Es gibt kaum ein Thema in der Schweinfurter Stadtpolitik, bei dem die Meinungen so weit auseinander gehen wie bei der Frage, wie die Ledward Kaserne nach dem Abzug der US-Armee 2014 entwickelt werden soll. Sicher ist: Der Freistaat Bayern wird für die Technische Hochschule am östlichen Ende weitere Gebäude bauen. Doch was passiert mit der restlichen Fläche, auf der eigentlich die Landesgartenschau 2026 entstehen sollte?
Aus finanziellen Gründen musste Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Herbst 2022 bei der Landesgartenschau (LGS) die Reißleine ziehen. Als Kompromiss soll nun ein abgespeckter Bürgerpark gebaut werden. Doch die Kritik an diesem Vorhaben ist weiter groß. Bei den Haushaltsberatungen brachte die SPD-Fraktion einen neuen Vorschlag ein: Den Bürgerpark nur im Bereich der früheren Panzerhalle 237 bauen, den Rest der Fläche als Wiese anlegen, alle Bäume und Sträucher erhalten und so Platz schaffen für einen späteren möglichen Innovationspark.
Ein Vorhaben, das im Hauptausschuss zwar klar abgelehnt wurde, dennoch aber für eine längere Diskussion sorgte. Dass die Verwaltung dem Antrag, milde gesagt, mit Kopfschütteln entgegentrat, war den Ausführungen von Baureferent Ralf Brettin und vom OB zu entnehmen. Für Sebastian Remelé war die Diskussion "ein Nachhutgefecht der LGS-Gegner."
Natürlich, so Ralf Brettin, könne man das Thema Bürgerpark auch ganz anders angehen. Verwaltung und das beauftragte Planungsbüro Planorama hätten aber bereits hunderte Stunden in den vergangenen Jahren investiert, und man habe in vielen Gremien mehrfach die Pläne vorgestellt und abgestimmt.
Bürgerpark in Ledward ein Ort der Begegnung für alle Schweinfurter
"Wir wollen einen Ort der Begegnung für alle Menschen jeden Alters und jeder Schicht, der kostenfrei zugänglich ist", so der Baureferent. Die großflächige Entsiegelung der alten Panzerkaserne sei ein Gewinn für den nahe liegenden Schelmsrasen vor allem bei Starkregen, außerdem halte die TH den für 2028 geplanten Park für einen wichtigen Baustein für den geplanten Campus. Ein Mehrbedarf an Fläche sei von der Technischen Hochschule nicht angezeigt worden, so Ralf Brettin.
SPD-Stadtrat Peter Hofmann begründete den Antrag auch mit erheblichen Einsparungen. Die jetzige Planung gehe von rund 15 Millionen Euro Kosten aus. Würde man den SPD-Weg gehen, käme man auf drei bis vier Millionen. Aus Hofmanns Sicht "verbauen wir uns die Zukunft mit diesem Bürgerpark". Den Park deutlich zu verkleinern, sei sinnvoll, zumal die Stadt zu wenig eigene Flächen habe, um Standortpolitik mit einem Innovationspark steuern zu können.
Das Thema Klimaschutz, das die Befürworter des Bürgerparks für den Westen der Stadt anführen, hält die SPD in diesem Fall für kein gutes Argument: "Das ist völliger Unsinn, denn es gibt dort die Kleingartenanlage Alte Warte und das begrünte Areal des Sachs-Stadions", so Peter Hofmann.
Unterstützung für die SPD gab es von FDP und Freien Wählern. Georg Wiederer (FDP) hält den Bürgerpark in der von der Stadt geplanten Form "für überflüssig wie einen Kropf." Er halte es für "falsch, das Geld da anzulegen", es gebe mit dem Wildpark und den Wehranlagen genug städtische Parkanlagen. Der Westen der Stadt sei keine Gegend, die aus seiner Sicht Bedarf für einen Park habe. Auch Adi Schön (FW) ist gegen einen großen Park, "da nehmen wir uns viele Chancen direkt neben der Technischen Hochschule." FW-Fraktionsvorsitzender Stefan Labus fragte sich, warum die CSU "in der desolaten finanziellen Lage der Stadt diesen Park bauen will."
CSU und Grüne halten an den Plänen für den Bürgerpark fest
Die starke Kritik an den Bürgerpark-Plänen sorgte wiederum für entsprechende Reaktionen bei den Befürwortern. Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Funk ist eine "zusätzliche grüne Lunge an dieser Stelle der Stadt genau richtig." Den Bürgerpark müsse man als Infrastruktur-Maßnahme sehen. Sollten in einigen Jahren andere Maßnahmen wichtig seien, könne man die dennoch umsetzen.
Verwundert über das SPD-Ansinnen war auch Ayfer Rethschulte (Grüne). Der Park sei "ein Zeichen für die Bürger, dass man für sie Geld in die Hand nimmt, und sich etwas tut." Das Thema immer wieder zu diskutieren, sorge auch für Frust in der Verwaltung.
OB Remelé betonte, die TH habe keinen weiteren Bedarf an Flächen. Falls die Handwerkskammer ihre Standorte zentralisieren wolle, wäre dies auch in Ledward trotz Bürgerparks möglich. Das Thema Innovationspark und Start-up-Szene sei insbesondere für die Stabsgebäude geeignet, wofür eine Machbarkeitsstudie erstellt werde.
Wäre es nicht ein viel besseres Zeichen, zeitnah erst mal die Dinge in Ordnung zu bringen, bei denen der Handlungsbedarf schon zum Himmel stickt, z.B. die Schultoiletten oder den Plattenbelag am Roßmarkt?
"Wir wollen einen Ort der Begegnung für alle Menschen jeden Alters und jeder Schicht, der kostenfrei zugänglich ist." (Baureferent Brettin).
Solche Orte gibt es schon: Wildpark, Châteaudun-Park, Motherwell-Park, der Fichtels-Garten, die Wehranlagen, die Grünanlagen beim Stadttheater und in der Galgenleite. Wozu da für viele Millionen noch einen "Bürgerpark"? Sind die anderen kostenfrei zugänglichen Flächen schon überbesucht und nicht mehr ausreichend?
Auf der einen Seite jammert die Stadt über sinkende Gewerbesteuereinnahmen, auf der anderen Seite will man für einen Bürgerpark zweistellige Millionenbeträge verblasen. Das passt irgendwie nicht zusammen.