Das Edeka-Lager in Gochsheim war ab Dienstagnachmittag Ziel eines eintägigen Warnstreiks durch die Gewerkschaft ver.di. Weil die Arbeitgeber im bayerischen Groß- und Außenhandel in der zweiten Verhandlungsrunde ihr vorheriges Angebot nicht erhöht hatten, war der Streik ausgerufen worden, mit 85-prozentiger Beteiligung der Beschäftigten im Edeka-Lager.
Wie ver.di-Sekretär Peter König auf Nachfrage der Redaktion erläuterte, hatte der Warnstreik direkt nach dem Ende der Verhandlungsrunde in München um 16.45 Uhr begonnen. "Bei anderen Streiks muss man manchmal Überzeugungsarbeit leisten, aber hier sind die Beschäftigten auf uns zugekommen und haben gefragt, wann es endlich los geht", sagte er.
Zunächst war die erste Schicht der Frische-Abteilung des Gochsheimer Edeka-Lagers in den Ausstand getreten, ab Mittwoch um 1 Uhr morgens war der Streik dann auf die Fahrer ausgeweitet worden. Ab 5 Uhr beteiligten sich auch die Beschäftigten des Trockensortiments am Streik. "Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen", meldete Peter König über die hohe Streikbeteiligung.
Bis Donnerstag um 1.45 Uhr sollte der Streik andauern und damit die zweite Frische-Schicht ausfallen. "Das merkt man dann schon, wenn es zweimal keinen frischen Salat gibt", meinte der Gewerkschafts-Sekretär des Bezirks Würzburg/Aschaffenburg.
Es sei eine "Unverschämtheit", dass die Arbeitgeber auch in ihrem zweiten Angebot Reallohnverluste der Beschäftigten und damit eine drohende Altersarmut in Kauf nähmen. Denn die Beschäftigten bei Edeka und im gesamten Groß- und Außenhandel würden massiv unter den Preissteigerungen der letzten Jahre leiden.
Forderungen von Ver.di
Bei den Tarifverhandlungen sitzt laut König auch Stefan Breitner von Edeka Nordbayern am Tisch. "Gerade Edeka ist doch ein Profiteur der Corona-Krise, und das hält immer noch an", so der ver.di-Sekretär. Der Streik werde Edeka viel Geld kosten. "Wir werden es nicht akzeptieren, dass Beschäftigte, die hart arbeiten und für Rekordumsätze in der Branche, vor allem bei Edeka, sorgen, am Ende des Monats jeden Cent dreimal umdrehen müssen."
Ver.di fordert für die rund 240.000 Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte um 13 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro und eine Laufzeit der Tarifverträge von zwölf Monaten. Außerdem soll in einer gemeinsamen Initiative die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden.
Die Arbeitgeber bieten bei einer Laufzeit von 24 Monaten ab Dezember 2023 eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um vier Prozent an. Ab Dezember 2024 ist eine weitere Erhöhung um 2,1 Prozent geplant. Mit dem Abschlussmonat in 2023 bieten sie außerdem 700 Euro Inflationsausgleichsprämie, für Azubis gibt es die Hälfte. Weitere 700 Euro sollen 2024 gezahlt werden, für Azubis gelten 50 Prozent. Arbeitgeber, die bereits eine Inflationsausgleichsprämie gezahlt haben, sollen die Möglichkeit bekommen, diese mit dem Angebot zu verrechnen.
Die nächsten Tarifverhandlungen finden am 16. Juni in München statt. Ver.di kündigt bereits weitere Streiks an.