Die Ausstellung im Kunstsalong im Obergeschoss der Schweinfurter Kunsthalle ist nicht groß. Aber: "Amplitude der Differenz", so der Titel, hat Dimensionen. Gewaltige. Es geht um Kunstaustausch zwischen Deutschland und China im Großen, Yunnan und Franken im Detail. Es geht um Begegnungen. Um universelle Sprache. Um Kommunikation. Um Kunst.
Kommunikation als Brücke
Professor Guo Hao, Präsident der Yunnan Arts University, spricht poetisch von einer Brücke, die durch künstlerische Kommunikation erschaffen und am Leben erhalten wird. 2015 trafen sich das erste Mal Künstler aus China und Franken persönlich und in Ausstellungen in Kunming, Bayreuth und Erlangen. Der Austausch geht jetzt in die zweite Runde. "Auf beiden Seiten ist der Wunsch nach Kommunikation groß", sagt Gua Hao.
"Wir sind uns sofort nahe gekommen", sagt Luzie Kazda, eine der Künstlerinnen, die eine Woche in Yunnan war und eines ihrer Bilder im Kunstsalong ausstellt. Dass die Kommunikation über eine Dolmetscherin lief, war offenbar kein Problem. Zumal gemeinsames Essen ein große Rolle spielt in China, wenn man sich näherkommen will. Für Luzie Kazda, Mitglied im Kunstverein Bayreuth, war der Austausch eine großartige Gelegenheit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, den Blick zwischen den Welten schweifen zu lassen: Das ist für sie der Reiz des Austausches.
Ralf Hofmann, Vorsitzender des Schweinfurter Kunstvereins, eine der Säulen des Austausches, fühlt sich inspiriert durch die Begegnungen, den Austausch und die Möglichkeiten, die er bietet. "Einmal sehen ist besser als tausendmal hören", sagt er. "Wenn Kunst keinen Dialog ermöglichen kann, was dann?" Was ihn noch beeindruckt hat in China: Der hohe Stellenwert, den Kunst und Künstler dort genießen. Das vermisst er in Deutschland ein bisschen.
Schwingungen und Unterschiede
"Amplitude der Differenz", der Titel der Ausstellung ist auf den ersten Blick ein bisschen sperrig. Oder rätselhaft. Aber auch sehr treffend. Amplitude steht für Schwingungen, Differenz für Unterschiede. "Es geht um die Wechselspannung einer Beziehung zweier Welten in einem Zeitverlauf, mit unterschiedlichen Wertesystemen", sagt Ralf Hofmann bei der Eröffnung der Ausstellung.
Amplitude und Differenz sieht auch der Besucher. Was die Ausstellung faszinierend macht, ist nicht nur ihre Vielfalt: Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Gemälde sind zu sehen. Es ist auch das Gefühl, als Betrachter Teil eines Dialogs zu sein und sich überraschen zu lassen. Gerade bei den Landschaftsbildern verschwimmen die Grenzen. Was von chinesischen Tuschzeichnungen inspiriert scheint, stammt von einer deutschen Künstlerin. Eine Brücke zwischen den beiden Kulturen, wie sie sich Guo Hao wünscht.
Auseinandersetzung mit der Gegenwart
Zwischen China und Deutschland mögen in manchen Bereichen Welten liegen. In der Kunst jedenfalls gibt es auf beiden Seiten das Bedürfnis, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Entfremdung, Gewalt, Vereinsamung, Umweltzerstörung sind die Themen. Vielleicht ist es auf einer Seite einfacher, politische Kunst zu machen, mutig und kritisch zu sein. Vielleicht spürt man auf einer Seite die Schwingungen stärker. Vielleicht sieht man auf einer Seite eher die Schönheit, nicht die Symbolik oder die Sprengkraft eines Werkes. Aber dafür gibt es ja die Kommunikationsbrücke. Und die Freiheit der Interpretation. Die kann schließlich jeder für sich in Anspruch nehmen. Egal, wo.
Amplitude der Differenz: Kunstaustausch zwischen Deutschland und China, Kunstsalong in der Kunsthalle Schweinfurt, Rüfferstraße 4, bis 9. August. Weitere Werke im Rahmen des Kulturaustausches werden gezeigt in Bamberg (Villa Dessauer, bis 9. August), in Ansbach, Kunsthaus Reitbahn (17. August bis 15. September), Bayreuth, Eremitage (18. August bis 15. September).