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Schweinfurt
Zehn Jahre Kunsthalle Schweinfurt: Was es beim Fest zu erleben gibt
Zwei Tage Aktionen, Musik und Kulinarisches. Und Kunst: Das Team der Kunsthalle hat die Sammlung komplett neu präsentiert. Lichter, lockerer und ziemlich unterhaltsam.
Julia Weimar, wissenschaftliche Mitarbeiterin, mit dem Festprogramm fürs Wochenende
Foto: Anand Anders | Julia Weimar, wissenschaftliche Mitarbeiterin, mit dem Festprogramm fürs Wochenende
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:31 Uhr
  • Worum geht es? Die Kunsthalle Schweinfurt feiert ihren zehnten Geburtstag das ganze Wochenende mit einem großen Fest und vielen Aktionen.
  • Was gibt es zu tun und zu erleben? Es gibt Musik und allerhand Kulinarisches. Außerdem die Kunstaktion "Volksbanane": Der Künstler Thomas Baumgärtel sprayt seine berühmte Banane mit einem Text, den der Käufer selbst bestimmen kann. Und die "Forschungsstation Grashalminstitut" von Thomas May. Die Besucher können sich an einer Grashalm-Schnitz-Aktion beteiligen.
  • Was gibt es zu sehen? Anlässlich des runden Geburtstags haben die Museumsleute die Sammlung neu gestaltet und präsentiert. Mit Werken der Nachkriegskunst im Erdgeschoss und mit Arbeiten jüngerer Zeit im Untergeschoss, die erstaunlich abwechslungsreich und unterhaltsam sind.
  • Ist das nur etwas für Kunstfreaks? Nein, durchaus nicht. Zwar verlangt die nichtgegenständliche Malerei der Nachkriegsjahre schon ein bisschen Geduld und Offenheit, aber im Untergeschoss sind eine ganze Menge unterhaltsamer und teilweise witziger Fotoarbeiten, Installationen und Skulpturen zu sehen.

Die Kunsthalle Schweinfurt war einst ein Ort der Volksgesundheit, wie man damals sagte. Gestiftet vom Industriellen Ernst Sachs, eröffnet 1933, bot das Ernst-Sachs-Bad eine große Schwimmhalle, in der Generationen von Schweinfurtern schwimmen lernten, geräumige Umkleiden und eine Reihe Wannenbäder für alle die, die daheim noch über keinen Luxus dieser Art verfügten.

Ironisch und verstörend zugleich: die Arbeit 'Blossoms of Splendor' der beiden Bastler Böhler & Ohrendt im Untergeschoss der Kunsthalle.
Foto: Anand Anders | Ironisch und verstörend zugleich: die Arbeit "Blossoms of Splendor" der beiden Bastler Böhler & Ohrendt im Untergeschoss der Kunsthalle.

Seit zehn Jahren nun ist der Bau des Architekten Roderich Fick Sitz der Schweinfurter Kunsthalle und des Kunstvereins, gewidmet der Kunst in Deutschland nach 1945. Die Schwimmhalle ist einer riesigen Ausstellungshalle gewichen, Umkleiden und Wannenbäder lichten Korridoren, die wie gemacht erscheinen, um darin Kunst aufzuhängen und aufzustellen.

In diesen ersten zehn Jahren hat es 75 Ausstellungen gegeben, es kamen rund 570 000 Besucher, am zugkäftigsten waren die Landesausstellung "Main und Meer" (90 000 Besucher) und die beiden Ausstellungen zu Gunter Sachs mit zusammen knapp 100 000 Besuchern.

Den runden Geburtstag feiert die Kunsthalle nun mit einem zweitägigen Fest an diesem Wochenende, 13. und 14. Juli: Mit Musik und Kulinarischem, vor allem aber mit zwei Kunstaktionen. Ob der Künstler Thomas Baumgärtel mit der Aktion "Volksbanane" auf den einstigen Ort der Volksgesundheit Ernst-Sachs-Bad anspielt, ist nicht bekannt. Jedenfalls sprayt er die berühmte Banane, mit der er Kunstorte weltweit auszeichnet, auf für 125 Euro zu erwerbende Holztäfelchen, mit einem Text, den der Käufer selbst bestimmen kann.

Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle, vor einer Fotoarbeit von Christoph Brech
Foto: Anand Anders | Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle, vor einer Fotoarbeit von Christoph Brech

Bei der "Forschungsstation Grashalminstitut" von Thomas May wiederum können Besucher sich an einer Grashalm-Schnitz-Aktion beteiligen.  Die ursprüngliche Idee, möglicherweise eine echte Kuh in den Innenhof der Kunsthalle zu bitten, wurde schnell fallengelassen, erzählt Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle. Die "Junge Kunsthalle" zeigt außerdem in Zusammenarbeit mit der Mediengruppe Main-Post die Originalzeichnungen des erfolgreichen Projekts "Kinder malen Zeitung" (Ausgabe 8. März).

Komplette Neupräsentation der Sammlung

Der runde Geburtstag ist aber vor allem Anlass für eine komplette Neupräsentation der Sammlung, deren erste Eigenschaft eine deutliche Auslichtung ist: Mit 175 Werken sind nun nur noch etwa halb so viele ausgestellt wie zuvor. Die großen Themen sind das Bild des Menschen, Stillleben, Landschaft, Individuum und Gesellschaft. Überall ergänzen sich Malerei und Skulptur, im Untergeschoss kommen Fotografie, Video und Installation hinzu.

Das Festkomitee, wenn man so will (von links): wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Weimar, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Kunsthalle-Leiterin Andrea Brandl und Ralf Hofmann, Vorsitzender des Kunstvereins
Foto: Anand Anders | Das Festkomitee, wenn man so will (von links): wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Weimar, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Kunsthalle-Leiterin Andrea Brandl und Ralf Hofmann, Vorsitzender des Kunstvereins

Das Erdgeschoss stellt im ersten Raum mit Arbeiten der Zwischenkriegsjahre, unter anderem mit der sehr prominenten "Dame in Weiß" von Leo Putz, die Verbindung zum Museum Georg Schäfer her, dessen Sammlung da endet, wo die der Kunsthalle beginnt.

Anschließend geht es mit dem deutschen Informel direkt in die Nachkriegszeit, jene Jahre also, in denen deutsche Künstler nach den rückständigen Diktaten des Nationalsozialismus über die nichtgegenständliche Malerei wieder Anschluss an die internationale Kunst suchten. Im nächsten Flügel dann unter dem Titel "jung und wild" der direkte Anschluss mit dem künstlerischen Aufbegehren gegen den Mief der Adenauer-Jahre.

Nach dem schwerer zugänglichen Erdgeschoss das unterhaltsame Untergeschoss

In beiden Abteilungen sind auch dank bedeutender Leihgaben und Schenkungen wie der von Marie-José van de Loo alle prominenten Namen und Künstlervereinigungen vertreten, von Quadriga über ZEN 49, CoBrA, SPUR bis zum Kollektiv Herzogstraße, von Willi Baumeister über Fritz Winter, Conrad Westpfahl, Karl Hartung, Heino Naujoks bis Heiko Herrmann. Unter der Überschrift "Kunst in Franken" zeigen Arbeiten von G. Hubert Neidhart, Peter Wörfel oder Heinz Altschäffel, dass Provinz tatsächlich eine Sache des Kopfes und nicht der künstlerischen Qualität ist.

Nach dem eher ernsten, schwerer zugänglichen Erdgeschoss das beinahe überraschend unterhaltsame Untergeschoss mit vielfältigen Gegenüberstellungen von Arbeiten bis in die Gegenwart. Etwa der Rom-Fotos von Christoph Brech mit dem wunderbaren kleinen "Denkmal eines Denkmals" des viel zu früh gestorbenen Rhöner Bildhauers Richard Mühlemeier. Oder mit der Arbeit "Blossoms of Splendor" der beiden Bastler Böhler & Ohrendt. Genug zu sehen jedenfalls für die nächsten paar Jahre.

Das Festprogramm zehn Jahre Kunsthalle am 13. und 14. Juli
An beiden Tagen ab 12 (Samstag) beziehungsweise 11 Uhr (Sonntag) Musik und Kulinarisches. Kuratorenführungen um 16 Uhr.
"Volksbanane": Der Künstler Thomas Baumgärtel sprayt die berühmte Banane, mit der er Kunstorte weltweit auszeichnet, mit einem Text, den der Käufer bestimmen kann, auf  Holztäfelchen (125 Euro). Samstag, 15 bis 18 Uhr.
"Forschungsstation Grashalminstitut": Bei der Aktion von Thomas May im Innenhof können Besucher sich an einer Grashalm-Schnitz-Aktion beteiligen. Sonntag, 14 bis 17 Uhr.
Kunstaustausch China – Franken: Gemeinsam mit sechs fränkischen Kunstvereinen und -institutionen sowie der Yunnan Arts University in Kunming/China eröffnet der Kunstverein Schweinfurt am Sonntag, 11 Uhr, die Ausstellung "Amplitude der Differenz". 
Kinder illustrieren die Main-Post: Die "Junge Kunsthalle" zeigt in Kooperation mit der Mediengruppe Main-Post die Originalzeichnungen des erfolgreichen Projekts "Kinder malen Zeitung" (Ausgabe 8. März). Eröffnung: Sonntag, 14.30 Uhr.
 
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