
Viele Beschäftigte in der Schweinfurter Industrie sind in Aufruhr. Immer mehr Großbetriebe kündigten in den vergangenen Monaten an, Stellen nicht mehr nachzubesetzen und abbauen zu wollen. Die Gewerkschaft IG Metall warnt gar vor einem Verlust des industriellen Kerns der Kugellagerstadt. Tausende Arbeitsplätze drohen demnach langfristig wegzufallen.
Ist der Industriestandort Schweinfurt in Gefahr? Das wollte die Redaktion von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firmen bei der Kundgebung der IG Metall am 18. April auf dem Marktplatz in Schweinfurt wissen. Wie die Belegschaften auf die derzeitige Entwicklung blicken und warum es für viele vor allem um die Zukunft der Fachkräfte von Morgen geht.
Marion Both (60) aus Schweinfurt arbeitet bei SKF: "Ich möchte, dass auch die junge Generation die Chance hat, diese Arbeitsplätze wieder zu besetzen"

Ich bin eine von den 900 Personen bei SKF, die das Unternehmen für einen vorzeitigen Ruhestand verlassen haben und möchte, dass auch die junge Generation die Chance hat, diese Arbeitsplätze wieder zu besetzen. Hier handelt es sich um Arbeitsplätze mit Tarifentgelt. Das bringt Kaufkraft in die Stadt. Deswegen brauchen wir weiterhin die Industrie. Ich befinde mich in der passiven Phase der Altersteilzeit. Das heißt, dass ich meine Zeit zu Hause verbringe und nicht mehr im Betrieb. Aber ich habe ein großes Interesse daran, dass die jungen Nachkommen weiterhin eine Ausbildung machen können, um so auch weiterhin die Chance zu haben, gutes Geld zu verdienen.
Andreas Becker (51) aus Schweinfurt arbeitet bei SKF: "Wenn keiner mehr Geld verdient, kann auch keiner mehr Brötchen kaufen."

Als der Aufruf der IG Metall zur Kundgebung kam, war für mich gleich klar, dass ich hier mitmache. Der Verlust von Arbeitsplätzen hat übergreifende Auswirkungen direkt vor Ort. Wenn keiner mehr Geld verdient, kann auch keiner mehr Brötchen kaufen. Man sieht ja schon in der Schweinfurter Stadtgalerie, was es für Ausmaße annehmen kann, wenn die Geschäfte erstmal zu sind. Das sind für mich Entwicklungen, wo man dagegen halten muss. Ich glaube, dass sich unsere Bewegung sogar noch weiterentwickeln muss, damit noch mehr Leute aufspringen.
Detlef Lenhard (58) aus Lindach arbeitet bei SKF: "Ich habe Angst davor, dass die Industrie in Schweinfurt ausstirbt"

Ich habe Angst davor, dass die Industrie in Schweinfurt ausstirbt und kleiner wird und dass Arbeitsplätze unwiderruflich verloren gehen. Nicht meinetwegen, sondern vor allem wegen meiner Kinder. Das ist die Hauptsorge. Sollten die Großbetriebe hier Arbeitsstellen abbauen oder verlagern und nur noch aus ein paar wenigen Montageeinheiten bestehen, haben meine Kinder später einmal auch keine Arbeitsplätze mehr. Für mich als 58-Jährigen reicht es wahrscheinlich bis zum Ende.
Miriam Schmitt (27) aus Dittelbrunn arbeitet bei Schaeffler: "Ich habe noch ein paar Jahre vor mir und möchte auch noch die nächsten zehn Jahre bei Schaeffler arbeiten"

Ich habe noch ein paar Jahre vor mir und möchte auch noch die nächsten zehn Jahre bei Schaeffler arbeiten können. Noch wichtiger ist es mir aber, dass die regionale Großindustrie hier überhaupt eine Perspektive besitzt. Ich halte es für wichtig, Unternehmen in der Region zu halten und zu fördern. Ohne einen Arbeitsplatz in der Industrie hätte ich kein Einkommen mehr, von dem ich mir einen Handwerker oder den Bau eines Hauses leisten könnte. Das bereitet mir Sorge.
Irina Tischer (49) aus Geldersheim arbeitet bei ZF: "Wir zeigen mit dem Finger darauf, dass unsere Region kaputtgehen wird"

Wir alle sind aus Bad Neustadt, aus Bamberg und den Haßbergen angereist, um gemeinsam für alle Firmen zu demonstrieren. Ich habe den Eindruck, dass unsere Industriestadt den Bach heruntergeht. Keine unserer Firmen ist gut für die Zukunft aufgestellt. Viele müssen ihre befristeten Arbeitskräfte entlassen oder generell Arbeitsplätze abbauen. Firmenübergreifend – egal ob bei ZF, Schaeffler, SKF oder Rexroth – verlieren alle viele Leute. Und deswegen möchten wir darauf aufmerksam machen, wie wichtig der Industriestandort Schweinfurt für die Region eigentlich ist. Wir zeigen mit dem Finger darauf, dass unsere Region kaputtgehen wird – sollte sie ihren industriellen Kern verlieren.
Harald Pitzel (57) aus Grettstadt arbeitet bei ZF: "Ich versuche für die Arbeitsplätze der Jüngeren zu kämpfen"

Normalerweise wäre mir das alles egal. So gesehen, habe ich maximal noch fünf, sechs Jahre Arbeit vor mir. Aber ich habe Patenkinder, Neffen und Nichten – so wie viele meiner Freundinnen und Freunde. Und auch die benötigen einen Arbeitsplatz. Deswegen kämpfe ich für den Erhalt jedes Arbeitsplatzes. Sollte erst mal eine gewisse Menge an Arbeitsplätzen verschwunden sein – und wir hören ja die Zahlen, die im Raum stehen – wird das enorme Auswirkungen auf die Stadt und den Landkreis Schweinfurt haben.
Man kann diese Untergangsszenarien für Deutschland wirklich nicht mehr hören. Ich lebe sehr gerne in Deutschland und wüsste auf die schnelle nicht wo ich lieber leben würde.
Sie ist nicht für unternehmerische Entscheidungen verantwortlich oder für die Personalkosten. Ok, Energie ist ein wichtiges Thema. Aber Warum ist der Vertrieb gezwungen kosten zu senken? Damit die Unternehmen Geld verdienen können um zu investieren oder jetzt um zu überleben?
Die anderen sollend richten!
Ihr rennt blind denen nach, die Euch in dieses Dilemma getrieben haben mit immer mehr!
Ja, die wieder mit ihrem Bashing! Aber was kommt von den Leuten selbst dafür? Was von der Gewerkschaft?
Leider Nix!
Daher trifft man ganz leicht Entscheidungen in den Zentralen um irgendwo und irgendwie Geld zu verdienen. Nur nicht mehr hier!
Hauptsache Ihre Rente wird pünktlich erhöht und überwiesen.
https://www.hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/r/rente.html
Aber offensichtlich können sie es auch nicht.
Und sehr wahrscheinlich nicht erst mit 67 Jahren erhalten. Aber große Töne hier von sich geben.
Ganz toll.
Das war nur möglich mit Gas aus Russland und Waren aus China.
Jeder fand es geil! Und wenn einer etwas zu teuer gekauft hatte wurde er an den Pranger gestellt! Gerade die Opposition war damals sehr rührig darin.
Dann kam Corona. Die Masken wurden gebraucht und keiner hatte, konnte, musste zunächst auf das Geld schauen. Hauptsache es gibt Masken.
Damit fing die gelebte Abhängigkeit an. Glücksritter verknappten Güter, verteuerten künstlich und Scharlatane verdienten sich goldene Nasen.
Das Problem ist doch hausgemacht!
Würden wir alle deutsche Autos kaufen, deutsche Produkte, essen das aus Deutschland stammt oder in Deutschland Urlaub machen würde uns das ungemein helfen.
Aber nein, man will so leben wie bisher nur auf einem andern viel höheren Level.
Und die Wähler haben die Regierung gewählt die wir haben, die zum Teil nicht anders konnte, aber uns immer weiter zerstört!