Kundinnen und Kunden, die bei Edeka einkaufen möchten, müssen aktuell damit rechnen, nicht alle Punkte auf ihrer Einkaufsliste abhaken zu können. Denn mittlerweile ist der Warenbestand in vielen Märkten lückenhaft; teilweise stehen sogar ganze Regale leer.
Manche mag das an die Zeiten der Hamsterkäufe während der Corona-Pandemie erinnern, als vielerorts vor allem Speiseöl und Toilettenpapier ausverkauft waren. Dieses Mal ist der Mangel von Produkten jedoch nicht auf das Kaufverhalten der Kundschaft zurückzuführen, sondern auf die Bestreikung der Edeka Logistikzentren in Gochsheim, Marktredwitz, Sachsen bei Ansbach und Berbersdorf.
Im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel hatte die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten dazu aufgerufen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Rund 100 von ihnen sind diesem Aufruf gefolgt und haben seit vier Wochen ihre Arbeit niedergelegt. Ziel des Streiks sind 13 Prozent mehr Lohn, zusätzlich 250 Euro bei der Ausbildungsvergütung sowie allgemeinverbindliche Tarifverträge.
Um weitere Streiks zu unterbinden, zog Edeka am Mittwoch in Schweinfurt und Nürnberg gegen Verdi vor Gericht. Während das Arbeitsgericht Nürnberg die Streiks in Sachsen bei Ansbach und Schwabach durch eine einstweilige Verfügung stoppte und als rechtswidrig einstufte, wies das Arbeitsgericht in Schweinfurt die Klage ab – hier darf weiter gestreikt werden. Während der derzeitigen Tarifverhandlungen ist der Streik auch hier unterbrochen.
Die Filialen helfen sich gegenseitig aus
Inzwischen kämpfen auch die Schweinfurter Edeka-Märkte zunehmend mit fehlenden Lieferungen. "Normalerweise werden wir täglich mit Frischeprodukten beliefert und dreimal pro Woche mit dem Trockensortiment. Letzteres bekommen wir aktuell nur noch einmal in der Woche", erklärt Roland Weber, Marktleiter der Filiale in der Schweinfurter Innenstadt.
Auch das Frische-Center Höchner in der Oskar-von-Miller-Straße werde nur noch ein- bis zweimal pro Woche beliefert, sagt Filialleiter Marius Höchner. Ein Gang durch die Märkte zeigt die Auswirkungen: Chips und Knabbersachen, Toiletten- und Küchenpapier sind nur einige der Waren, die teilweise oder sogar komplett vergriffen sind. In beiden Märkten seien aktuell aber vor allem Wasser und Softdrinks Mangelware.
Um den Kundinnen und Kunden auch weiterhin eine möglichst große Auswahl des Edeka-Sortiments anbieten zu können, stehe man intern in Kontakt und würde sich gegenseitig aushelfen, so Höchner. "Wir halten zusammen."
Die Recherche zu diesem Thema gestaltete sich schwierig, da sich keiner der anderen Edeka-Marktleiter im Raum Schweinfurt zu den Fragen der Redaktion äußern wollte. Auch einem Foto vor Ort stimmte niemand zu. Nur ein Marktleiter, der anonym bleiben möchte, empfinde die Forderungen der Streikenden als übertrieben.