
Nur eine Kirche im Dorf kann künftig Zuschüsse von der Diözese Würzburg erwarten. Das ist das Dilemma, in dem die katholische Pfarrgemeinde Euerbach steckt. Denn sie besitzt als einzige im Pastoralen Raum Schweinfurt-Nord gleich zwei denkmalgeschützte Gotteshäuser: Eine kleine barocke Balthasar-Neumann-Kirche und eine moderne große Zeltdachkirche.
Die Diözese erwartet in Kürze eine Entscheidung, über die jetzt bei einem Infoabend diskutiert wurde. Mit teils deutlicher Kritik am Bistum und seinen Vertretern. Keinen leichten Stand hatten Dr. Jürgen Emmert, Leiter des diözesanen Projekts zur Kategorisierung der Kirchenimmobilien, und Monika Albert, Leiterin der Pastoralen Entwicklung. Sie vertraten im mit 70 Personen gut gefüllten katholischen Pfarrheim die Linie des Bistums, das für Gebäude künftig weniger Geld ausgibt.
Verteilt werden soll dieses bei den etwa 800 Kirchen, davon 95 Prozent unter Denkmalschutz, nach einheitlichen Kriterien. Weshalb die Gebäude eingestuft werden von A bis E, von überörtlich bedeutsam bis Zweitkirche. Die klassische Dorfkirche ist Kategorie C, sie erhält 50 Prozent Förderung für eine Instandhaltung.
Beide Euerbacher Kirchen stehen unter Denkmalschutz
Eine E-Kirche bekommt nur noch Zuschüsse für die Verkehrssicherheit. Weshalb sie langfristig anders genutzt werden soll. "Das heißt nicht Abriss", unterstrich Emmert. Die Diözese biete dazu Beratung an, so Albert. In der aktuellen Planung ist die neue Kirche Euerbach vorläufig der C-Kategorie zugeteilt, die alte der E-Kategorie. Dies kann noch getauscht werden.

Emmert beschrieb die Balthasar-Neumann-Kirche als barockes Juwel, zentriert auf den Hochaltar. Die neue Kirche von 1970 drücke eine demokratischere Haltung aus. Beide stehen unter Denkmalschutz; wobei der Eigentümer – soweit zumutbar – verpflichtet ist, das Gebäude instand zu halten. Die Nutzung soll entsprechend des ursprünglichen Zwecks erfolgen. Die Euerbacher Pfarrgemeinde mit 700 Katholiken müsse überlegen, so Emmert, welche Kirche sie langfristig mit eigenen Mitteln und Zuschüssen finanzieren könne.
Kritik vor Ort: Mit 50 Prozent Zuschuss lässt sich gar nichts machen
Das erfuhr Widerspruch: Jahrelang habe man nie etwas entscheiden können, so die frühere Pfarrgemeinderatsvorsitzende Angelika Weigand. Jetzt komme Würzburg und sage, ihr dürft entscheiden. Aber mit 50 Prozent Zuschuss könne man gar nichts ausrichten, zumal die Kirchengemeinde kein Geld habe.
Um Lösungen entwickeln zu können, plädierte Altbürgermeister Arthur Arnold, Vorsitzender des Pfadfinder-Förderkreises und Initiator der Unter-Schutz-Stellung der neuen Kirche, für den Status Quo: für die Beibehaltung der neuen Kirche als Hauptkirche und der alten als Nebenkirche. Wofür er auch 100 Unterschriften in einer Petition gesammelt hatte.
Altbürgermeister Arthur Arnold: "Wir machen Rückbau und bräuchten einen Aufbruch"
Arnold blickte zurück auf den Bau der neuen Kirche mit hohem Engagement der Eltern- und der eigenen Generation, blickte aber auch kritisch auf den aktuellen Zustand der katholischen Kirche insgesamt. "Wir machen Rückbau und bräuchten einen Aufbruch".
In Euerbach gebe es immer weniger Gottesdienste, keine hauptamtlichen Mitarbeiter, viele Ehrenamtliche hatten aufgehört. Man müsse die Menschen mehr beteiligen, forderte er. Dass Ehrenamtliche vergrault würden, machte Rainer Weigand deutlich.
Auch Bürgermeisterin Simone Seufert äußert sich gegenüber der Diözese kritisch
Für die politische Gemeinde kritisierte Bürgermeisterin Simone Seufert die schlechte Kommunikation der Diözese. Den Denkmalschutz der neuen Kirche sehe der Gemeinderat überwiegend kritisch, sagte sie, wissend, dass die Pfarrgemeinde kein Geld hat. Es gehe bei dem gesamten Areal um die Zukunft des historischen Ortskerns. "Mit 50 Prozent Förderung kommen wir nicht weiter." Sie bot ihre Mitarbeit bei einer Lösungsfindung an, die allerdings Zeit brauche.
Emmert schlug vor, die alte Kirche beim Leader-Projekt zu Balthasar Neumann zu integrieren, etwa als Dokumentationszentrum. Eine Profanierung mit Airbnb-Wohnungen, wie es in Erbshausen geschah, dürfte angesichts des Denkmalschutzes heute schwierig werden, meinte er.
Schon jetzt stehen 800.000 Euro für die Außenrenovierung der alten Kirche im Raum
Zu den anstehenden Investitionen erklärte Kirchenpfleger Reinhold Karl, dass an der alten Kirche vor dem Baumoratorium 2019 eine Kostenschätzung von 800.000 Euro für eine Außenrenovierung eingeholt worden war. An der neuen Kirche gebe es keinen akuten Sanierungsbedarf. In zehn, 20 oder 30 Jahren könnten Reparaturen am Schieferdach anfallen.

Die Kostenfrage sei für ihn der entscheidende Faktor, meinte Gemeinderat Jochen Kraft. Er wollte auch die Meinung von Pfarrer Markus Grzibek hören, der sich allerdings nicht äußerte.
Vertreter der Diözese schlägt Kompromiss vor: Mehr Zeit für eine Entscheidung
Das gezeigte Engagement der Anwesenden lobte Schweinfurts Dekan Stefan Kömm, zugleich Moderator in diesem Pastoralen Raum. Er selbst sei anfangs Kritiker der Kategorisierung gewesen, sehe dies jetzt aber gelassener. Der 50 Prozent-Zuschuss sei laut Generalvikar Vorndran nur ein Richtwert, vor allem in besonderen Fällen.
Schließlich kam von Jürgen Emmert der Vorschlag, dass Euerbach zwar bis Ende Juli an die Diözese rückmelden müsse, dass es sich grundsätzlich für eine Kirche entscheide. Aber welche das sei, dafür bekomme es mehr Zeit, damit ein Konzept mit verschiedenen Beteiligten erstellt werden könne.
Aber da spiegelt sich die schwarz-weiß-Mentalität der Kirche wider: Es gibt nur schwarz oder weiß - ja oder nein - und man geht am Leben der Menschen vorbei!
Kein Wunder, dass Ehrenamtliche keine Lust mehr auf Engagement haben.
Wie wollen sie Leuten in kleinen Ortschaften, die nichtmal mehr Geld für eine Kirche bekommen erklären warum Euerbach zwei Kirchen finanziert bekommt !