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Schweinfurt
Zebrastreifen in Schweinfurt: Scheinsicherheit oder Bürokratiemonster?
Die Grünen beantragten für das Stadtgebiet insgesamt zwölf neue Zebrastreifen. Doch die Verwaltung ist skeptisch und verweist auf Vorgaben.
Symbolbild eines Zebrastreifens in Würzburg, vor dem zwei Schüler warten. In Schweinfurt beantragten die Grünen, zwölf neue Zebrastreifen im Bereich der Innenstadt zu schaffen.
Foto: Silvia Gralla | Symbolbild eines Zebrastreifens in Würzburg, vor dem zwei Schüler warten. In Schweinfurt beantragten die Grünen, zwölf neue Zebrastreifen im Bereich der Innenstadt zu schaffen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 14.12.2024 02:32 Uhr

Schweinfurt ist die Stadt der Wälzlagerindustrie, verkörpert den Slogan "Industrie und Kultur". Schweinfurt ist grün, hat alleine in städtischem Besitz 25.000 Bäume und jede Menge Parkanlagen. Schweinfurt ist verkehrlich mit drei Autobahnen und mehreren Bundesstraßen sehr gut angebunden. Doch eines ist Schweinfurt nicht: eine Stadt voller Zebrastreifen.

Mutmaßlich wird das so bleiben, auch wenn die Fraktion der Grünen in einem Antrag nun gleich die Einrichtung von zwölf neuen Zebrastreifen im Bereich der Innenstadt forderte. Unter anderem genannt wurden Schultesstraße, Fischerrain, Kunsthalle und Theaterpark, Friedrich-Rückert-Grundschule, Celtis-Gymnasium und Bauerngasse. Aus Sicht der Grünen bieten Zebrastreifen "Fußgängern eine Priorisierung im Straßenverkehr und erhöhen damit die Verkehrssicherheit." Außerdem würde so die Sicherheit für Schulkinder auf dem Schulweg erhöht.

Eine Meinung, die man als Laie teilen würde. Und obwohl Ordnungsreferent Jan von Lackum betonte, er sei grundsätzlich ein "Befürworter von Zebrastreifen", musste er reichlich Wasser in den grünen Zebrastreifen-Wein gießen. Aus seiner Sicht nämlich ist der Antrag "sehr optimistisch" und zeige, dass man sich "nicht in der Tiefe mit dem Thema auseinandergesetzt hat."

Ordnungsreferent sieht bei Zebrastreifen keine Steigerung der Verkehrssicherheit

Von Lackum betonte, es gebe zahlreiche Studien, die belegten, dass Zebrastreifen eben "kein Mehr an Sicherheit" bieten, und auch das bayerische Innenministerium habe eine klare Meinung und Empfehlung dazu. 

Es sei wichtig, die Vorgaben zu erfüllen und gut zu planen, denn nur wenn die baulichen Voraussetzungen erfüllt und die entsprechend notwendigen Sichtachsen gegeben seien, sei ein Zebrastreifen auch sicher nutzbar. Ein gelungenes Beispiel sei der Zebrastreifen nahe des TG-Geländes am Lindenbrunnenweg, der aber auch eine jahrelange Vorarbeit brauchte, vor allem weil Verkehrsbehörden und Polizei nicht begeistert waren von der Idee. Wichtig sei auch eine entsprechende Verkehrszählung, nicht nur auf Fahrzeuge bezogen, sondern vor allem auf Fußgängerinnen und Fußgänger.

Nicht verhehlen wollte Jan von Lackum auch das Thema Haftungsrisiko, das immer dann mitschwinge, wenn nicht gut geplant wurde. "Man muss es gut und richtig machen, denn ich möchte keinen einem Haftungsrisiko aussetzen", so von Lackum. Seinem Vorschlag, nicht die konkret genannten Vorschläge der Grünen umzusetzen, sondern im Lauf des nächsten Jahres Vorschläge zu machen, die schon im Vorfeld den Vorgaben entsprechen würden, folgte das Gremium schließlich einstimmig.

Zuvor allerdings wurden die unterschiedlichen Meinungen zum Thema Zebrastreifen noch einmal deutlich. Während Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt), die sich auch in der Verkehrswacht engagiert hatte, dem Ordnungsreferenten beipflichtete und dafür plädierte, bei diesem Thema restriktiv zu handeln, "weil es eine gefühlte Sicherheit ist, die es in Wahrheit nicht gibt", war CSU-Stadtrat Klaus Rehberger explizit anderer Meinung.

Zwölf Bedingungen müssen für einen Zebrastreifen erfüllt sein

Aus seiner Sicht werde bei diesem Thema ein Bürokratiemonster an die Wand gemalt, das er nicht nachvollziehen kann. Dass die Verwaltung zwölf Bedingungen in ihrer Sitzungsvorlage aufliste, wann ein Zebrastreifen überhaupt möglich sei, "ist für mich ein Zeichen für eine dringend notwendige Entbürokratisierung." Genannt werden als Bedingung unter anderem Gehwege auf beiden Straßenseiten, keine Ampeln in der Nähe des Zebrastreifens, kein paralleler Verlauf von Geh- und Radwegen oder eine DIN-gerechte Beleuchtung des Übergangs, die in der Regel neu installiert werden muss. Die Fahrbahn darf darüber hinaus nicht breiter als 6,50 Meter sein, der Zebrastreifen muss behindertengerecht gebaut werden und neben einer Zählung von Autos und Fußgängern im Vorfeld braucht es auch ausreichend Sicht für Autofahrer auf den Zebrastreifen, bei 50 km/h zum Beispiel mindestens 100 Meter.

So wenige Zebrastreifen wie in Schweinfurt gebe es in keiner anderen Kommune in der Region, kritisierte Klaus Rehberger. "Überall wo ich herumkomme, sind sie alltäglich und vor allem halten dort die Autofahrer ganz automatisch an." Rehberger erklärte, er könne nicht verstehen, "dass in Schweinfurt so ein Aufstand gemacht wird für ein paar Zebrastreifen" und plädierte dafür, dass die Verwaltung das Thema anders behandeln solle.

 
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