So viele Momente, in denen Stadträte staunend bei einer Präsentation im Sitzungssaal sitzen und anerkennend nicken, gab es in den vergangenen Jahren nicht. Doch die Pläne, die Vinzenz Dilcher von UmbauStadt aus Weimar gemeinsam mit der Bauverwaltung für den neuen Stadtteil Kessler Field entwickelt hat, hatten dieses Potenzial: ein wirklich großer Wurf Schweinfurter Städtebaus.
Bekanntlich gibt es nach dem Abzug der US-amerikanischen Soldaten aus Schweinfurt insgesamt 70 Hektar so genannte Konversionfläche. Die ehemalige Ledward-Kaserne an der Niederwerrner Straße bekommt zwei Hauptnutzungen: die neuen Gebäude für i-Campus und i-Factory der Fachhochschule sowie den Bürgerpark und die Blumenhalle für die Landesgartenschau 2026. Ganz auf das Thema Wohnen konzentriert man sich in den übrigen beiden Gebieten.
Baurecht so schnell wie möglich
Während in Bellevue, einstmals Askren Manor, für die geplanten 650 Wohneinheiten dort bereits seit langem kräftig gebuddelt, gehämmert und gebohrt wird, steht die Entwicklung im Kessler Field erst bevor. Lediglich in Yorktown-Village, direkt im Anschluss an das Kessler Field, ist schon neues Leben eingezogen, die 64 Doppelhaushälften wurden im Sommer 2016 verlost, über 900 Bürger hatten sich damals beworben. Für das Kessler Field selbst im Süden wird nun ein Bebauungsplan entwickelt, der so schnell wie möglich Baurecht schaffen soll. Bis 2026, dem Jahr der Landesgartenschau, soll der neue Stadtteil nämlich schon fast fertig sein.
Das Gebiet ist rund zwölf Hektar groß, entstehen sollen im Endausbau 230 Wohneinheiten sowie 25 Gewerbeeinheiten für rund 700 Einwohner. Begrenzt wird das Kessler Field im Norden durch Yorktown, im Süden durch die Willi-Kaidel-Straße sowie zwei große Gewerbebetriebe in der ehemaligen Turnhalle und der früheren Bowlingbahn. Im Osten liegt die Heeresstraße, im Westen das Gelände des Reitvereins, dessen Zukunft ungewiss ist, sowie die International School of Mainfranken.
"Wir wollen einen innovativen Stadtteil, ein Modellprojekt für die Landesgartenschau", betont Baureferent Ralf Brettin. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sprach von "verlockenden Aussichten". Experimentelle Wohnformen sollen hier verwirklicht werden, dazu der erste Stadtteil Schweinfurts, der klimaneutral ist und in Sachen Digitalisierung, Mobilität, Energieversorgung und Energiegewinnung in Schweinfurt neue Maßstäbe setzt, wie Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Kästner aufzeigte.
Vinzenz Dilcher ging ausführlich auf die Ideen, aber auch Probleme ein, die gelöst werden müssen. Das eine Thema ist die Bebauung bis zur Landesgartenschau, entstehen soll ein Mix aus Einfamilienhäusern bis zu Mehrfamilienhäusern mit Wohnungen in verschiedenen Größen sowie Geschäftshäuser. Eine Idee ist es, einen Geländesprung in Richtung Pfannäcker zu nutzen und möglicherweise eine Quartiersgarage zu bauen, um das neue Wohngebiet möglichst autofrei zu haben.
Dazu kommt die Verbindung zwischen der Landesgartenschau-Nutzung mit Ausstellungspavillons, Gärtnermarkt und Einbindung der Halle der Dancefloor Destruction Crew mit der Wohnbebauung. Wichtig auch der Lärmschutz, denn angrenzend an das neue Wohngebiet sind das Gewerbegebiet Hainig und die Schützengesellschaft.
Ein Thema von großem Interesse für die Nachbargemeinden Dittelbrunn und Üchtelhausen ist die strategische Entscheidung, was mit der Heeresstraße passieren soll. Im Moment läuft sie parallel zur Floridastraße, die Yorktown erschließt. Braucht es zwei Straßen? Die Tendenz geht dahin, die Heeresstraße als zentrale Erschließungsstraße zu nehmen, sowohl für Kessler Field/Yorktown als auch in Hinblick auf eine in vielen Jahren mögliche Erschließung der Pfannäcker und der Mönchskutte. Entschieden ist das aber noch nicht.
Baseballer müssen umziehen
Die nächsten Schritte sind nun das Aufstellen eines Bebauungsplanes, damit in einem ersten Schritt 60 Einfamilienhäuser auf dem jetzigen Baseballfeld entstehen können. Die Grundstücke sollen 400 bis 500 Quadratmeter groß sein. Für die Baseballer der DJK Schweinfurt Giants sucht die Stadt bereits seit einiger Zeit eine andere Fläche.
Positive Resonanz der Stadträte
Von Seiten der Stadträte gab es im Ausschuss positive Resonanz. Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) lobte das Konzept, wünschte sich, dass die Bewohner von Yorktown vor allem bei der Frage der Verkehrsführung eingebunden werden. Auch Rüdiger Köhler (CSU) und Johannes Petersen (SPD) zeigten sich angetan. "Das kann eine beeindruckende Geschichte sein, die die Stadt langfristig voranbringt. Da haben wir dann wirklich was gekonnt", so Köhler.
Lob gab es auch von Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler), insbesondere wegen der Ideen der Stadtwerke zu einem ökologisch nachhaltigen Baugebiet: "Das ist die Zukunft, eigentlich bräuchten alle unsere neuen Baugebiete diesen Standard."
Die Stadt hat doch schon beschlossen, daß die Reiterschänke 2022 abgerissen wird...….
BLOSS NICHT!
Es klingt sehr populistisch, ist aber doppelt frauenfeindlich. 1. Eine Quartiersgarage wären Katakomben. 2. Ein autofreies Quartier hat zu wenig soziale Kontrolle, zudem entsteht ein Ghetto, das nicht urban und besonders im Winter grau und tot wäre - für ältere Leute psychologische Sterbebegleitung.
Könnte man den Geländesprung zu den Pfannäckern als ersten Bauabschnitt für dieses Quartier und als Anbindung nutzen? Denn "eine in vielen Jahren mögliche Erschließung der Pfannäcker und der Möchskutte" dauert viel zu lange!! Was verschenkt man da an Einwohnern & Zukunft in einer überalterten Stadt! Da kann man nur noch hoffen, dass das demnächst Andere als oberste Priorität in die Wege leiten. Das ist existenziell für SW - i. Ggs. zum sinnfreien & riskanten CSU-Prestigeprojekt und Grünen-Dogma Landesgartenschau.
Zwischen Linie 21 "Mozartstraße" & Linie 22 "Hainig" klafft ein großes, 1,4 km langes Loch ohne Stadtbus! Beide Linien könnte man via Carus-Allee, Kessler Field & Yorktown Village zu einer Linie vereinen, mit viel mehr Effizienz! Aber die Carus-Allee baut man autofrei: ein Fehler generiert den nächsten! Hoffentlich korrigieren den Fehler Caraus-Allee bald andere, um nicht noch mehr Steuergelder für eine Barrikade auszugeben.
Ein Masterplan für den Großraum um die Gartenstadt ist längst überfällig mit: Carus-Park + Kessler Field + Yorktown Village + Pfannäcker + Mönchskutte + Heeresstraße (mit Anbindung an Dittelbrunn) + Nordtangente (Verbindung Gretel-Baumbach-Str. - Eselshöhe; ist bereits im FNP v. 1984!). Damit das Stückwerk endlich ein Ende hat!
OB & Baureferent denken viel zu klein und zu kurz. Und zu populistisch, mit autofreien Zonen. Das sind jedoch riesige Dimensionen - wer da nicht selbst mal durchgelaufen ist kann sich kein Bild machen!