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Euerbach
"Wir lassen das Dorf in die Kirche": Umnutzung der neuen Kirche in Euerbach soll Pilotprojekt werden
Die Diözese bezuschusst künftig nur noch eine Kirche pro Ort. Deswegen soll die Balthasar-Neumann-Kirche Hauptkirche werden. Welche Pläne es für das neue Gotteshaus gibt.
Welche soll Hauptkirche in Euerbach sein - die barocke Balthasar-Neumann-Kirche (links) oder die große, moderne Zeltkirche von 1970 (rechts)? Die Entscheidung ist gefallen. 
Foto: René Ruprecht | Welche soll Hauptkirche in Euerbach sein - die barocke Balthasar-Neumann-Kirche (links) oder die große, moderne Zeltkirche von 1970 (rechts)? Die Entscheidung ist gefallen. 
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 13.04.2025 02:33 Uhr

Ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg könnte in Euerbach entstehen: Zu zeigen, wie die Umnutzung der neuen katholischen Kirche von 1970 in ein multifunktionales Gebäude gelingt. Dieses könnte sowohl für spezielle Gottesdienste, als auch für Konzerte, Empfänge oder freie Trauungen dienen.

Hintergrund ist die Kategorisierung der Kirchenimmobilien im Bistum. Diese Einstufung bestimmt die Zuschüsse der Diözese bei künftigen Baumaßnahmen. Klar ist: Maximal noch eine Kirche pro Ort erhält eine Förderung. Weshalb sich die etwa 750 Euerbacher Katholiken – von 1500 Einwohnern – für eine ihrer beiden Kirchen entscheiden müssen.

Die Zeit drängt: Bis Juni muss die Kirchenverwaltung ihre Entscheidung nach Würzburg melden, nachdem sie wegen kontroverser und emotionaler Diskussionen in der Pfarrgemeinde vor zwei Jahren einen Aufschub erhielt. Jetzt kristallisiert sich die kleinere, denkmalgeschützte Balthasar-Neumann-Kirche als Hauptkirche heraus. Als klassische Ortskirche, als sogenannte C-Kirche, erhält sie 50 Prozent Regelzuschuss bei Instandhaltungen.

Breite Zustimmung zu dem Vorhaben spürbar

Die neue, ebenfalls denkmalgeschützte Kirche von 1970 mit dem kreuzförmigen Zeltdach wird dann zur E-Kirche, für die es eine neue Nutzung braucht. An Zuschüssen gibt es nur noch Geld, wenn eine Verkehrssicherung außen nötig ist, falls also beispielsweise Gefahr vor herabfallenden Steinen bestünde.

Nach dieser Lösung sieht es jetzt in Euerbach aus, wie bei einem Info-Abend der Kirchenverwaltung deutlich wurde. Im proppenvollen Pfarrheim ließen sich 80 Personen auf den aktuellen Stand bringen. Eine breite Zustimmung zu dem Vorhaben war dabei spürbar.

Die denkmalgeschützte katholische Kirche St. Michael in Euerbach von 1970 soll künftig anders genutzt werden: für Veranstaltungen, aber auch für spezielle Gottesdienste.
Foto: René Ruprecht | Die denkmalgeschützte katholische Kirche St. Michael in Euerbach von 1970 soll künftig anders genutzt werden: für Veranstaltungen, aber auch für spezielle Gottesdienste.

Weil es keine leichte Entscheidung ist, hatten sich Anfang des Jahres 15 Personen aus verschiedenen Gruppierungen des Ortes – Kirche, Politik, Vereine – in einen zweitägigen Workshop begeben, organisiert von der Gemeinde und unterstützt vom Amt für Ländliche Entwicklung, wie Bürgermeisterin Simone Seufert erläuterte.

Thema: "Wir lassen die Kirche im Dorf – und das Dorf in die Kirche". Betrachtet wurde neben den beiden katholischen Kirchen auch das Umfeld mit Pfarrheim, Pfarrhaus, Dorfgemeinschaftshaus und evangelischer Kirchenburg. Denn, wie es Seufert ausdrückte, "es geht um das Kernstück des Dorfes, weshalb es wichtig ist, dass hier eine positive Entwicklung stattfindet".

Eine Kirchen-Umnutzung in der Art gibt es in der Diözese noch nicht

Die intensive Auseinandersetzung der Workshop-Teilnehmer mit der Frage, was denn in 25 Jahren sein wird, förderte die genannte Tendenz zutage. Denn die neue Kirche bietet mehr Potenzial zur Entwicklung. Viele Ideen einer multifunktionalen Nutzung wurden geboren, erklärte Kirchenpfleger Gerhard Scheller. Aber auch viele Fragen tauchten auf: von der Finanzierung nötiger Infrastruktur wie barrierefreie Toiletten über den Zustand des Bauwerks bis zum Lärmschutz oder dem Verkehr.

Eine solche Kirchen-Umnutzung, verbunden mit einer Profanierung – einer Entwidmung des sakralen Raumes – gibt es in der ganzen Diözese noch nicht. Zumindest nicht bei einer Landkirche, bestätigte der Leiter des diözesanen Kunstreferats und der Kategorisierung, Jürgen Emmert, den Workshop-Teilnehmern.

Er stellte daher in Aussicht, dass die Diözese eine Machbarkeitsstudie dazu finanzieren wolle, sodass ein Pilotprojekt daraus werden könnte. Solch eine Studie ist eine Voraussetzung für mögliche Fördermittel, wusste Bürgermeisterin Seufert. Weshalb man sich diese Chance nicht entgehen lassen dürfe.

Wie eine multifunktionale Nutzung der neuen Kirche aussehen würde, erläuterte Kirchenverwaltungsmitglied Arthur Arnold. Zwar würde mit der Herausnahme des steinernen Altarblocks und des Tabernakels die Kirche profaniert. Dennoch könnten weiterhin liturgische Feiern wie Erstkommunion, Begräbnisfeiern oder Eucharistiefeiern zu besonderen Anlässen wie Weihnachten, Ostern oder Jubiläen dort stattfinden, dann eben mit einem Tisch-Altar.

Taufen und kirchliche Trauungen nur noch in der alten Kirche

Zwar seien keine Taufen und kirchlichen Trauungen mehr möglich, ergänzte Scheller; diese dürften nur noch in der alten Kirche stattfinden. Aber zulässig seien freie sowie standesamtliche Trauungen. Denn die Gästeschar werde immer größer und im Rathaus-Standesamt sei kaum noch Platz, ergänzte die Bürgermeisterin. Dann könne auch der Sektempfang im der neuen Kirche stattfinden.

Wie schon immer in der Geschichte des Christentums, so könne auch heute der religiös geprägte Raum für öffentliche, gesellschaftliche und soziale Zwecke genutzt werden, erklärte Arnold: also für Versammlungen, kulturelle oder sonstige werthaltige Veranstaltungen. Denn man müsse auch Einnahmen generieren, etwa durch Vermietungen.

Ob und wann man Gegenstände wie Bänke oder Orgel aus der Kirche entferne, werde man sehen, meinte Kirchenpfleger Scheller. Wenn, dann nur sukzessive. Außerdem müsse man die Stellungnahme des Denkmalschutzes abwarten. Wichtig sei jetzt aber, sich mit einem Konzept auf den Weg zu machen.

 
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  • Hans-Joachim Krämer
    Die alte Kirche in Schonungen wird ja schon lange für Veranstaltungen genutzt und das wird gut genutzt.
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  • Klaus B. Fiederling
    man müsste auch wissen wie die alte Kirche innenräumlich aussieht. Ob diese dann auch den Ansprüchen von heute genügt? Finde es schade um die neue Kirche, denn sie ist eigentlich sehr schön. Vermute halt auch zu groß.
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