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Schweinfurt
Von American Idiot bis Tosca: Wie das Schweinfurter Theater Besucher anlocken will
Das Theater hat derzeit eine Ersatzspielstätte, doch die Besucher nehmen sie noch nicht wie erhofft an. Was plant Theaterleiter Christof Wahlefeld?
Die neue Theater-Spielstätte im evangelischen Gemeindehaus in der Friedenstraße in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Die neue Theater-Spielstätte im evangelischen Gemeindehaus in der Friedenstraße in Schweinfurt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 09.02.2024 20:29 Uhr

Seit Ende Oktober läuft die neue Saison des Schweinfurter Theaters in der Ersatzspielstätte evangelisches Gemeindehaus. Bekanntlich ist das Haupthaus in der Roßbrunnstraße nach dem Ende des ersten Corona-Lockdowns im März 2021 nicht wieder geöffnet worden und wird derzeit saniert. Doch nehmen die Besucher die neue Spielstätte an?

Im Stadtrat gab Theaterleiter Christof Wahlefeld nun eine ehrliche Einschätzung: "Der Start war holprig", gab er zu. Die ersten Vorstellungen seien teilweise sehr schlecht besucht gewesen, am schlimmsten sei der Abend gewesen, an dem 25 Gäste die für bis zu 400 Besuchende ausgelegten Sitze belegten. Eine Zurückhaltung beim Kartenverkauf, die kein Phänomen des Schweinfurter Theaters ist, sondern ein deutschlandweit erkennbarer Trend nach der Corona-Pandemie.

Dennoch natürlich schmerzlich und ein Grund, zu reagieren. Wahlefeld ist es nach eigener Aussage gelungen, die Auslastung von am Anfang 23 Prozent auf mittlerweile 61 zu steigern. Dazu beigetragen haben auch Kinder-Stücke, die fast alle ausverkauft waren oder sind sowie spezielle Angebote in der Weihnachtszeit mit Swing oder Jazz. Ebenso sehr gut angenommen werden die Theaterfahrten. Per Bus und mit Wahlefeld als Conferencier geht es nach Meiningen, Würzburg oder Bamberg zu Stücken der dortigen Theater bzw. der Symphoniker. Aber: Im Vergleich zu 2019 ist die Auslastung niedrig, in Vor-Corona-Zeiten lag sie zwischen 80 und 85 Prozent bei rund 160 Vorstellungen pro Saison.

Wahlefeld hat sich im Vorfeld der Veröffentlichung des Programms von 1. März bis 15. Juni aber auch mit seinem Team intensiv Gedanken gemacht, wie man es schaffen kann, weiter neues, junges Publikum anzulocken, aber auch den zuletzt lediglich noch 4200 Abonnentinnen und Abonnenten ein attraktives Programm zu bieten.

Am Theaterbesuch als Freizeitgestaltung wird in der Energiekrise gespart

In einer Umfrage, die Wahlefeld selbst bei Gästen durchführte und von einer Agentur mit Befragungen noch verstärken ließ, gab es gleich mehrere Gründe, warum viele Menschen bei kulturellen Veranstaltungen Zurückhaltung üben. Vielen könne man durchaus mit Argumenten etwas entgegen setzen, etwa der Skepsis der neuen Veranstaltungsstätte gegenüber. Doch ein Problem beschäftigt Wahlefeld sehr: "Viele, vor allem Ältere, sagen, Theater war immer Freizeitgestaltung und an Freizeitaktivitäten sparen wir gerade jetzt in Zeiten der Energiekrise bewusst."  

Christof Wahlefeld leitet seit 1. Februar das Theater Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Christof Wahlefeld leitet seit 1. Februar das Theater Schweinfurt.

Es gab auch Stimmen, die sich nach der Corona-Pandemie – die letzten Vorstellungen im Haupthaus in gewohnter Form gab es Mitte März 2020 – entweder "zu alt" fürs Theater fühlen oder "keinen Antrieb haben nach drei Jahren ohne Theater." Wahlefeld überlegt, in der neuen Spielzeit 2023/24 nicht nur die flexible Abocard anzubieten, sondern auch wieder die von früher gewohnten Abonnements mit mehreren festen Terminen. Offenbar gibt es dafür Bedarf.

Neue Formate im Programm bis zum Sommer 2023

"Wir sind im Wandel", so der Theaterleiter, "wir müssen es gleichzeitig schaffen, neues Publikum zu bekommen, aber auch die Rückkehr des Stammpublikums zu fördern." Damit dies gelingt, geht Wahlefeld bewusst neue Wege in der Programmgestaltung, ohne die Klassiker wie Schauspiel, Tanz oder Oper zu vernachlässigen.

Neu im Frühjahr ist die Reihe "Wissenschaft und Theater". In dieser soll es an drei Terminen (20. April, 11. Mai, 20. Mai) theatrale Vorträge von renommierten Wissenschaftlern zu Themen der Zeit geben. Unter anderem hat ARD-Wetterexperte Sven Plöger zugesagt unter dem Motto "Reden wir nicht übers Wetter - verändern wir das Klima."

Dien neuen grünen Plakate an der Tür im evangelischen Gemeindehaus erfüllen ihren Zweck: Sie fallen auf.
Foto: Anand Anders | Dien neuen grünen Plakate an der Tür im evangelischen Gemeindehaus erfüllen ihren Zweck: Sie fallen auf.

Ebenso ein Experiment ist die "Quiz Night", die es ab März einmal monatlich im Museum Otto Schäfer gibt. Die Kooperation mit dem MOS schätzt Wahlefeld sehr und will gemeinsam mit dessen Leiter Jan Soldin ein Quiz-Format entwickeln, mit dem man auf das Museum und das Theater aufmerksam machen kann.

Im Stadtrat stieß die Programmgestaltung auf großes Wohlwollen und wurde einstimmig genehmigt. Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ist es ein "umfassendes Programm, das für jeden Theaterbesucher ein Angebot hat." Aus seiner Sicht sei es richtig, "innovativ zu sein und andere Themen und Ideen zu bringen". Von Seiten der Räte gab es verschiedene Anregungen, unter anderem mehr Angebote für die Schweinfurter Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu entwickeln.

Theater im evangelischen Gemeindehaus

Die Spielzeit im Theater Schweinfurt in der neuen Ersatzspielstätte im evangelischen Gemeindehaus ist zweigeteilt. Der erste Teil des Programms geht bis 28. Februar, jetzt veröffentlicht wurde das Programm von 1. März bis 15. Juni. Ausführlich abgebildet ist es auf der Internetseite www.theater-schweinfurt.de
Höhepunkte im Programm sind unter anderem das Ballett "Giselle" am 3. März, das Rock-Musical "American Idiot" am 10. und 11. März oder das Gershwin-Musical "Ein Amerikaner in Paris" am  15. April. Mit "La Traviata" am 1. und 2. Mai sowie "Tosca" am 5. Juni gibt es auch zwei Opern im evangelischen Gemeindehaus. Darüber hinaus bietet das Programm auch eine Reihe von Schauspiel-Aufführungen sowie die Theaterfahrten zu anderen Häusern.
Tickets gibt es an folgenden Verkaufsstellen: Museum Otto Schäfer, Judithstraße 16, Dienstag, Mittwoch & Donnerstag 9.30 bis 13.30 Uhr, Tel.: (09721) 514955. Bürgerservice der Stadt Schweinfurt, Markt 1, Montag bis Donnerstag, 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 16 Uhr, Tel.: (09721) 510.
Quelle: oli/SWT
 
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  • B. H.
    Bei allem Wohlwollen, aber heute dem 02.01.2023 ist der Spielplan auf der Internetseite nur bis 19.02. veröffentlicht. Auch für Besucher sollte die Möglichkeit einer Planung geschaffen werden und ein etwas längerer Vorverkauf würde sicher auch zu mehr Besuchern führen.
    Dadurch ist somit schon der nächste Misserfolg vorprogrammiert. Als ehemaliger Abonnent habe ich meine Theaterbesuche weitestgehend schon woanders vorgeplant.
    Aber es wird ja wieder an der allgemeinen Zurückhaltung der Besucher liegen das weniger Leute kommen.
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