Angesichts der Kriegsbilder beschäftigen sich viele damit, ihr Haus, ihre Wohnung für die Menschen zu öffnen, die auf der Flucht aus der Ukraine sind. Auf was müssen Sie achten, wenn Sie Kriegsopfer aufnehme? Wir beantworten die wichtigsten Fragen:
Wo kann ich mich melden, wenn ich Geflüchtete aufnehmen möchte?
Aktuell können Sie sich beim Landratsamt Schweinfurt melden, bevorzugt per Mail an ukrainehilfe@lrasw.de. Die Stadt Schweinfurt konnte am Freitag noch keine genauen Angaben dazu machen und verwies auf die kommende Woche. Es wurde jedoch bereits eine E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme mit der Koordinierungsstelle bekanntgegeben: ukrainehilfe@schweinfurt.de
Ortsunabhängig können Sie sich auf der Seite unterkunft-ukraine.de registrieren. Dort können Sie angeben, welche Sprachen Sie sprechen und verstehen. Außerdem gibt man an, wie viele freie Betten man hat und wann das früheste Einzugsdatum wäre. Wenn man sich auf der Seite mit seiner Wohnung anmeldet, sollte man laut den Organisatoren die Menschen mindestens zwei Wochen aufnehmen können. "Planen Sie zunächst mit der Perspektive von vier Wochen", heißt es auf der Homepage. Die Mitarbeiter nehmen persönlich Kontakt auf.
Welche Ausstattung ist notwendig, um Menschen aufnehmen zu können?
Ein Bett, ein abschließbares Zimmer, Badezimmerzugang, Sicherheit – dieser Mindeststandard genügt für die Anfangszeit. Außerdem gehören zur Grundausstattung natürlich auch Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung. Haben Sie zudem alte Handys oder Laptops? Die Geflüchteten müssen mit ihren Lieben in der Heimat Kontakt halten können.
Muss man Ukrainisch oder Englisch können, um Menschen aufzunehmen?
"In der aktuellen Notsituation müssen wir uns zunächst auch ohne Sprachkenntnisse behelfen. Sollten Sie gemeinsame Sprachkenntnisse wünschen, können Sie dies in der Nachricht angeben", heißt es auf der Seite unterkunft-ukraine.de. Da es für die Flüchtenden einen akuten Bedarf gebe, eine Unterkunft zu finden, sei ein Kennenlernen vorab nicht möglich. Jedoch: Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sprechen Deutsch oder Englisch. Falls nicht, hilft Ihnen Ihr Handy weiter. Laden Sie sich eine kostenlose Übersetzungs-App herunter. Sie schreiben auf Deutsch, das Handy übersetzt – und andersherum.
Wo müssen sich Flüchtlinge melden?
Die Kriegsflüchtlinge dürfen sich laut "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) frei im Land bewegen. Sie gelten als Touristen und dürfen sich laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 90 Tage ohne Visum in Deutschland aufhalten. "Wenn sie wissen, dass sie länger bleiben, sollen sie sich beim Einwohnermeldeamt melden", heißt es von der Regierung von Unterfranken. Außerdem sollten sie sich in den nächsten Tagen bei der Ankereinrichtung in Geldersheim einen Termin geben lassen. "Oder zumindest dort mal anrufen, damit sie registriert werden." Damit haben sie Zugang zu sonstigen Asylbewerber-Leistungen, falls das noch nicht der Fall sei.
Welchen Schutz-Status haben die Geflüchteten?
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine könnten laut Informationen der Deutsche Presse Agentur (dpa) schon in den nächsten Tagen ein einjähriges Aufenthaltsrecht in der Europäischen Union bekommen. Darauf haben sich am Donnerstag die EU-Staaten geeinigt. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, für den schnellen und unbürokratischen Schutz der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eine Richtlinie für den Fall eines "massenhaften Zustroms" von Vertriebenen in Kraft zu setzen. Ukrainer dürften laut dpa-Informationen den Schutzstatus in jedem EU-Land beantragen. Der Schutz gilt zunächst für ein Jahr, kann aber um zwei weitere Jahre verlängert werden. Den Schutzsuchenden werden Arbeitserlaubnis und Sozialhilfe garantiert.
Was mache ich, wenn ukrainische Flüchtlinge medizinische Hilfe brauchen?
Bei einem Notfall muss sich jedes Krankenhaus und jeder Arzt kümmern. Ohne Notfall ist ein Behandlungsschein nötig. Ukrainische Geflüchtete, die im Landkreis Schweinfurt untergekommen sind, erhalten diesen beim Landratsamt Schweinfurt, Amt für Soziales, Sachbearbeitung Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG), per E-Mail unter SozialamtConn@lrasw.de oder telefonisch unter (09721) 6537354.
Was passiert, wenn es mit den aufgenommenen ukrainischen Flüchtlingen zu Problemen kommt?
"Sofern es zu Problemen kommt, ist es in jedem Fall möglich, die Beherbergung frühzeitig abzubrechen", heißt es auf der Homepage unterkunft-ukraine.de. Generell sollte man sich allerdings im Klaren darüber sein: Die Übergangslösung kann länger dauern.
Wie lange sollte ich jemanden aufnehmen?
"Niemand weiß, wie lange der Krieg dauert", zitiert der RND Mareike Geiling, Mitgründerin des Projekts "Zusammen Willkommen", das schon in der Flüchtlingskrise 2015 Zimmer an Geflüchtete vermittelt hat. Sie meint: Wer jemanden aufnimmt, sollte auch mit einem längeren Zeitraum rechnen. Andernfalls werden die Menschen, die sich gerade eingewöhnt haben, erneut aus ihrem Umfeld gerissen.
Gibt es finanzielle Unterstützung?
Das Landratsamt Schweinfurt schreibt dazu auf Anfrage: "Die Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten durch Privatpersonen erfolgt freiwillig und unentgeltlich. Die ukrainischen Geflüchteten selbst können aufgrund der jetzt geltenden Rechtslage Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) erhalten."
Wo finde ich weitere Hilfe?
Familien, die Verwandte oder Bekannte aus der Ukraine aufgenommen haben, können sich an die Diakonie Schweinfurt wenden. Ansprechpartner ist Erika Aleksonis, E-Mail: aleksonis@diakonie-schweinfurt.de oder Tel.: (09721) 2087406