Fünf Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs sind laut Landratsamt Schweinfurt etwa 580 Vertriebene aus der Ukraine in 25 Landkreis-Gemeinden und zwei Notunterkünften untergebracht worden. Rund 300 von ihnen befinden sich derzeit im Anker-Zentrum in Geldersheim. Laut dem Flüchtlingskoordinator des Landkreises, Steffen Beutert, liegen die Kapazitäten im Ankerzentrum bei 2500 Personen. Beutert informierte am Dienstag über die aktuelle Lage im Sozialausschuss des Kreistags.
Die Geflüchteten werden nach dem Königsteiner Schlüssel, an die Länder und Kommunen in Deutschland verteilt. Der Verteilungsschlüssel orientiert sich dabei an der Einwohnerzahl einer jeweiligen Region. Der Freistaat Bayern muss demnach insgesamt 50.000 Geflüchtete aufnehmen, der Landkreis Schweinfurt 449 Asylsuchende unterbringen. Ein Wert, der laut Pressesprecherin Bosbach zum jetzigen Zeitpunkt längst überschritten ist.
Auch die Stadt Schweinfurt liegt, mit 330 registrierten Geflüchteten anstatt der ursprünglich 204 festgelegten Personen, mittlerweile über dieser Berechnung, so Stadtsprecherin Kristina Dietz auf Anfrage der Redaktion. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch höher liegen, da sich nicht jede geflüchtete Person gleich nach ihrer privaten Unterbringung melderechtlich erfassen oder ausländerrechtlich registrieren lässt, mutmaßt Dietz.
Stadt und Landkreis steuern auf 100.000 Geflüchtete zu
Bei 100.000 Personen, und diese Zahl scheint derzeit wahrscheinlicher, müssen die Kommunen die doppelte Anzahl an Menschen versorgen. Das entspricht 408 Personen in der Stadt und 898 Geflüchteten im Landkreis Schweinfurt. Unabhängig von diesem Szenario muss die Stadt zudem zusätzlich 150 Plätze für einen "Spontanzustrom" schaffen, so Dietz.
Wie viele Geflüchtete aus der Ukraine letztlich noch hier untergebracht werden, ist aktuell kaum vorhersehbar. "Die Lage ist sehr dynamisch", erklärt Dietz. Immer mehr Menschen kämen aus der Ukraine an. Gleichzeit gebe es jedoch auch eine große Hilfsbereitschaft seitens der Schweinfurter Bevölkerung. "Dafür sind wir sehr dankbar", schreibt Dietz. Auch deshalb benötige man derzeit keine Sachspenden.
Nicht alle Geflüchteten konnten bisher untergebracht werden
Probleme gibt es hingegen noch bei der Unterbringung der Geflüchteten. So konnten, laut Dietz, noch nicht alle geforderten 558 Plätze in der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Untergebracht werden die Geflüchteten im Stadtgebiet auf dem Gelände der ehemaligen Ledward-Kaserne.
Stand 22. März, sind dort im Gebäude 210, 142 Personen untergebracht. Insgesamt versorgen lassen sich in dem Haus mit der derzeitigen Einrichtung 208 Personen. Die Stadt arbeite jedoch daran, das Angebot zu erweitern. So soll als Nächstes das Gebäude 205 auf dem Kasernengelände für zusätzliche 250 Personen hergerichtet werden. Außerdem werde auf dem Areal im Gebäude 267 eine Betreuung für Kinder von drei bis zwölf Jahren eingerichtet.
"Vorerst ging es in den vergangenen Tagen und auch zum jetzigen Zeitpunkt noch darum, die Grundbedürfnisse zu organisieren", schreibt Dietz. Weiterhin stehen auch Sprachkurse auf der Agenda der Stadt.
Viele Geflüchtete kommen in Privatwohnungen unter
Neben den Gebäuden auf dem Gelände der Ledward-Kaserne seien 225 Personen in privaten Wohnungen – oftmals zeitlich befristet –untergekommen. Der Wohnraum wurde teilweise kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die örtlichen Wohnungsbaugesellschaften, wie die städtische SWG, aber auch der private Bauverein, bereiten zudem Wohnungen vor, die auch längerfristig als Unterkünfte geeignet seien.
Auch im Landkreis Schweinfurt ist der Großteil der Geflüchteten außerhalb der Notunterkünfte in private Wohnungen vermittelt worden. Hier erreichten sehr viele Wohnungsangebote das Landratsamt, schreibt Pressesprecherin Melina Bosbach. "Das Landratsamt ist für dieses große Engagement sehr dankbar."
In Reichmannshausen, dort wo eine der beiden größeren Notunterkünfte des Landkreises steht, sind, Stand 29. März, 33 Personen untergebracht. In der zweiten Notunterkunft in Gerolzhofen befinden sich 59 Personen. Laut Flüchtlingskoordinator Steffen Beutert sind dort derzeit noch 90 Plätze frei. Eine größere Familie sei zudem kurzfristig in einer Unterkunft in Wasserlosen untergebracht worden. Laut Pressesprecherin Bosbach sind weitere Personen in privaten Unterkünften in mehreren Landkreis-Gemeinden einquartiert. Der Landkreis bereitet zudem eine dritte größere Notunterkunft in Sennfeld vor.
Sprachbarriere bereitet Probleme
Schwierigkeiten bereiten dem Landkreis hingegen die Sprachbarrieren zwischen Helferinnen und Helfern und den Geflüchteten. "Wer als Sprachmittler oder Sprachmittlerin helfen möchte, meldet sich bitte direkt über die Ehrenamtsbörse", schreibt Bosbach.
Weiterhin werde noch dringend Material zur Ausstattung von Betten gesucht. Benötigt werden saubere und hygienisch einwandfreie Bettbezüge, Bettlaken, Kopfkissen, Deckenbezüge sowie Kopfkissen und Bettdecken. Nicht benötigt würden hingegen Matratzen, die aufgrund von hygienischen Gründen und der meist unterschiedlichen Größen nicht geeignet seien, so die Pressesprecherin.