Am Ende der zweiten Woche, in der sich Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der zur Notunterkunft ausgestatteten Dreifachturnhalle in Gerolzhofen aufhalten, waren dort am Freitag nach Angaben des Landratsamtes Schweinfurt 59 Menschen untergebracht, vorwiegend Frauen, Kinder und Jugendliche. Seit Eröffnung der Unterkunft waren es damit 90 Geflüchtete, die in Gerolzhofen ankamen, zum Teil aber rasch eine anderweitige Bleibe fanden. Weiter kümmern sich Frauen und Männer des Gerolzhöfer Helferkrieses ehramtlich um die in der Halle gestrandeten Geflüchteten.
Das Zusammenspiel mit dem Landratsamt und dem Sicherheitsdienst vor Ort funktioniert gut, berichtet Erich Servatius, Zweiter Bürgermeister der Stadt, der sich ehrenamtlich im Helferkreis engagiert. Wenn Probleme auftreten oder Hilfsbedarf besteht, dann könnten die Anliegen meistens innerhalb kurzer Zeit durch das Netzwerk des Helferkreises gelöst werden. "Das Teamwork funktioniert", stellt Servatius am Freitag vor Ort fest.
Es stehen weitere Wohnungen für Geflüchtete bereit
Als Beispiel erwähnt er die Suche nach Wohnungen für die Menschen aus der Ukraine. In den vergangenen Tagen konnten dem Landratsamt zufolge bereits 31 Personen in privaten Wohnungen in Gerolzhofen und in Nachbarortschaften untergebracht werden oder sind durch Bekannte oder Verwandte privat untergekommen. Für 25 Menschen habe der Helferkreis Wohnungen vermittelt, so das Landratsamt. Der Helferkreis berichtet von 15 weiteren Wohnungen, die ihm für Geflüchtete angeboten wurden.
Auch in Frankenwinheim sind ukrainische Familien untergekommen, berichtet Natascha Göb, die selbst aus der Ukraine stammt und als ehrenamtliche Übersetzerin den Menschen in der Turnhalle hilft. Dort wurde auch ein Zusammenkommen der Geflüchteten mit Dorfbewohnern organisiert.
100 Euro zum Dank für die selbst erfahrene Hilfe
Was die Aktiven des Helferkreises besonders berührt, ist die fortgesetzte Hilfsbereitschaft von Menschen, die vor Jahren selbst als Geflüchtete in Gerolzhofen ankamen. So berichtet Matthias Seng von einer syrischen Familie, die sich bei ihr gemeldet hat, sie wolle gerne 100 Euro spenden – und das, obwohl die fünfköpfige Familie selbst "nicht auf Rosen gebettet ist", wie Seng meint. Der Vater arbeitet als Busfahrer. Dennoch war es der syrischen Familie wichtig, mit der Spende etwas von der Hilfsbereitschaft zurückzugeben, die sie selbst als Fremde in Gerolzhofen einst erfahren hätten.
Das Geld wurde an die Mutter eines 17-jährigen Ukrainers weitergeleitet, der bei Seng wohnt. Dessen Mutter ist in der ukrainischen Stadt Dnjepro zurückgeblieben und weiß derzeit nicht, wie sie sich und einen siebenjährigen Sohn über Wasser halten kann. Ihr Mann und ein älterer Sohn kämpfen in der ukrainischen Armee gegen die russischen Invasoren. Mit der Geldspende, die Seng selbst auf 200 Euro verdoppelt hat, können nun Lebensmittel gekauft werden.
Syrische Familie stellt Haus zur Verfügung
Naeem Bilal, der in Schweinfurt studiert, hat dort Ukrainern, die in der Gerolzhöfer Notunterkunft leben, mehrmals bei Behördengängen begleitet und unterstützt und auch zur Registratur im Ankerzentrum in Geldersheim mitgenommen. Ein weiterer Geflüchteter, Amirou Kante, der aus Guinea stammt und jetzt in Gerolzhofen lebt, hilft als Ehrenamtlicher in der Turnhalle mit.
Eine syrische Familie hat spontan ein leerstehendes Haus mit drei Wohnungen, das sie in Gerolzhofen erworben hat, nicht nur für die vor dem Krieg Geflüchteten bereitgestellt, sondern ist gerade dabei, dieses soweit mit Möbeln auszustatten, dass dort Menschen leben können.
Hilfsbedarf und -angebote koordiniert der Helferkreis weiter über die Facebook-Gruppe"Sachspenden Ukraine Geo & Umgebung". Auf der Webseite des BRK-Kreisverbands Schweinfurt unter www.kvschweinfurt.brk.de ist nachzulesen, ob und an welchen Stellen im Landkreis aktuell Hilfsgüter gebraucht werden. Umfassende Infos zur Ukrainehilfe finden sich auch auf der Webseite des Landratsamtes Schweinfurt unter www.landkreis-schweinfurt.de