Impfungen sind der einzige Weg heraus aus der Corona-Pandemie und zurück in die von allen Bürgern ersehnte Normalität. Gerade aufgrund der Tatsache, dass durch die ansteckendere so genannte Delta-Variante des Coronavirus im Herbst eine vierte Welle zu befürchten ist, haben die Ärzte des Leopoldina-Krankenhauses bei einem Pressetermin noch einmal eindringlich dafür geworben, dass möglichst viele Menschen in Stadt und Landkreis Schweinfurt sich impfen lassen.
Zumal, da es jetzt endlich gar kein Problem mehr gibt, genügend Impfstoff bereit zu stellen. In Stadt und Landkreis Schweinfurt wurden nach Auskunft des Landratsamtes bis zum 19. Juli (neuere Zahlen liegen nicht vor) 89 050 Personen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Das waren 52,7 Prozent der Bevölkerung.
Die meisten Impfungen wurden durch das Impfzentrum und durch die mobilen Impfteams verabreicht (47 851). 34 843 durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, 2295 in den Krankenhäusern. Zudem wurden bei Sonderimpfaktionen 600 Nadelstiche gesetzt. 3245 Personen erhielten eine Impfung mit Johnson & Johnson. 73 364 und somit 43,4 Prozent, sind vollständig geimpft.
Stadt und Landkreis Schweinfurt liegen damit weiter unter dem Landesdurchschnitt. Bayernweit betrug die Quote bei den Erstimpfungen laut Robert-Koch-Institut (RKI) bis zum 19. Juli 57,9 Prozent. Der Anteil der vollständig Geimpften lag bei 44,4 Prozent.
"Wir müssen jetzt das Momentum nutzen, da es genügend Impfstoff gibt und die Inzidenz im Sommer niedrig ist, um eine vierte Welle zu vermeiden oder zumindest abzumildern", betont Professor Dr. Stephan Kanzler, Chefarzt der Medizinischen Klinik 2. Er betont, die Impfungen seien sicher und versucht auch die Angst vor möglichen Nebenwirkungen zu nehmen. Man müsse immer die möglichen Nebenwirkungen der Impfung in Relation zu einer Infektion mit dem Coronavirus und einer Covid-19-Erkrankung setzen, insbesondere bei Patienten mit so genanntem Long-Covid-Symptomen.
Prof. Dr. Hauke Rensing, Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin am Leopoldina, betont: "Die vierte Welle mit Corona-Infektionen kommt, der Impffortschritt ist aber beunruhigend langsam. Wie hoch die vierte Welle wird, hängt an uns." Gleichzeitig mit seiner eindringlichen Mahnung nimmt Rensing aber auch Ängste und Sorgen: Es gibt zahlreiche neue Studien, insbesondere aus den Ländern, die beim Thema Impfen Deutschland weit voraus sind, wie Israel oder Großbritannien. Sie alle zeigten, dass die Impfstoffe sehr sicher seien.
"Es kommt aber natürlich darauf an, wie viele Menschen sich impfen lassen, denn sonst kommt es wieder zu einer Überlastung des Gesundheitssystems und einem Lockdown", befürchtet Professor Rensing. Er geht davon aus, dass mindestens 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sein müssen, um die Pandemie einzudämmen, andere Experten schätzen den Wert noch höher ein.
Laut Rensing sei das von den Impfstoffherstellern wie Biontech/Pfizer sowie der Europäischen Zulassungsbehörde gewählte Verfahren das übliche bei Impfstoffen und keine Notzulassung. Es garantiere eine genaue Prüfung der Daten des Unternehmens, außerdem sammele man laufend neue Daten während der begonnenen Impfkampagne.
Kinder und Jugendliche leiden stark unter den Folgen der Corona-Pandemie
Die Leopoldina-Ärzte empfehlen auch die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren, wenn diese das wünschen und die Eltern einverstanden sind. Die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer seien durch die Europäische Arzneimittelbehörde grundsätzlich ohne Einschränkungen ab zwölf Jahren zugelassen.
Der Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, Dr. Johannes Herrmann, betont, die Impfstoffe seien für die Altersgruppe gut verträglich. Darüber hinaus müsse man sich bewusst machen, wie sehr Kinder und Jugendliche unter der Pandemie und dem Lockdown gelitten hätten. Gerade das Thema psychische und psychosomatische Erkrankungen habe sich verstärkt.
Professor Dr. Hans-Ullrich Völker, Chefarzt der Pathologie, erläutert, die in den vergangenen Monaten von Seiten des RKI oder des Gesundheitsministeriums gemachten Prognosen zum Verlauf der Pandemie seien alle richtig gewesen. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass es nun mit der Delta-Variante anders werde, wenn man das Thema Impfen nicht forciere. "Es geht nicht nur um die Anzahl der Todesfälle, sondern auch die Zahl der schwerwiegenden Folgeerkrankungen", so Völker.
AHA-Regeln weiter einhalten und im Krankheitsfall ins Krankenhaus gehen
Neben der Impfung sei es wichtig, dass sich die Mitbürger an die AHA-Regeln halten und trotz Sommer und Lockdown-Ende Kontakte reduzieren und die FFP2-Maske benutzen.
Ein Aspekt ist den Chefärzten außerdem ebenso wichtig: Wer Beschwerden hat, wer chronisch krank ist, wer Behandlung braucht, der soll diese auf keinen Fall aufschieben, sondern sich auch im Krankenhaus behandeln lassen. Es gebe keinen Grund, nicht ins Krankenhaus zu kommen, da die Hygienemaßnahmen sehr strikt seien und gut funktionierten. Jeder Patient, der stationär aufgenommen werde, werde vorher auf Corona getestet. Alle Mitarbeiter seien noch einmal speziell in Hygiene geschult worden, trügen FFP2-Masken und im Kontakt mit Covid-19-Patienten spezielle Schutzkleidung.