Sie sind immer weniger aus dem Lebensalltag wegzudenken: Roboter als technisch ausgetüftelte Helfer. Sie mähen den Rasen, saugen die Wohnung, melken Kühe, stapeln in Lagerhäusern oder: unterstützen in Pflegeheimen. Die eigentliche Intelligenz hinter den selbsttätig agierenden Geräten steckt in ihrer Programmierung.
Industrie braucht dringend mehr Software-Programmierer
Entwicklungswerkstätten lechzen nach Fachkräften, die genau das können: Programme für Roboter schreiben und gleichzeitig verstehen, was mechanisch und elektronisch dabei passiert. Ein neues Berufsbild ist entstanden - und am Standort Schweinfurt der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) formt man derzeit den passenden Studiengang dazu.
Im Herbst 2020 soll der Bachelor-Studiengang Robotik ("Robotics") mit zweimal 60 Plätzen starten - als weiterer Twin-Studiengang in Deutsch und Englisch. Das Ziel sind laut FHWS-Präsident Robert Grebner 500 bis 600 Studienplätze in vier Jahren. Für die Hochschule ist der neue Studiengang auch ein weiterer Schritt zur Internationalisierung, vor allem mit Blickrichtung Fernost. Schon im vergangenen Wintersemester kamen von 2800 Studierenden in Schweinfurt 861 aus 88 Ländern.
Kaum zu glauben, dass es deutschlandweit noch keinen eigenen Studiengang Robotik gibt, sondern nur in Verbindung mit anderen Fachrichtungen wie Mechatronik, Elektrotechnik oder künstlicher Intelligenz. "Die Industrie braucht Programmierer für die Automatisierung", sagt FH-Chef Grebner. Das habe man in Gesprächen mit Unternehmen immer wieder gehört. Also wird der neue Studiengang Robotik einen hohen Software- bzw. Informatikanteil haben, deutlich über 50 Prozent. Aber natürlich werden auch Kompetenzen aus Maschinenbau und Elektrotechnik Eingang finden.
Grebner schwärmt in Superlativen vom neuen Studiengang: "Das macht den Standort attraktiv, das ist spektakulär für Schweinfurt." Und das schlägt sich baulich nieder: Bis 2023 soll auf dem Konversionsgelände der früheren Ledward Barracks ein Lehrzentrum für Robotik gebaut werden. Es stünde dann auch kleinen und mittleren Unternehmen aus der Region für eine Zusammenarbeit mit der Wissenschaft offen. Forschen und entwickeln für die konkrete Anwendung - genau darin sieht die FHWS ihre Stärke. "Die Robotik passt bestens zu unserem Hochschultypus", findet Grebner.
Um Studiengang und Berufsbild des Robotikers zu formen, lud die FHWS jüngst elf bayerische Hochschulen sowie 16 Unternehmen und Institutionen zum ersten internationalen Robotiker-Forum nach Schweinfurt ein. Zu den Gästen zählte auch eine Delegation der Partner-Uni in Shenzhen, das als chinesisches Silicon Valley gilt. Die FHWS will den Studiengang Robotik gemeinsam mit den Partnern in China entwickeln. Ab 2020 soll er dann als "Welt-Zwilling" parallel in Schweinfurt und Shenzhen anlaufen.
Freistaat: 30 Millionen Euro für Robotik-Lehrzentrum
Den Aufbau des Robotik-Schwerpunktes in Schweinfurt hat der bayerische Ministerrat im vergangenen Juli beschlossen. Gut 30 Millionen Euro soll das neue Gebäude kosten, und nochmal 1,5 Millionen Euro jährlich sind laut Grebner für sieben Professoren und zwölf Mitarbeiter vorgesehen. Seine inständige Hoffnung: Dass die Finanzierung ihren konkreten Niederschlag im bayerischen Doppelhaushalt 2019/20 findet.
Das Lehrzentrum für Robotik und digitale Intelligenz (CERI) ist eines von drei Teilen der so genannten "i-Factory", der intelligenten Fabrik, die auf dem Gelände der früheren Panzerkaserne in Schweinfurt entstehen soll. Das Robotik-Zentrum soll eng mit dem "Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz und Robotik" (KAIRO) zusammenarbeiten, das der Freistaat parallel an der Uni Würzburg mit vier eigenen Professuren aufbaut.
Studie der Unis Würzburg und Linz: wieder mehr Skepsis gegenüber Robotern
Am digitalen Ausbau ändert auch eine Studie nichts, die jüngst Psychologen der Unis Würzburg und Linz veröffentlicht haben. Danach steht die Bevölkerung dem Einsatz von Robotern skeptischer gegenüber als noch vor einigen Jahren. Studienautor Markus Appel von der Würzburger Uni vermutet als Hintergrund die Angst vor Arbeitsplatzverlust.
Für die im Journal „Computers in Human Behavior“ veröffentlichte Studie hatten die Wissenschaftler Daten aus dem Eurobarometer ausgewertet, einer regelmäßigen Umfrage der Europäischen Kommission. Dafür wurden in drei Vergleichsjahren rund 80 000 Menschen aus 27 Ländern befragt, darunter knapp 1600 aus Deutschland.