Bürgerversammlungen in allen Stadtteilen sind in Schweinfurt seit Jahren schon unüblich. Und im Gegensatz zu Kommunen auf dem Land ist die Beteiligung der Bevölkerung an einer Bürgerversammlung auch überschaubar. Insofern war es ein logischer Schluss von der Stadtverwaltung, mal etwas Neues auszuprobieren: eine Stadtteilbegehung.
Gut 40 Personen kamen zu dieser ersten Begehung, die Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) anbot. Ausgesucht hatte er sich die Gartenstadt, beginnend am Spielplatz in der schönen Parkanlage an der Galgenleite, ging es über die Soli-Gaststätte und den Pfister-Platz in Richtung Gartenstadt-Grundschule. Dabei konnte man nicht nur den in den 1930er-Jahren gebauten Stadtteil intensiv beobachten, sondern es gab auch einen deutlich größeren Querschnitt an Themen als sonst. Ebenfalls vor Ort waren zwei der vier Referenten, nämlich Ordnungsreferent Jan von Lackum sowie Schul- und Sozialreferent Jürgen Montag.
Der laue Sommerabend führte auch zu guter Laune beim OB, der den Bürgerinnen und Bürgern und ihren Anliegen gegenüber zugewandt war, sich Zeit nahm zum Zuhören. Die Anliegen waren nicht die große Politik, sondern Themen vor Ort, die aus ihrer Sicht gelöst werden müssten.
Wie geht es weiter mit den Neubau-Plänen des Bauvereins in der Gartenstadt?
Zum Beispiel die Pflege eines Bereichs einer gefassten Quelle an den Pfannäckern, die in der Heinrich-Winkler-Straße bei starkem Regen dazu führt, dass in manchen Häusern im Keller Wasser steht. Das Problem sei zwar schon einmal vom Servicebetrieb gelöst worden, doch der Bereich brauche ständig Pflege, damit die Probleme nicht auftreten.
Ein anderes Thema war der Fahrradweg an der Galgenleite, in Richtung der Kreuzung zur Franz-Schubert-Straße. Dass durch die Neugestaltung Radfahrende auf der Straße fahren müssen, gefällt vielen Bürgern nicht. Jan von Lackum erläuterte, in einer Tempo-30-Zone wie in diesem Fall würden Radwege auf der Straße geführt. Man werde sich die Situation aber mit der Polizei gemeinsam noch einmal anschauen.
Die Bürger beschäftigten auch die Pläne des Bauvereins für die alte Bebauung im Gartenstadt-Stil unter anderem in der Gartenstadtstraße, der Fritz-Soldmann-Straße, der Georg-Groha-Straße oder der Josef-Säckler-Straße. Im Jahr 2017 gab es hier eine viel beachtete Ausstellung "Made in SW" zum Thema Gartenstadt, doch nun ist von Seiten des Bauvereins eine komplette Neugestaltung geplant.
Ob diese so möglich ist und wie man den historischen Charme erhalten kann, prüft derzeit laut Oberbürgermeister das Landesamt für Denkmalpflege. Auch Vorstandsmitglieder des Bauvereins bestätigten, dass bisher noch nicht absehbar ist, wann die Prüfung abgeschlossen ist.
Die Freien Turner wünschen sich einen neuen Kunstrasenplatz an der Maibacher Höhe
Ebenfalls angesprochen wurde von Seiten der Freien Turner der Wunsch nach einem eigenen Kunstrasenplatz. Die Jugendarbeit in der Fußballabteilung der FTS brummt, es ist aber manchmal schwierig, zum Beispiel im Sachs-Stadion auf dem dortigen Kunstrasen Trainingszeiten zu bekommen.
Jürgen Montag wartete in seiner Funktion als Sportreferent mit der Nachricht auf, dass der erwünschte Neubau von Seiten der Sportverwaltung für den sogenannten großen Bauunterhalt angemeldet wurde. Wann er realisiert werden kann, ist derweil noch offen.
Womöglich erwartbar waren bei einer Begehung der Gartenstadt zwei Fragen: Werden Mönchskutte und Pfannäcker zum Wohngebiet und bebaut? Und wie geht es mit der Heeresstraße weiter? Klare Antworten vom OB, die auch schon seit einiger Zeit so von Seiten der Stadt kommuniziert sind. Eine Öffnung oder gar ein Ausbau der Heeresstraße auf Schweinfurter Gemarkung wird es durch die Stadt nicht geben.
Man wisse, so der OB, dass die Bürgermeister von Dittelbrunn und Üchtelhausen dazu eine andere Meinung hätten. Die Stadt sehe aber keinen Bedarf, im Norden eine neue Verbindung zu schaffen. Die einzige Veränderung wird es in Yorktown und am Kessler Field geben: Dort wird nicht die jetzt innerhalb liegende Floridastraße die Haupterschließung des Wohngebietes, sondern die Heeresstraße. So bekommt man auch mehr Platz für neue Bauplätze. Dass ein Bürger bemerkte, "die Gartenstädter wären froh, wenn es so bleibt", nahm der OB wohlwollend zur Kenntnis.
Er machte darüber hinaus auch klar, dass es aufgrund der neuen Wohngebiete in den Konversions-Bereichen Bellevue, Kessler Field und Yorktown zumindest im nächsten Jahrzehnt keine neue Bebauung an der Mönchskutte oder den Pfannäckern geben wird.