Ladenschließungen, Leerstand, veränderte Einkaufsgewohnheiten. Wie geht es weiter mit Schweinfurts Innenstadt? Mitte Oktober wird sich der Stadtrat mit dem Thema "Innenstadtentwicklung" befassen, die SPD-Stadtratsfraktion hatte dazu einen Antrag gestellt. Wie bereits berichtet, hatte die Partei im Vorfeld zu einer Online-Konferenz eingeladen, bei der sich verschiedenen Akteure aus Handel und Gastronomie über Nöte, Ziele und Maßnahmen austauschten. Doch was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
"Uns ist nichts bekannt, dass die Verwaltung im Vorfeld eine Konferenz beziehungsweise ein intensives Gespräch mit betroffenen Einzelhändlern und Gastronomen führt", teilte die SPD-Stadtratsfraktion zuvor mit. Deshalb habe man sich nun um ein Gespräch mit Repräsentanten von in der Innenstadt ansässigen Geschäften und Restaurants bemüht. Es sei unabdingbar, Kritik und Ideen der unmittelbar Betroffenen anzuhören, um diese Inhalte mit in die Stadtratsdebatte einbringen zu können.
Welche Forderungen stellen die Händler und Gastronomen aus Schweinfurt?
Laut Stadtrat Peter Hofmann kümmere sich die SPD seit vielen Jahren um das Thema Innenstadt, Veränderungen seien dringend notwendig. Zahlreiche Anträge sind bei der Stadtverwaltung eingegangen, getan habe sich jedoch bislang viel zu wenig. Bei der von der SPD organisierten Online-Konferenz konnten sich deshalb nun zahlreiche Händler und Gastronomen zur aktuellen Lage äußern und dazu, was sich dringend ändern müsse.
"Die Lage ist dramatisch", sagte etwa Johannes Schöneich, Inhaber des Elektrofachgeschäftes Wilhelm in der Bauerngasse. Eine Belebung der Innenstadt werde demzufolge nicht mehr alleine der Handel leisten können. Ein entscheidender Faktor, so Schöneich, könne das Thema "Wohnen in der Innenstadt" werden. Dem stimmten die meisten Kolleginnen und Kollegen zu. So könnten leerstehende Ladenflächen in Wohnraum umgewandelt werden. "Allerdings müsste dann auch das Thema Parkplätze angegangen werden", erklärte Schöneich.
Aufenthaltsdauer in Schweinfurts Innenstadt verlängern
Martin Kupfer, Inhaber und Geschäftsführer von Intersport-Geyer, befürwortete zwar den Grundgedanken, Leerstand in Wohnraum umzuwandeln, allerdings sei dies nicht überall von Vorteil. "In den Obergeschossen ist das ja wunderbar, aber in der Kernstadt wollen sich die Leute nicht auf den Tisch schauen lassen", so Kupfer, für den Wohnung im Erdgeschoss deshalb als weniger geeignet erscheinen.
Einig waren sich die Händler und Gastronomen, dass diese Flächen in erster Linie für Geschäfte, aber auch für Kultur, Kunst oder etwa Handwerk genutzt werden könnte. Immer mit dem Ziel, die Aufenthaltsdauer der Menschen im Innenstadtbereich zu verlängern. Was die Einzelhändler und gastronomischen Betriebe angeht, sei es insgesamt wichtig, diese zu zentrieren. Händler aus Randlagen sollten also dazu ermutigt werden, die Leerstände in den 1a-Lagen aufzufüllen.
Könnte ein Spielplatz auf dem Schweinfurter Marktplatz helfen?
Claudia Greubel, Inhaberin von "Claudias Schokowelt exklusiv", betonte, dass die Innenstadt vor allem für Familien attraktiver werden müsse. Dabei helfen könnte etwa ein Spielplatz am Marktplatz, um auch Kindern den Ausflug durch die Innenstadt zu versüßen. Dem stimmte auch SPD-Stadtrat Peter Hofmann zu. Neben Spielplätzen könnten zudem mehr Sitzgelegenheiten, eine erweiterte Begrünung oder Wasserflächen, wie etwa ein "Spaßbrunnen" für Kinder, die Aufenthaltsqualität steigern.
Auch in den Augen von Leo Rosa, Geschäftsführer des Stadtstrands in Schweinfurt, müsste dringend mehr für die Innenstadtentwicklung getan werden. Seine wichtigste Erkenntnis: "Wir brauchen für Schweinfurt eine Vision." Es fehle eine Gesamtidee, die etwa potentiellen Investoren aufzeigen würde, was man in der Innenstadt zukünftig erwarten könnte. Genannt wurde etwa die Idee einer Einteilung verschiedener Passagen in bestimmte Branchen oder Dienstleistungen. So könnte beispielsweise eine Kneipengasse entstehen.
Große Sorge vor dem Abriss der Schweinfurter Max-Brücke
Ein wichtiges Thema treibt Rosa zudem um: In einigen Jahren soll die Schweinfurter Maxbrücke abgerissen werden, anschließend ist ein Neubau geplant. Während dieses Neubaus, so Rosa, müsse eine alternative Überquerung gewährleistet sein, sonst könnten die Umsätze existenzbedrohend einbrechen, weil deutlich weniger Menschen in die Innenstadt strömen. "Ich habe die Sorge, dass der Stadtverwaltung diese Probleme nicht bewusst sind." Bereits in der Vergangenheit habe eine Woche Vollsperrung der Brücke dazu geführt, dass der Stadtstrand 50 Prozent weniger Umsätze erzielen konnte. "Sowas kann man mal eine Woche verkraften, aber man hält das keine Monate oder gar Jahre aus", so Rosa.
Neben der Forderung, eine alternative Überquerung während der Bauphase bereitzustellen, waren sich alle Händler und Gastronomen einig, dass nun dringend gehandelt werden müsse. Man brauche keine neuen Konzeptphasen für die Innenstadt, keine monatelange Bestandsaufnahme. Viel mehr müssten die bestehenden Handlungsstränge zusammengetragen werden mit paralleler Umsetzung. Denn Konzepte und Ideen seien ausreichend vorhanden, nun müssten Taten folgen.
Zuvor hatten unabhängig von der SPD-geführten Händler-Diskussion Citymanager Thomas Herrmann sowie Pia Jost gegenüber der Redaktion ihre Pläne für die Innenstadt vorgestellt. Neben einer Bestandsaufnahme, bei der man etwa auf die Vermieter der leerstehenden Ladenflächen zugehen will, entwickle man zahlreiche Idee wie die der "urbanen Produktion", wobei leerstehende Ladenflächen von Branchen wie IT, Robotik oder Handwerk genutzt werden könnten, um so mehr Arbeitsplätze in die Innenstadt zu bekommen.