter Erich Schneider, die das Projekt Kunsthalle auf den Weg brachten.
Auch von Oberbürgermeister Sebastian Remelé gibt es zusätzlich zum offiziellen Festakt am Freitag Anerkennung: "Der Kunstverein durchbricht die Grenzen des Elitären, macht Kunst zugänglich."