Drei Jahre Arbeit stecken darin, sagt Emil Heinemann und hält stolz sein Buch in der Hand. Titel: "Aus dem Tagebuch eines Bürgermeisters." 21 Jahre war er Bürgermeister von Sennfeld, von 1996 bis 2017, als er aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens aufhören musste.
Coronabedingt war länger keine große Veranstaltung zur Buch-Vorstellung möglich. In der Vorweihnachtszeit hat Emil Heinemann sein Buch einem größeren Publikum vorgestellt. Auch bei einer Veranstaltung des Gemeindetages hat er eine kleine Lesung gehalten. Stadtlauringens Bürgermeister Friedel Heckenlauer, Vorsitzender des Gemeindetages, hat ihn darum gebeten.
Das hat ihn gefreut. Schließlich erzählt er Geschichten, die wohl jedem Bürgermeister mal passiert sind. Zum Beispiel, dass nachts alle paar Minuten ein erboster Bürger daheim bei Bürgermeisters anruft, weil er wegen einer Musikveranstaltung nicht schlafen kann. "Wenn ich nicht schlafen kann, sollen Sie auch nicht schlafen", war die Motivation des nächtlichen Anrufers.
Wenn der Kollege aus dem Nachbardorf schnarcht
Apropos Schlafstörungen: Im Buch kommt auch ein ehemaliger Schwebheimer Bürgermeister vor, der sich bei einer Fortbildung mit Heinemann ein Zimmer geteilt hat, aus Sparsamkeitsgründen. Kleiner Nachteil: der Schwebheimer hat heftig geschnarcht. Die beiden können jetzt übrigens herzhaft über diese Episode lachen. Sagt Heinemann.
Erlös des Buches ist für den Entwicklungshilfeverein Indio-Hilfe-Peru
Warum er sich die Arbeit gemacht hat, wie die Reaktionen sind und ob alles erzählt ist: der Altbürgermeister und Jung-Autor erzählt. Ein Grund, das Buch zu schreiben, liegt an Heinemanns Engagement für die Indio-Hilfe Peru. Die Projekte, die Menschen in Südamerika helfen, sind Heineman und seiner Frau Sigrid seit Jahren eine Herzenssache. Das Buch, erschienen im Athena-Verlag, kostet 18,50 Euro. "Das Geld kommt in vollem Umfang dem Sennfelder Entwicklungshilfeverein Indio-Hilfe-Peru zu Gute", sagt Heinemann. 1984 wurde der Grundstein zu einer Hilfsaktion für Menschen in Lateinamerika gelegt, 2021 wurde daraus ein Verein.
Beim Einkaufen angesprochen werden, so gut wie nie als Privatperson unterwegs sein, oft auch aus dem Blauen heraus mit Kritik konfrontiert werden: "So was passiert, das muss man wegstecken", sagt er. Klar gab es auch mal anonyme Anrufer am Telefon. Bei jemandem wie Emil Heinemann, der so gut wie jeden im Ort kennt, bleibt ein Anrufer natürlich nicht lange unbekannt. "Ich habe ein musikalisches Gehör, da kriegst Du jeden Anrufer raus." Bei jemandem wie Emil Heinemann kann man dann auch davon ausgehen, dass er das Gespräch sucht. "Man muss auf die Leute zugehen, offen sein, so werden Netzwerke gegründet."
1996 für eine Sensation bei der Gochsheimer Kirchweih gesorgt
Auf die Leute zugehen: Der Satz passt zum wohl ungewöhnlichsten Auftritt Emil Heinemanns. Er ist 1996 das erste Mal in seinem Leben auf die Gochsheimer Kirchweih gegangen. Als Sennfelder Bürgermeister! Das war eine Sensation! Schließlich feiern die beiden Orte am gleichen Wochenende mit Plantänzen und Brauchtum. Die beiden Friedens-und Freudenfeste stehen übrigens seit 2016 in der bayerische Landesliste für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO. Heinemann erinnert sich noch gerne an das Raunen, das damals, 1996, über den Gochsheimer Plan gegangen ist. Und an die Neckereien: "Gell bei Euch drüm gfällts Euch net?" Diese Episode beschreibt er genüsslich in seinem Buch.
Heinemann freut sich, dass Sennfeld und Gochsheim eng verbunden sind, dass das, was er damals mit dem Gochsheimer Bürgermeister Walter Korn aufgebaut hat, sein Nachfolger Oliver Schulze und Gochsheims Bürgermeister Manuel Kneuer weiterführen.
Alte Terminkalender ausgewertet
War es eigentlich schwer, sich an alles zu erinnern? Nicht unbedingt schwer, aber zeitintensiv, sagt Heinemann. Seine Terminkalander hat er noch alle, die hat er durchgeschaut. Leitzordner gibt es auch noch einige. Die Flyer, die er zum Wahlkampf ausgeteilt hat, auch noch. Eine Möglichkeit auch für ihn, zu schauen, was hat geklappt, was nicht? Das war ihm schon früher wichtig, sagt er. "Nachschauen, was ich versprochen habe. Und wenn es nicht geklappt hat, sagen, warum."
"Mensch, schreib das doch alles mal auf." Diesen Satz hat Emil Heinemann oft gehört. Jetzt, nachdem das Buch erschienen ist, sagt immer mal wieder jemand: "Das musst Du unbedingt auch noch erzählen." Heinemans Antwort darauf: "Fertig ist fertig!" Alles kann er sowieso nicht umfassend aufschreiben: "Das tatsächliche Bürgermeisterpuzzle ist viel umfangreicher, viel größer und oft auch viel tiefgründiger und bewegter."
Prof. Dr. Richard Riess, ein Freund und Weggefährte Heinemanns, lange Jahre Rektor der Augustana Hochschule Neuendettelsau, beschreibt das Buch so: "Heinemann klärt auf und bringt Licht in ein weites, komplexes und anspruchsvolles Berufsbild. Und es ist gut, dass man da mehr erfährt von vielen und vielerlei Tätigkeiten vor und hinter der Bühne. Und von einer stressigen, mehr als 70- beziehungsweise 80-stündigen Arbeitswoche." Was ihm noch gefällt: Heinemann habe den Mut, sich selber als Mensch ins Spiel zu bringen. Er schreibt über sich, was ihm gefallen hat, was nicht. "Er bezieht Stellung. Das braucht Mut, macht angreifbar und verletzlich."
Emil Heinemanns Buch "Aus dem Tagebuch eines Bürgermeisters", erschienen im Athena-Verlag, ist erhältlich für 18,50 Euro im Sennfelder Rathaus, bei der VR-Bank Main-Rhön in Schweinfurt und Gochsheim sowie im Buchhandel.