Das Interview mit Ralf Hofmann findet wegen des frühen Drucktermins der Stadtkultur schon Tage vor der Mitgliederversammlung des Kunstvereins statt, bei der der 46-Jährige zum neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Joachim Haas gewählt werden soll. Der Geschäftsführer der Blues Agency und Stadtrat ist ein bekanntes Gesicht in Schweinfurt. Sein Einstieg in die kulturelle Szene begann 1989 im Kulturkollektiv „Schreinerei“. 1993 war er Mitinitiator und Mitbegründer des KulturPackts. Hofmann ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Ralf Hofmann: Es ist eine demokratische Wahl, es kann einen Gegenkandidaten oder eine Kandidatin geben. Aber ich habe die Rückendeckung des Vorstandes und denke schon, dass das eine überzeugende Position für die Mitglieder ist. Man macht so etwas nur, wenn man glaubt, die Mehrheit hinter sich zu haben.
Hofmann: Ich weiß natürlich nicht, wieviel er damals von Kunst verstanden hat. Ich bin sicher kein ausgewiesener Kunstkenner, ich bin aber auch kein ausgewiesener Musikexperte und trotzdem in diesem Gewerbe seit 25 Jahren recht erfolgreich. Ich kann da meine Talente so einbringen wie ich hoffe, sie auch im Kunstverein einbringen zu können: Menschen zusammenbringen, die die Fachkenntnisse besitzen. Das wird eine Aufgabe sein. Im übrigen: Museen sind für mich seit über 20 Jahren Orte der Entspannung, der Erweiterung. Bei Städtereisen ist immer ein Kriterium, welche Museen es gibt. Eines der faszinierendsten Museumserlebnisse war eine Jasper-Johns-Ausstellung im Museum of Modern Art in New York, die mich wirklich gerissen hat, so inspirierend war sie. Die Ausstellung wurde auch in Köln und Tokio gezeigt. Tokio konnte ich mir nicht leisten, ich fuhr also nach Köln und war total enttäuscht, weil das Museum Ludwig das Hängungskonzept ganz anders interpretiert hat. Da wurde mir deutlich, wie wichtig die Inszenierung von Kunst ist. Wie sehr sich die Wirkung durch die Hängung beeinflussen lässt. So gibt es viele Anknüpfungspunkte, aber ich bin nicht kunsthistorisch geprägt . . .
Hofmann: Ja, und werde das noch ausbauen müssen, weil ich bisher die Schwerpunkte meiner Kulturarbeit anders gesetzt habe. Ich habe in den anderen Bereichen viel gelernt, habe Menschen um mich versammelt, die mich weitergebracht haben. Deswegen bin ich selbstbewusst, dass es mir hier auch gelingt.
Hofmann: Die Frage ist doch, was ist die Aufgabe eines Kunstvereins. Wenn die Aufgabe ist, eine möglichst hohe Produktivität in Form von Ausstellungen und Aktivitäten an den Tag zu legen, ist mancher basisdemokratische Diskussionsprozess sicher hinderlich. Ich glaube aber, dass kein Weg an Diskussionen vorbeiführt. Es hat ja 28 Jahre lang wegen des persönlichen Engagements gut funktioniert, aber jetzt gehen wir in eine neue Ära. Ich bin in allen Bereichen ein Teamplayer, scheue mich aber auch nicht, Entscheidungen vorzugeben.
Hofmann: Zuerst einmal. Der Kunstverein ist eine so wertvolle Institution, dass jedes Fortschreiben am Konzept sehr behutsam passieren muss. Ich werde mit meinen Vorstandskollegen nicht alles auf den Kopf stellen und alle Unterstützer vor den Kopf stoßen. Aber wir wollen einige grundsätzliche Fragen stellen. Die Kunst- und Kulturszene in Schweinfurt ist eine völlig andere als vor 28 Jahren. Wir haben Vereine mit Angeboten, die eigentlich originär ins Profil des Kunstvereins passen würden, wie Kunstreisen und Ausstellungen...
Hofmann: Ja genau. Das hat natürlich Ursachen. Ich glaube, dass wir deswegen auch beim Ausstellungskonzept Partnerschaften mit anderen Vereinen suchen können. Grundsätzlich bin ich immer offen für Netzwerke. Ich glaube aber auch, dass der Kunstverein künftig die Aufgabe erfüllen sollte, jungen Künstlern, die sonst keine Chance haben, sich im Museum zu präsentieren, ein erstes Sprungbrett zu bieten.
Hofmann: Der neue Vorstand wird künftig die Aufgaben Kunstreisen, Ausstellungen, Hängung auf verschiedene Schultern verteilen. Jochen Haas wird selbstverständlich seine Ideen und Kompetenzen einbringen. Warum sollte man da einen Schnitt machen. Dafür gibt es keine Veranlassung. Ich bin mir sicher, dass wir sehr gut zusammenarbeiten und uns ergänzen werden. Ich glaube aber, dass wir bei der Vermittelung dessen, was der Verein tut, Nachholbedarf haben. Das heißt, die Öffentlichkeitsarbeit sollte wirklich überdacht werden. Weil wir gewisse Zielgruppen mit der bisherigen Art nicht erreichen. Wir müssen schauen, dass wir die Basis stärken.
Hofmann: Die nehme ich ernst. Bei der Förderung der Städtischen Sammlungen, eigentlich der gesamten Museumslandschaft, kann eine Institution, die schneller reagieren kann als eine städtische Behörde, sicherlich eine Rolle spielen. Ich glaube, dass wir als Kunstverein auch schauen können, wie die Museen in Schweinfurt gemeinsam dargestellt werden. Das ist in den letzten Jahren nicht so geschehen.
Hofmann: Im jetzigen Stadium will ich noch keine Erwartungen wecken. Ich habe eine klare Agenda für die nächsten zwei Jahre und ich will messbare Ergebnisse. Erstens: Überarbeitung der Öffentlichkeitsarbeit, weil wir uns anders präsentieren müssen. Zweitens: gerne junge innovative Kunst in den Mittelpunkt rücken. Das Dritte ist mein Leib- und Magenthema seit ich in der Kulturwelt tätig bin: mitzuwirken, dass eine Vernetzung mit allen Kulturpartnern in der Stadt produktiv funktioniert. Ganz konkret: Es gab in der Vergangenheit, aus welchen Gründen auch immer, keine Zusammenarbeit des Museums Georg Schäfer mit dem Rest. Eine Stadt wie Schweinfurt ist nicht groß genug, dass sie es sich leisten kann, zwei Schienen zu fahren. Es muss eine gemeinsame Zielsetzung geben. Und wenn der Kunstverein dazu einen Beitrag leisten soll, dann würde ich als Vorsitzender garantiert einen Schwerpunkt setzen.