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Schweinfurt
Vorreiter: Schweinfurt bekommt ersten Robotik-Studiengang
Kaum zu glauben: In ganz Deutschland gibt es noch keinen reinen Studiengang Robotik. Das soll sich ändern. An der Hochschule in Schweinfurt laufen die Vorbereitungen.
Ein humanoider, also ein menschenähnlicher Roboter gibt einem Besucher auf der IT-Messe CeBIT (2017) die Hand. Laut einer Studie der Universitäten Würzburg und Linz wächst die Skepsis gegenüber Robotern am Arbeitsplatz wieder. Ihre Entwicklung aber schreitet voran - aktuell mit einem neuen Studiengang in Schweinfurt.
Foto: Friso Gentsch, dpa | Ein humanoider, also ein menschenähnlicher Roboter gibt einem Besucher auf der IT-Messe CeBIT (2017) die Hand. Laut einer Studie der Universitäten Würzburg und Linz wächst die Skepsis gegenüber Robotern am ...
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:00 Uhr

Sie sind immer weniger aus dem Lebensalltag wegzudenken: Roboter als technisch ausgetüftelte Helfer. Sie mähen den Rasen, saugen die Wohnung, melken Kühe, stapeln in Lagerhäusern oder: unterstützen in Pflegeheimen. Die eigentliche Intelligenz hinter den selbsttätig agierenden Geräten steckt in ihrer Programmierung.

Industrie braucht dringend mehr Software-Programmierer

Entwicklungswerkstätten lechzen nach Fachkräften, die genau das können: Programme für Roboter schreiben und gleichzeitig verstehen, was mechanisch und elektronisch dabei passiert. Ein neues Berufsbild ist entstanden - und am Standort Schweinfurt der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) formt man derzeit den passenden Studiengang dazu.

1. Internationales Robotik-Forum an der FHWS Schweinfurt:          Ralf-Michael Franke, CEO der Siemens Factory Automation, berichtete über den Einzug von Robotern in digitalisierten Fabriken.
Foto: Jean Meyer, FHWS | 1. Internationales Robotik-Forum an der FHWS Schweinfurt: Ralf-Michael Franke, CEO der Siemens Factory Automation, berichtete über den Einzug von Robotern in digitalisierten Fabriken.

Im Herbst 2020 soll der Bachelor-Studiengang Robotik ("Robotics") mit zweimal 60 Plätzen starten - als weiterer Twin-Studiengang in Deutsch und Englisch. Das Ziel sind laut FHWS-Präsident Robert Grebner 500 bis 600 Studienplätze in vier Jahren. Für die Hochschule ist der neue Studiengang auch ein weiterer Schritt zur Internationalisierung, vor allem mit Blickrichtung Fernost. Schon im vergangenen Wintersemester kamen von 2800 Studierenden in Schweinfurt 861 aus 88 Ländern.

Kaum zu glauben, dass es deutschlandweit noch keinen eigenen Studiengang Robotik gibt, sondern nur in Verbindung mit anderen Fachrichtungen wie Mechatronik, Elektrotechnik oder künstlicher Intelligenz. "Die Industrie braucht Programmierer für die Automatisierung", sagt FH-Chef Grebner. Das habe man in Gesprächen mit Unternehmen immer wieder gehört. Also wird der neue Studiengang Robotik einen hohen Software- bzw. Informatikanteil haben, deutlich über 50 Prozent. Aber natürlich werden auch Kompetenzen aus Maschinenbau und Elektrotechnik Eingang finden.

"Der neue Studiengang ist spektakulär für Schweinfurt"
FHWS-Präsident Robert Grebner

Grebner schwärmt in Superlativen vom neuen Studiengang: "Das macht den Standort attraktiv, das ist spektakulär für Schweinfurt." Und das schlägt sich baulich nieder: Bis 2023 soll auf dem Konversionsgelände der früheren Ledward Barracks ein Lehrzentrum für Robotik gebaut werden. Es stünde dann auch kleinen und mittleren Unternehmen aus der Region für eine Zusammenarbeit mit der Wissenschaft offen. Forschen und entwickeln für die konkrete Anwendung - genau darin sieht die FHWS ihre Stärke. "Die Robotik passt bestens zu unserem Hochschultypus", findet Grebner.

1. Internationales Robotik-Forum an der FHWS Schweinfurt: Prof. Dr. Ruan Shuangchen (links) und FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner.
Foto: FHWS/Katja Klein | 1. Internationales Robotik-Forum an der FHWS Schweinfurt: Prof. Dr. Ruan Shuangchen (links) und FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner.

Um Studiengang und Berufsbild des Robotikers zu formen, lud die FHWS jüngst elf bayerische Hochschulen sowie 16 Unternehmen und Institutionen zum ersten internationalen Robotiker-Forum nach Schweinfurt ein. Zu den Gästen zählte auch eine Delegation der Partner-Uni in Shenzhen, das als chinesisches Silicon Valley gilt. Die FHWS will den Studiengang Robotik gemeinsam mit den Partnern in China entwickeln. Ab 2020 soll er dann als "Welt-Zwilling" parallel in Schweinfurt und Shenzhen anlaufen.

Freistaat: 30 Millionen Euro für Robotik-Lehrzentrum

Den Aufbau des Robotik-Schwerpunktes in Schweinfurt hat der bayerische Ministerrat im vergangenen Juli beschlossen. Gut 30 Millionen Euro soll das neue Gebäude kosten, und nochmal 1,5 Millionen Euro jährlich sind laut Grebner für sieben Professoren und zwölf Mitarbeiter vorgesehen. Seine inständige Hoffnung: Dass die Finanzierung ihren konkreten Niederschlag im bayerischen Doppelhaushalt 2019/20 findet.

Freuten sich im Sommer 2018 über die Zusage aus München: Oliver Jörg (links), damals noch CSU-Landtagsabgeordneter, und FHWS-Präsident Professor Robert Grebner mit den Robotern Jay (blau), Fiwi (orange) und Jane (rot). Der FHWS wurden 33 Millionen Euro für ein Robotik-Lehrzentrum sowie 19 neue Stellen zugesichert.  
Foto: Thomas Obermeier | Freuten sich im Sommer 2018 über die Zusage aus München: Oliver Jörg (links), damals noch CSU-Landtagsabgeordneter, und FHWS-Präsident Professor Robert Grebner mit den Robotern Jay (blau), Fiwi (orange) und Jane (rot).

Das Lehrzentrum für Robotik  und digitale Intelligenz (CERI) ist eines von drei Teilen der so genannten "i-Factory", der intelligenten Fabrik, die auf dem Gelände der früheren Panzerkaserne in Schweinfurt entstehen soll. Das Robotik-Zentrum soll eng mit dem "Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz und Robotik" (KAIRO) zusammenarbeiten, das der Freistaat parallel an der Uni Würzburg mit vier eigenen Professuren aufbaut.

Studie der Unis Würzburg und Linz: wieder mehr Skepsis gegenüber Robotern

Am digitalen Ausbau ändert auch eine Studie nichts, die jüngst Psychologen der Unis Würzburg und Linz veröffentlicht haben. Danach steht die Bevölkerung dem Einsatz von Robotern skeptischer gegenüber als noch vor einigen Jahren. Studienautor Markus Appel von der Würzburger Uni vermutet als Hintergrund die Angst vor Arbeitsplatzverlust.

Für die im Journal „Computers in Human Behavior“ veröffentlichte Studie hatten die Wissenschaftler Daten aus dem Eurobarometer ausgewertet, einer regelmäßigen Umfrage der Europäischen Kommission. Dafür wurden in drei Vergleichsjahren rund 80 000 Menschen aus 27 Ländern befragt, darunter knapp 1600 aus Deutschland. 

 
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