
Seit drei Jahren läuft ein Forschungsprojekt in Schweinfurts Kläranlage. Aus Abwasser wird Brauchwasser – für Parks, für Sportflächen. So soll nach und nach weniger Wasser dafür aus dem Main entnommen werden.
Damit in Zukunft auch der Rasen im Sachs-Stadion ökologisch sinnvoller bewässert wird und nicht mehr (wie jetzt) mit Trinkwasser, will man das Forschungsprojekt aufstocken und eine Leitung bauen. Um das Stadion alleine geht es dabei nicht, so Umweltreferent Jan von Lackum im Stadtrat am Dienstag. Er ist gleichzeitig Werkleiter der Stadtentwässerung, und damit auch zuständig für das Projekt.
In dem geht es grob gesagt darum, Wasser nach der Reinigung in der Kläranlage so aufzubereiten, dass es für die Bewässerung von Grünflächen in der Stadt, aber auch in der Landwirtschaft genutzt werden kann. Ausprobiert wird das in einem Gewächshaus auf dem Kläranlagen-Gelände und auf Sportflächen des TV Oberndorf.
Begleitet wird das Projekt unter anderem von der TU München, dem Freistaat Bayern, der Regierung von Unterfranken und dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, das auch für den Raum Schweinfurt zuständig ist. In Schweinfurt will man herausfinden, welche Standards für das Nutzwasser als alternative Wasserressource gelten müssen und wie es eingesetzt werden kann. Schweinfurt ist der Pilot, ein Testlauf im Freistaat.
Wie das Nutzwasser zum Stadion und dem künftigen Bürgerpark kommen soll
Damit gibt es hohe Fördergelder, beispielsweise auch für den nächsten Schritt: Dabei soll die Wasseraufbereitung der Pilotanlage auf bis zu zehn Kubikmeter Wasser pro Stunde ausgebaut werden. Das Nutzwasser wird dann über eine neue 3,5 Kilometer lange Leitung zu einem unterirdischen Speicherbauwerk südlich der Willi-Kaidel-Straße transportiert.
Die Leitung soll in dem existierenden Abwasserhauptsammler installiert werden, so von Lackum. Das sei nicht nur billiger, sondern vermeide auch größere Baustellen. Im Stadion selbst würden die Leitungen so verlegt, dass dies zeitgleich mit der erforderlichen Erneuerung der Wasserleitungen erfolge.
Neben dem Stadion wird das Nutzwasser auch für die Bewässerung des künftigen Bürgerparks auf dem Gelände der Ledward Kaserne eingesetzt. Damit es mikrobiologisch einwandfrei ist und weder Boden noch Grundwasser noch Pflanzen- und Menschengesundheit gefährdet, ist eine UV-Desinfektionsanlage am Speicherbauwerk geplant. Insgesamt will man 1,2 Millionen Euro investieren. Die Hälfte davon übernimmt der Freistaat.
Warum der Einsatz von Wasser aus dem Main kritisch ist
Das Ziel ist klar: ökologisch sinnvoll, moderne Wege gehen bei der Bewässerung von Flächen. Der Einsatz von Trinkwasser im Stadion ist nicht mehr zeitgemäß. Der Einsatz von Wasser aus dem Main, mit dem bisher bewässert wurde, ist aber angesichts der immer längeren Trockenphasen im Sommer auch kritisch, so von Lackum.
Was die Forschung betrifft, sei dies ein wichtiges Projekt, meint Adi Schön (Freie Wähler); ökologisch gesehen sei es aber ein Nullsummenspiel. Ob man zehn Kubikmeter Wasser aus dem Main entnehme, in den das gereinigte Abwasser aus dem Klärwerk laufe, oder nicht, das mache keinen Unterschied.
Neue Reinigungsstufe soll Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser holen
Tut es doch, sagt von Lackum. Denn mit der geplanten Aufrüstung der Kläranlage um eine vierte Reinigungsstufe werde das Nutzwasser mengenmäßig mehr werden. Mit der zusätzlichen vierten Reinigungsstufe sollen Mikroverunreinigungen – wie zum Beispiel Industriechemikalien oder Medikamentenrückstände – aus dem Abwasser geholt werden. Damit würde Schweinfurt auch dazu beitragen, den Main sauberer und gesünder zu machen.
Über 21 Millionen Euro müsste die Stadtentwässerung dafür investieren. Zwischen 50 und 70 Prozent könnten über ein Förderprogramm gedeckt werden. Aktuell werden die Pläne vom Wasserwirtschaftsamt geprüft. Kommt von dort grünes Licht, wird sich die Stadt für ein entsprechendes Förderprogramm bewerben, so von Lackum.