
Vor knapp einem halben Jahr hieß es im Gerolzhöfer Stadtrat, ein Investor würde in der Stadt einen Kindergarten errichten, um diesen an die Stadt zu vermieten. Seitdem war von dem Projekt nichts mehr öffentlich zu vernehmen.
Vor annähernd zwei Jahren hat der Stadtrat den Bedarf eines zusätzlichen Angebots an Plätzen in Krippen- und Regel-Gruppen anerkannt und die Errichtung einer zusätzlichen Kindertagesstätte beschlossen – schnellstmöglich, wie es damals hieß. Seitdem wurden mehrere Varianten durchgespielt. Doch verwirklicht wurde nichts. Doch jetzt deutet sich eine Lösung an, noch in diesem Jahr. Das haben Recherchen dieser Redaktion ergeben.
Wie weit sind die Pläne zur Errichtung zusätzlicher Kindergarten-Plätze gekommen?
Nach Auskunft von Bürgermeister Thorsten Wozniak liefen aktuell "sehr konkrete Verhandlungen zwischen Stadt, Investor und Betreiber des Kindergartens". Augenscheinlich befindet man sich auf der Zielgeraden. Denn Wozniak teilt weiter mit, dass er damit rechne, "dass wir im Dezember im Stadtrat final beschließen". Die Verträge könnten somit zum Jahreswechsel unterschrieben werden.
Die nächste und mutmaßlich letzte reguläre Stadtratssitzung in diesem Jahr ist am 9. Dezember. Die ursprünglich für 2. Dezember angesetzte Sitzung entfällt.
Um welchen Investor handelt es sich? Wo möchte dieser bauen?
Solange keine Verträge unterschrieben sind, möchte die Stadt sich weiter weder dazu äußern, um welchen Investor es sich handelt, noch Angaben zum möglichen Standort eines Kindergartens machen.
In welcher Form soll die Kita entstehen: als fester Bau oder in Modulbauweise?
Ursprünglich hatte der Stadtrat einen Bau aus Wohncontainern (Modulbauweise) favorisiert. Dies würde am schnellsten gehen. Es gab einen Beschluss, eine solche Kita im rückwärtigen Bereich der Liegewiese des Freibads Geomaris hinzustellen. Eine solche Option ist laut Wozniak zwar noch offen, solange keine anderweitigen Verträge unterschrieben seien. Aktueller Planungsstand sei allerdings "eine feste Bauweise an anderer Stelle".

Wer würde eine zusätzliche Kita betreiben wollen?
Auch hier gilt: Die Stadt nennt keinen Namen. Gegenüber dieser Redaktion hat das Bayerische Rote Kreuz (BRK) allerdings schon im vergangenen Jahr bestätigt, dass es diesbezüglich mit der Stadt verhandelt. BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer bestätigt auf Nachfrage, dass man mit der Stadt Gerolzhofen "noch im Gespräch" sei. Ein Vertrag sei aber noch nicht unterschrieben.
Angesichts des Mangels an Erzieherinnen und Erziehern: Gäbe es ausreichend Personal für eine Kita?
Ganz grundsätzlich ist der Markt für Kita-Personal angespannt, bestätigt Lindörfer. Das BRK habe zuletzt aber durchaus Bewerbungen erhalten. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn es sich um Stellen in neu errichteten, modernen Einrichtungen handelt, in denen das Personal beim Erstellen von pädagogischen Konzepten mitreden darf.
Bis wann könnte die geplante Kita in Betrieb gehen?
Bürgermeister Wozniak hält an dem zuletzt im Sommer genannten Zeitplan fest. Demnach sei geplant, den Kindergartenbetrieb im September 2026 aufzunehmen. "Das ist zwar sportlich, aber machbar, sofern die entscheidenden Gremien in den kommenden Wochen zustimmen", meint er zuversichtlich.

Mit welchem Bedarf an Betreuungsplätzen rechnet die Stadt derzeit?
Anfang des Jahres 2023 wurden dem Stadtrat die im Dezember 2022 ermittelten – bis heute gültigen – Kindergarten-Bedarfszahlen vorgestellt. Damals rechnete die Stadt damit, dass in Gerolzhofen insgesamt 132 Krippen-Plätze benötigt werden, was elf Gruppen entspricht. Im Regelgruppen-Bereich wurde ein Bedarf von 250 Kindern (zehn Gruppen mit je 25 Kindern) angegeben.
Abzüglich der bestehenden Angebote errechnete Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann bei angenommen 60 Geburten pro Jahr einen zusätzlichen Bedarf von bis zu 72 Krippen-Plätzen in den kommenden Jahren sowie 54 Plätzen in Regelgruppen. Daraus ermittelte sich ein prognostizierter Bedarfsneubau von bis zu fünf Krippen- und vier Regelgruppen.
Aktuell plant die Stadt dem Bürgermeister zufolge mit vier Regel- und zwei Krippen-Gruppen. Bei den Kinderhäusern rechnete man im Herbst dieses Jahres mit einem sich umgekehrt entwickelnden Bedarf: Für das kommende Jahr stünden dort bereits 60 Kinder unter drei Jahren auf der Warteliste für einen Platz in der Krippe, obwohl es kommendes Kindergartenjahr kaum freie Plätze geben wird.
Kann die Kita auf einen sich ändernden Bedarf reagieren?
Wie Wozniak berichtet, sollen manche Gruppenräume so er- und eingerichtet werden, dass das Angebot flexibel bleibt. So könne das Angebot an den Bedarf angepasst werden, zum Beispiel für drei Regel- und drei Krippen-Gruppen oder weitergehende Bedarfe. "Wir gehen davon aus, so den bestehenden Bedarf und auch die Nachfrage zu decken", teilt er mit.