
Was soll mit Kirchen geschehen, die nicht mehr genutzt werden? Angesichts dramatisch sinkender Mitgliederzahlen beschäftigt diese Frage die unterfränkischen Kirchengemeinden seit Jahren, aber längst nicht nur die. Wer soll, wer kann die Bauten künftig noch erhalten? In Nordrhein-Westfalen etwa sollen in den nächsten Jahren 3000 von 6000 Kirchen aufgegeben werden.
Das Bistum Würzburg hat seit 2022 die gut 1100 Sakralbauten auf Bistumsgebiet gesichtet und die rund 900 Pfarr- und Filialkirchen in fünf Kategorien von A bis E eingeteilt. Die Kategorien sind fortan Grundlage dafür, welche Zuschüsse die Diözese zu Bauunterhalt oder Ausstattung zahlt. Für die rund 200 Kirchen und Kapellen, die weder Pfarr- noch Filialkirchen und nicht kategorisiert sind, gibt es beim Bistum einen Denkmalpflege-Topf.
Es seien noch ein paar Einsprüche zu bearbeiten, grundsätzlich aber werde schon mit dem neuen Zuschussmodell gearbeitet, sagt Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst der Diözese.

"Wie fasst man so ein Bistum, haben wir uns gefragt", erzählt Emmert, der die Arbeitsgruppe leitet, die die Kirchen erfasst und zugeordnet hat. Erste Kriterien seien die Größe der Kirchengemeinde gewesen und die Frage, wo noch regelmäßig Gottesdienste stattfinden.
Kategorie A bis E: Die Mehrzahl sind "klassische Dorfkirchen"
22 Kirchen haben es in die Kategorie A geschafft: "Bedeutsame Kirche des Bistums aufgrund ihrer historischen oder künstlerischen Bedeutung". Zu ihnen zählen das Würzburger Käppele oder die Wallfahrtskirche Mariabuchen. Für A-Kirchen soll es weiter diözesane Zuschüsse "für Generalsanierung und bauliche Ergänzung" geben.
In der Mehrheit, insgesamt 627, sind klassische Dorfkirchen der Kategorie C, dazu kommen 105 B-Kirchen, 101 D-Kirchen und 82 E-Kirchen, die künftig anders genutzt werden sollen. Die Zuschussfähigkeit nimmt entsprechend ab, für Kirchen in Kategorie E gibt es nur noch Zuschüsse für die Verkehrssicherheit.
Das bedeuten die Kategorien für die Kirchen im Bistum Würzburg:
- A. Kirche mit überörtlicher Bedeutung: Bedeutsame Kirche des Bistums aufgrund ihrer herausragenden pastoralen Bedeutung oder ihrer historischen oder künstlerischen Bedeutung. → Diözesane Zuschüsse für Generalsanierung und bauliche Ergänzung. Anzahl: 22
- B. Zentrale Kirche einer Untergliederung / Pfarrkirche: Die günstig gelegene Kirche einer Untergliederung, die zudem barrierefrei ist und eine genügende Anzahl an Parkplätzen aufweist. Hier ist auf längere Sicht das Angebot eines vielfältigen, auch sonntäglichen Gottesdienstangebotes gegeben. → Diözesane Zuschüsse für Sanierung innen und außen und Maßnahmen der Inklusion. Anzahl: 105
- C. Klassische Dorfkirche: Die klassische Dorfkirche in Gemeinden von mehr als 100 Katholiken, wo ein regelmäßiges Gottesdienstangebot (mind. 14-tägig) gewährleistet ist → Diözesane Zuschüsse für Instandhaltung innen und außen. Anzahl: 627
- D. Kirche in kleinen Orten: Dorfkirchen in Orten von weniger als 100 Katholiken oder ohne regelmäßiges Gottesdienstangebot → Diözesane Zuschüsse für Verkehrssicherheit innen und außen. Anzahl: 101
- E. Kirche für neue Nutzung: Zweitkirchen, die mittelfristig profaniert und somit einer anderen Nutzung zugeführt werden sollen → Diözesane Zuschüsse für Verkehrssicherheit. Anzahl : 82
"Es gibt ein West-Ost-Gefälle", sagt Emmert. Das Bistum hat Kirchengemeinden mit bis zu 4000 Mitgliedern im Landkreis Aschaffenburg und Gemeinden mit teilweise nur noch 80 oder 90 Mitgliedern im Landkreis Haßberge. Ehemals große städtische Würzburger Kirchengemeinden wie St. Adalbero und St. Andreas hätten heute gemeinsam noch so viele Mitglieder wie früher eine alleine, sagt Emmert: "Das sind ernüchternde Zahlen."
Probleme: Kleinteilige Struktur in Unterfranken und Kirchen verlieren Kultur-Bedeutung
Ein Problem sei die kleinteilige Struktur in Unterfranken, mehr als die Hälfte der Gemeinden habe weniger als 500 Mitglieder, erklärt Emmert. "Hinzu kommt: Den Pfarrausflug gibt es nicht mehr, auch beim Kulturbürgertum scheint es Einbrüche zu geben." Das Bistum habe im vergangenen Jahr deshalb das Museum Kartause Astheim im Landkreis Kitzingen geschlossen, sagt der Leiter der Abteilung Kunst des Bischöflichen Ordinariats.
Denn auch die museale Attraktivität von Kirchen nehme ab, nicht nur in Unterfranken. So habe man berechnet, dass die durchschnittliche Verweildauer von Touristen im Kölner Dom gerade mal 40 Sekunden betrage, sagt Emmert.

In Schweinfurt gibt es etliche große Kirchenneubauten beider Konfessionen aus dem 20. Jahrhundert, die heute weit mehr Raum und Plätze vorhalten als benötigt. "Hier gibt es Diskussionsbedarf", sagt Jürgen Emmert. "Ich würde vorschlagen: Redet doch mal mit der evangelischen Seite." Das Thema "Simultaneum", also die gemeinsame Nutzung eines Kirchenraums, sei in Bayern aber noch ganz am Anfang.

Nicht selten konkurrieren alte und neue Bauten, etwa in Euerbach im Landkreis Schweinfurt: Die moderne Kirche St. Michael von 1970 steht ebenso unter Denkmalschutz wie die alte Pfarrkirche St. Michael, entworfen von Balthasar Neumann, gleich daneben. Eine von beiden ist also "Zweitkirche" und somit Kandidatin für Profanierung, also Rückgängigmachung der Weihe, und Umnutzung. Welche, diese Entscheidung hat die Arbeitsgruppe der Kirchengemeinde überlassen: "Es war uns wichtig, nicht einfach Entscheidungen am grünen Tisch zu fällen", sagt Emmert.
Profanierung, Umnutzung, Simultankirche: Was mit Gebäude passiert, ist Entscheidung vor Ort
Was passieren wird, entscheidet sich ohnehin immer vor Ort. Denn jede Kirche ist Eigentum einer eigenen Kirchenstiftung unter lokaler Führung, zu der einst auch der Ortspfarrer gehörte. Die Frage ist: Gibt es auch künftig Kümmerer, und kann die Stiftung bei steigenden Baukosten den 50-prozentigen Eigenanteil aufbringen, der zu jeder Förderung fällig wird?
"Noch haben wir keine Stiftung, die nicht mehr handlungsfähig wäre", sagt Emmert, "aber es gibt auch Unmut vor Ort. Da heißt es dann: Jetzt wo's ans Eingemachte geht, sollen wir entscheiden."

Sicher ist: Aufwändige Um- und Neugestaltungen wie etwa von St. Anton in Schweinfurt wird es nicht mehr geben. Bislang sind Abrisse wie 2009 der betonbrutalistischen Auferstehungskirche in Sailauf (Lkr. Aschaffenburg) noch Einzelfälle. Aber der Zeitgeschmack hat die wuchtigen Bauten der 1960er und 1970er Jahre nicht gnädig behandelt. "Verabschieden wir uns gerade von der Nachkriegsmoderne?", fragt Emmert.
Profanierung und neue Nutzung, Abriss oder Simultannutzung - wer welchen Weg geht oder gehen muss, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Aber, sagt Emmert, an den meisten Stellen gibt es derzeit baulich keinen Handlungsbedarf: "Es ist viel saniert worden, der Zustand ist auf hohem Niveau."
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann, MPA
Man kann zur Kirche stehen wie man will. Die Kirchengebäude gehören zu unserer Kultur. Daher sollte eine Umwandlung sorgfältig abgewogen werden. Wobei auch ein Supermarkt besser ist als der Verfall. So sind wenigsten die historische Substanz und die Bundglasfenster erhalten.
Die Idee hatte während der Corona Zeit der Diakon (Gerd heißt er glaube ich mit Vornamen, seinen Nachnamen weiß ich nicht mehr. Er war entweder nur der Diakon oder Gerd :) er hat auch auf YouTube einen Kanal)