Die Kirchweih 2016 ist eine ganz besondere für Sennfeld und Gochsheim. Die beiden Friedens-und Freudenfeste haben jetzt ein UNESCO-Siegel. Sie sind auf Sennfelder Initiative in die bayerische Landesliste für das immaterielle Kulturerbe aufgenommen worden. Da tanzt sich's natürlich doppelt so schön auf dem jeweiligen Plan.
Und aus diesem Anlass gibt's sogar eine Programmänderung im ansonsten seit Jahrhunderten festgelegten Ritual in Sennfeld. Der Bürgermeister spricht zwischen Plangottesdienst und Gänsdreckli-Aushätschn. Das gab's noch nie.
Erinnerung an die Leistung der Vorfahren
Emil Heinemann erinnert an die Vorfahren, die 18 Jahre darum gekämpft haben, die Rechte wiederzubekommen, die ihnen der Kaiser 1635 genommen hat. Unerschütterlich sei ihr Glaube an Freiheit und Gerechtigkeit gewesen. Als Zeichen der Ehrerbietung für die Vorfahren stehen fast alle Sennfelder Plan-Besucher auf.
Nur eines der Gänsdreckli-Mädchen kommt nicht so schnell mit, ist ja auch alles so schon aufregend genug mit der Tracht, dem ständigen Fotografiert- werden und dem Bewusstsein, gleich auf die Tanzfläche zu müssen, mit einem der Planburschen. „Du musst aufstehen“, sagt ihre ebenfalls winzige Nachbarin sehr bestimmt, mit heiligen Ernst.
Stolz auf die UNESCO-Auszeichnung
Das hätte den Vorfahren bestimmt gefallen. Wie die Tatsache, dass die Kirchweih in Sennfeld und Gochsheim immer noch der ganz große Feiertag ist. Gochsheims Bürgermeisterin Helga Fleischer lässt ebenfalls die Geschichte der Gochsheimer Kirchweih Revue passieren und ist stolz auf die UNESCO-Auszeichnung. Dazu gibt's sogar Buttons.
Fürs Wetter gibt's aber keine Auszeichnung. Das ärgerte die ehemals freien Reichsdörfler ein bisschen. Am Vormittag ergossen sich noch drei Liter Wasser auf jeden Quadratmeter, später aber lugte die Sonne vorsichtig hinter den Wolken hervor, um dann kurz vor dem Aufmarsch der Planpaare in Sennfeld und Gochsheim gehörig zu strahlen.
Mit Handtuch auf den Plan
Dafür kam's am Nachmittag noch mal ziemlich dicke. Erfahrene Kirchweih-Gänger sind natürlich vorbereitet: Sie nehmen Handtücher mit, um die Bänke trocken zu machen, und basteln aus gelben Säcken Bank-Auflagen. Kirm und Kärm macht erfinderisch.
In Sennfeld begrüßt Planältester Dan Völlmer Honoratioren und Gäste, in Gochsheim Moritz Unteidig. Und dann geht's endlich an die Plantour. Zunächst Planpaare und Ehrengäste und dann alle.
Erfahrungsgemäß macht das Zuschauen am Plan fast so viel Spaß wie mitzutanzen. Und die Kirchweih ist ja schließlich auch ein Ort, um sich zu treffen oder Besucher mit offensichtlich neuem Brauchtum vertraut zu machen.
Immer schön: Gänsdreckli-Aushätschn
Viel zu erklären gibt es meist beim Punkt Gänsdreckli-Aushätschn, dem traditionellen Tanz der kleinen Mädchen mit den Planburschen. „Gäns' gibt's da keine“, erklärt eine Frau. „Aber schön isses.“ Stimmt. Wie jedes Jahr. Wie jedes Jahr verlässt auch auch ein paar Mädchen kurz vorm großen Auftritt der Mut. Geht aber dann doch alles glatt.
Und wie jedes Jahr gehört in beiden Dörfern ein bisschen Rummel mit dazu. Und das Gefühl, Teil von etwas ganz Besonderem zu sein. Sachen, die wie die Kirchweih jetzt schon im 367. Jahr gefeiert werden, gibt's ja nicht wie Sand am Meer. Aber in Sennfeld und Gochsheim.
Liebevolles Gefrotzel gehört dazu
Wie jedes Jahr gibt's ein bisschen liebevolles Gefrotzel über das jeweils andere Reichsdorf. Der Sennfelder Pfarrer Stefan Stauch muss deswegen schon länger überlegen, bis ihm der Name des anderen Dorfes einfällt. „Gochsheim ist ein schweres Wort“, sagt er und sorgt für Heiterkeit. Bis zur Nachkirchweih haben die Gochsheimer bestimmt eine passende Antwort parat.