
Der Haupt- und Finanzausschuss hat die Weichen für die Ertüchtigung des Schweinfurter Klärwerks gestellt. Bis 2040 soll die in die Jahre gekommene Anlage in vier Schritten ausgebaut werden. 52 Millionen Euro kommen wird das die Stadt kosten. Klar, dass sich das am Ende auf die Abwassergebühren auswirken wird.
"Sie werden steigen", beantwortete Umweltreferent Jan von Lackum, Werkleiter des Eigenbetriebs Stadtentwässerung und somit für die Kläranlage zuständig, eine entsprechende Nachfrage. Wobei Schweinfurt bislang bayernweit eine der günstigsten Abwassergebühren erhebe, ergänzte er.
Das Schweinfurter Klärwerk ist in die Jahre gekommen. Wesentliche Teile der Anlage stammen aus den Jahren 1957 bis 1960, sind technisch und wirtschaftlich verbraucht, müssen erneuert werden. Da macht es Sinn, ein Gesamtkonzept zu erstellen, wie das Klärwerk für die Zukunft fit gemacht werden kann.
Neubau der Faulbehälter steht als erstes an
Betriebsleiterin Nadine Scheyer stellte dem Ausschuss das Ausbaukonzept bis zum Jahr 2040 vor, mit Prioritätenliste, Zeitplan und Kostenübersicht. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Neubau der beiden Faulbehälter. Kosten: 10,8 Millionen Euro. Umsetzung 2023 bis 2025. Ebenfalls dringlich ist die Erneuerung der stationären Schlammentwässerung mit Erweiterung der Gasspeicherung. Kosten: 5,8 Millionen Euro. Umsetzungszeitraum 2026 bis 2027.
Eine weitere Baustelle sind die Phosphorrückstände im Klärschlamm. Hier hat der Gesetzgeber die Grenzwerte drastisch verschärft. Bis Januar 2029 muss für das Schweinfurter Klärwerk eine Phosphorstrategie erarbeitet werden, die diese Grenzwerte gewährleistet. Kosten: 5,4 Millionen Euro.
Ein dicker Brocken ist die Nachrüstung des Klärwerks mit einer vierten Reinigungsstufe zum Herausfiltern von Mikroschadstoffen wie etwa Medikamentenresten. Das bayerische Umweltministerium hat flächendeckend den Belastungszustand der Gewässer in Bayern untersucht und das Main-Einzugsgebiet als Schwerpunktregion für diese Spurenstoffe-Elimination identifiziert, weshalb die Nachrüstung notwendig wird. Das bedingt erhebliche Investitionen in die technischen Bauten des Klärwerks und hat auch Auswirkungen auf die künftige Anlagenstruktur. Die Kostenschätzung für dieses Projekt liegt bei 17,2 Millionen Euro.
Ein mittelfristiges Projekt: Die Erneuerung der Betriebsräume und Erweiterung der Werkstätten soll 4,4 Millionen Euro kosten. Die Maßnahmen sind laut Scheyer nötig, weil die Bausubstanz sanierungsbedürftig ist und die Räumlichkeiten teilweise auch nicht mehr den Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung entsprechen.
Klärwerk soll energieautark werden
Nicht zuletzt verwies Scheyer auf die Reduzierung des Anteils an Treibhausgas relevanten Emissionen im Rahmen der Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung. Die Umsetzung der Maßnahmen unterstützten somit nachhaltig das Ziel der Stadt Schweinfurt, bis 2030 klimaneutral zu sein. Obendrein soll das Klärwerk energieautark werden. Betriebsleiter von Lackum kündigte als ersten Schritt dahin den Bau eines Solar-Faltdaches über das Belebungsbecken an.
Mit der Zustimmung des Haupt- und Finanzausschusses zu diesem Ausbaukonzept bis 2040 ist nun der grobe Rahmen gesteckt. Los geht es 2023 erst einmal mit der Vergabe der Planungsleistungen für die Schlammbehandlung. Als Baubeginn dafür ist das Jahr 2025 angepeilt. Zuschüsse für die Klärwerkbauten gibt es laut von Lackum nicht, allenfalls für den Ausbau der vierten Reinigungsstufe oder für die Photovoltaik-Anlage seien Projektfördermittel denkbar.