Am 19. Oktober erklärte Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), die Stadt steige aus den Planungen für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne aus. Am Dienstag, 25. Oktober, soll der Stadtrat entscheiden und den von OB sowie der schwarz-grünen Koalition im Stadtrat gemachten neuen Vorschlag auf den Weg bringen, auf dem Gelände einen abgespeckten Bürgerpark zu bauen und die Panzerhalle 237 als Veranstaltungshalle zu sanieren. Sind das auch die Ziele der Opposition?
"Ein überfälliges Aus, das Türen für die Zukunft öffnet", ist die Überschrift der Pressemitteilung der SPD-Fraktion. Man wolle konstruktiv in die Zukunft blicken, betont die SPD. „Wichtig ist nun, wie wir weiter die Zukunft der Stadt gestalten“, wird Marietta Eder zitiert. Die SPD, mit acht Mitgliedern die größte Oppositions-Fraktion, werde ihre Ideen einbringen.
Man stelle sich vor, Wissensort als auch Wohlfühloase in der ehemaligen Kaserne zu stärken. „Unsere Hochschule ist eine technische Hochschule. Wir wollen sie weiter stärken und mit ihr und um sie viele spannende Projekte ermöglichen", so Eder. Aus Sicht der Sozialdemokraten sei eine Erweiterung der Carus Allee durchaus denkbar, um für die Menschen aus dem Musikerviertel Erholungsräume zu schaffen.
Der SPD ist aber auch wichtig, dass nun andere Projekte in der Innenstadt wie das Kulturforum am Martin-Luther-Platz weitergeführt würden. Die durch die Absage der Landesgartenschau entstehenden personellen Freiräume in der Bauverwaltung gelte es zu nutzen. Ebenso wichtig: die Umsetzung der Korrespondenzprojekte.
Linken-Fraktion will wissen, wie viel der Ausstieg die Stadt kostet
Linken-Fraktionschef Frank Firsching erklärte: "Besser spät als nie". Seine Fraktion habe eine Anfrage an die Verwaltung gerichtet, wie viel der Ausstieg aus der Landesgartenschau jetzt kostet, nachdem erst im Juni entsprechende Anträge im Stadtrat abgelehnt worden seien.
Aus Sicht Firschings sei der Ausstieg nicht nur ein finanzielles, sondern ein personelles Thema in der Bauverwaltung. Die Vorschläge für die weitere Nutzung begrüße man, "wir haben immer gesagt, es braucht einen Park für Familien, Studenten und Senioren aus dem Musikerviertel und den umliegenden Wohngebieten."
Freie Wähler wünschen sich neue Stadthalle bis zum Jahr 2028
Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Stefan Labus betont, man sei schon immer gegen die Landesgartenschau gewesen. Auch er sieht die mangelnde Personalkapazität in der Bauverwaltung als einen der Hauptgründe für den Ausstieg. Für das Gelände fordert Labus verschiedene neue Nutzungen: eine neue Stadthalle, die bis 2028 fertig sein soll; weitere Flächen für die Fachhochschule sowie für Startup-Unternehmen; moderne Grünanlagen für Freizeit und Sport sowie den umweltbewussten Rückbau der Panzerhalle 237.
AfD wirft OB und schwarz-grüner Koalition Sturheit vor
AfD-Fraktionsvorsitzender Richard Graupner sieht die Argumente seiner Partei gegen die Landesgartenschau "bestätigt". Man habe immer wieder auf die Unsicherheiten für den städtischen Haushalt hingewiesen. "Alle nun vorgetragenen Argumente für den Ausstieg lagen bereits im Juni für jeden erkennbar auf dem Tisch", so Graupner, der den Befürwortern "Sturheit" attestierte, die jetzt gezogenen Konsequenzen nicht schon im Sommer erkannt zu haben. Man sei offen "für jede Nutzung, die im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Stadt eine vor allen Dingen bürgernahe Verwertung des Geländes umsetzt."
Bedauern bei proschweinfurt, Zustimmung bei FDP und Zukunft./ödp
FDP-Stadtrat Georg Wiederer begrüßt die Absage "ausdrücklich." Man verschaffe sich finanzielle Freiräume. Aus seiner Sicht sei die finanzielle Problematik schon im Sommer klar gewesen. Er fordert eine intensive Diskussion darüber, was nun dort gebaut werden solle. Wichtig seien Erweiterungsflächen für FH und Startup-Unternehmen.
Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) gehörte zu den Befürwortern der Landesgartenschau und bedauert die Absage, "weil dadurch eine große Chance zur Stadtentwicklung mit enormer Außenwirkung vertan ist." Sie könne die vom OB vorgebrachten Gründe allerdings nachvollziehen. Aus ihrer Sicht wäre ein Technologiezentrum der richtige Ansatz. Ein solches hatte die frühere Wirtschaftsförderin Pia Jost vor Jahren vorgeschlagen.
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) begrüßt den Ausstieg. Sie hatte mit Bürgern 2018 ein Bürgerbegehren für einen parkähnlichen Wald anstelle der Landesgartenschau gestartet. Diese Idee wurde im Januar 2019 in einem Bürgerentscheid abgelehnt. Schneider hält an dem Vorschlag allerdings fest: "Es ist die einfachere und gleichzeitig ökologisch sinnvollste Lösung." Sie befürchtet, die "grüne Zukunft" des Geländes in Ledward sei keineswegs sicher. Aus ihrer Sicht habe das Verhältnis der Kosten zum ökologischen Nutzen bei der LGS von Anfang an nicht gestimmt.