
Sein Leben stand ganz im Zeichen der Heimatforschung und Geschichtsschreibung, insbesondere im südlichen Landkreis Schweinfurt: Der langjährige Kreisheimatpfleger Longin Mößlein aus Gerolzhofen starb am 1. August im Alter von 86 Jahren.
Untrennbar verbunden mit seiner Person ist dieses Ehrenamt, das ihm 1973 offiziell übertragen wurde. Bereits im Jahr zuvor hatte er es auf Bitten des damaligen Landrates Georg Burghard sporadisch übernommen. Insgesamt vier Jahrzehnte wirkte Mößlein als Kreisheimatpfleger für die Landkreisgemeinden auf der linken Mainseite, bis er das Amt 2014 an Stefan Menz weitergab.

Wer sich mit der Geschichte der Orte in jenem Gebiet, das den südlichen Landkreis umfasst, beschäftigt, kam an Longin Mößlein nicht vorbei. Dort erfasste und fotografierte er im Laufe der Zeit alle Bildstöcke, um sie für nachfolgende Generationen zu bewahren, katalogisierte eine Vielzahl an Denkmälern und durchforstete immer wieder Archive.
Mitgründer vieler historischer Vereine in der Region
Er verfasste unzählige Aufsätze, die Edition von zahlreichen Ortschroniken und den Kunst- und Kulturführer des Landkreises. Darüber hinaus gab Mößlein Stellungnahmen im Rahmen der Bauleitplanung, als Träger öffentlicher Belange, ab. Seine Beharrlichkeit sorgte dafür, dass zum Beispiel der Weinberg Falkenberg in Donnersdorf weiterhin naturbelassen ist.
Beteiligt war er bei der Gründung vieler geschichtlicher Arbeitskreise und historischer Vereine: so etwa in Gochsheim, Schwebheim, Gerolzhofen, Schwanfeld und Heidenfeld. Maßgeblich trug er zum Aufbau des Heimatmuseums in Gerolzhofen bei. Von seinem Wissensschatz profitierten nicht nur diese Redaktion, sondern auch viele Schüler, Studenten und Lehrer, die er bei Facharbeiten und Vorträgen unterstützte.

Sein besonderes Engagement blieb nicht verborgen und wurde hochgeschätzt. Longin Mößlein war ein gefragter Ansprechpartner für viele Universitäten und Museen in Bayern. Für sein Wirken erhielt er zahllose Auszeichnungen, darunter die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik und die angesehene Aventinus-Medaille des Verbandes der bayerischen Geschichtsvereine.
Von der Ehrenurkunde bis zum Ehrenpreisträger
Der Freistaat verlieh ihm die Denkmalschutzmedaille und der Landkreis ehrte ihn mit der Ehrenurkunde. Von der Stadt Gerolzhofen wurde er mit dem Silbernen Stadtwappen und schließlich im November mit der Bürgermedaille in Bronze bedacht. Der Historische Verein erkor ihn zum Ehrenpreisträger.
Er habe "Großartiges" geleistet, schreibt Landrat Florian Töpper. "Mit Longin Mößlein ist eine wirklich kundige und über die Maßen engagierte Persönlichkeit von uns gegangen, auf deren Wirken als Kreisheimatpfleger der Landkreis Schweinfurt über Jahrzehnte bauen konnte."
Der in Oberspiesheim geborene Mößlein hatte nach seiner Schulzeit Lehramt an der Universität Würzburg studiert und danach bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 an den Volksschulen in Traustadt und Oberschwarzach unterrichtet. An der Schule wurde auch sein persönliches Interesse an der Orts- und Regionalgeschichte geweckt, als in den 1970er-Jahren das Fach Heimat- und Sachkunde in den Lehrplan aufgenommen worden war.

Neben der Heimatforschung, die er auch nach seiner Zeit als Kreisheimatpfleger bis zuletzt weiterführte, engagierte er sich als Mitglied in mehreren Vereinen, unter anderem im Steigerwaldklub sowie in der CSU Gerolzhofen.
Zusammen mit Ehefrau Christel Mößlein, die ihn stets bei Schreibarbeiten zur Heimatforschung unterstützte, trauern seine beiden Kinder sowie vier Enkelkinder. Am Montag, 12. August, wird in der Stadtpfarrkirche Gerolzhofen um 13.30 Uhr ein Rosenkranz für den Verstorbenen gebetet und um 14 Uhr ein Requiem abgehalten. Daran schließt sich eine Baumbestattung auf dem Friedhof in Gerolzhofen an.