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GEROLZHOFEN
Mit Napoleon in Moskau fing es an
FRANCE-HISTORY-NAPOLEON-WATERLOO-REENACTMENT       -  Ob als Lehrer, Autor zahlreicher Publikationen oder Kreisheimatpfleger – die lokale Geschichte hat Longin Mößlein stets in ihren Bann gezogen. Er weiß Bescheid über fast jedes Feldkreuz oder Baudenkmal, über ortsgeschichtliche  Größen, Verhältnisse und Vorgänge.  Und er gibt sein Wissen gerne weiter, ohne Gegenleistungen zu fordern. Auch die Gerolzhöfer Redaktion der Main-Post hat oft genug davon profitiert. Gut nachvollziehbar also, dass der Historische Verein Longin Mößlein zum Ehrenpreisträger 2017 auserkor. Die Preisverleihung war zentraler Punkt in der Jahreshauptversammlung des Vereins. Die Rolle des Laudators übernahm Schulamtsdirektor a. D. Günther Birkle aus Schwebheim, lange Zeit der Dienstvorgesetzte Longin Mößleins.  Schon in dieser Zeit lernte Günther Birkle Longin Mößlein zu schätzen. Anfang der 70er Jahre brachte Mößlein ihm als Seminarleiter und vielen Lehramtsanwärtern seine Heimat mit  „Feuer im Herzen“ näher. „Seine Führungen und Vorträge – über viele Jahre hinweg – waren authentisch vermittelte Heimatkunde,“  Auch als Birkle mit anderen 1991 den Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis Schwebheim gründete, stand Longin Mößlein mit Rat und Tat zur Seite, jetzt in seiner Eigenschaft als Kreisheimatpfleger. von 1973 bis 2014, also 42 Jahre hat Mößlein diese ehrenamtliche Tätigkeit ausgeübt, „mit Leidenschaft, Herzblut und Engagement“, wie es Landrat Florian Töpper bei der Verabschiedung formulierte. Für den südlichen Teil des Landkreises hat Longin Mößlein einen Kunst- und Kulturführer verfasst. Die Publikationsliste des heute 78-Jährigen umfasst 45 Beiträge in Gestalt von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen. Diese Literatur sei eine Fundgrube für alle heimatgeschichtlich interessierte Bürger, sagte der Laudator. An dieser Stelle kommt Longin Mößleins Frau Christel ins Spiel. Sie hat ihrem Mann für seine Arbeit nicht nur den Rücken frei gehalten, sondern auch das Gros der Arbeit an der Schreibmaschine erledigt.  Mößleins beständiges Forschen und Vermitteln von Heimatgeschichte war auch der Grund, warum ihm der Verband der bayerischen Geschichtsvereine die Aventinus-Medaille verlieh, die höchste Auszeichnung des Verbandes. Schließlich gehörte der Geehrte 1981 zu den Mitbegründern des Historischen Vereins Gerolzhofen. Von Anfang an bis 2014 saß er im Beirat, war darüber hinaus sechs Jahre lang zweiter Vorsitzender und drei Jahre Vorsitzender.  Berufliche und private Wege führten und führen Günther Birkle oft nach Gerolzhofen. Überall sei er auf Werke Longin Mößleins gestoßen, in der Stadtpfarrkirche auf einen Kirchenführer, im Wohnstift auf eine Festschrift mit zwei Artikeln, in der Echter-Amtsvogtei auf eine Schrift über dieses Gebäude, im Alten Rathaus auf einen Stadtführer und beim Historischen Verein auf die Schriftenreihe „de geroldeshova“. Mößlein hat die Publikation „Der Steigerwald“ wesentlich mitgeprägt und auch weniger bekannte Arbeiten publiziert, wie ein Protokollbuch des Zehntgerichts Gerolzhofen, Dokumente und Urkunden adeliger Ritter- und Lehensgüter zu Gerolzhofen und Akten aus dem Staatsarchiv über die Hexenprozesse. „Er gehörte nicht zu den lauten im land“ Hinsichtlich der Persönlichkeit Mößleins attestierte Birkle, dass er nicht zu den Lauten im Land gehöre und sein Wirken aus einer inneren Passion heraus komme.  „Man arbeitet ja nie allein“, sagte ein bescheidener Preisträger und verwies auf die vielen, die ihm Impulse gegeben, ihn beeinflusst oder mitgearbeitet haben.  So ein Impulsgeber nicht nur für seinen zweite Lehramtsprüfung war der damalige Donnersdorfer Pfarrer Rauch. Mößlein hatte für seine Geschichtsstunde das Thema „Napoleon in Moskau“ ausgewählt. Der Pfarrer wusste von einem Donnersdorfer, der mit den Franzosenkaiser von Neuses am Sand bis Moskau gezogen war. „Das war mein geschichtlicher Aufhänger, meine Personifizierungsmöglichkeit“, erinnert sich Mößlein. Die Mitglieder der Prüfungskommission waren überrascht, die Schüler gebannt und damit still.  Aus diesem Impuls heraus entschloss sich Longin Mößlein, fürderhin öfter nach heimatbezogenen Anlässen und Möglichleiten zur Aufbereitung von Geschichte zu suchen.  Der Gerolzhöfer Oberlehrer Josef Katzenberger führte den jungen Lehrer in die Archivarbeit und die Urkundensprache ein. Nach der Landkreisreform wurde ihm das Amt des Kreisheimatpflegers für den südlichen Landkreis Schweinfurt angetragen. Spätere Impulsgeber waren 1974 der bayerische Kultusminister Hans Mayer und Professor Karl Bosl aus Bamberg, die dazu aufforderten, Historische vereine zu gründen.  „Für Arbeiten, die ich als meine Pflicht angesehen und gerne getan habe, in solchem Überschwang gelobt zu werden, finde ich zu viel des Guten. Aber freuen tue ich mich doch  sehr“, wandte sich Mößlein augenzwinkernd an an Vorsitzende Sabine Wolf.
Foto: Jeff Pachoud, AFP | Ob als Lehrer, Autor zahlreicher Publikationen oder Kreisheimatpfleger – die lokale Geschichte hat Longin Mößlein stets in ihren Bann gezogen.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 09.03.2017 03:42 Uhr

Ob als Lehrer, Autor zahlreicher Publikationen oder Kreisheimatpfleger – die lokale Geschichte hat Longin Mößlein stets in ihren Bann gezogen. Er weiß Bescheid über fast jedes Feldkreuz oder Baudenkmal, über ortsgeschichtliche Größen, Verhältnisse und Vorgänge. Und er gibt sein Wissen gerne weiter, ohne Gegenleistungen zu fordern. Auch die Gerolzhöfer Redaktion der Main-Post hat oft genug davon profitiert.

Dienstvorgesetzter als Laudator

Gut nachvollziehbar also, dass der Historische Verein Longin Mößlein zum Ehrenpreisträger 2017 auserkor. Die Preisverleihung war zentraler Punkt in der Jahreshauptversammlung des Vereins. Die Rolle des Laudators übernahm Schulamtsdirektor a. D. Günther Birkle aus Schwebheim, lange Zeit der Dienstvorgesetzte Longin Mößleins.

Schon in dieser Zeit lernte Günther Birkle Longin Mößlein zu schätzen. Anfang der 70er Jahre brachte Mößlein ihm als Seminarleiter und vielen Lehramtsanwärtern seine Heimat mit „Feuer im Herzen“ näher. „Seine Führungen und Vorträge – über viele Jahre hinweg – waren authentisch vermittelte Heimatkunde,“

Auch als Birkle mit anderen 1991 den Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis Schwebheim gründete, stand Longin Mößlein mit Rat und Tat zur Seite, jetzt in seiner Eigenschaft als Kreisheimatpfleger. von 1973 bis 2014, also 42 Jahre hat Mößlein diese ehrenamtliche Tätigkeit ausgeübt, „mit Leidenschaft, Herzblut und Engagement“, wie es Landrat Florian Töpper bei der Verabschiedung formulierte. Für den südlichen Teil des Landkreises hat Longin Mößlein einen Kunst- und Kulturführer verfasst.

Lange Publikationsliste

Die Publikationsliste des heute 78-Jährigen umfasst 45 Beiträge in Gestalt von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen. Diese Literatur sei eine Fundgrube für alle heimatgeschichtlich interessierte Bürger, sagte der Laudator.

An dieser Stelle kommt Longin Mößleins Frau Christel ins Spiel. Sie hat ihrem Mann für seine Arbeit nicht nur den Rücken frei gehalten, sondern auch das Gros der Arbeit an der Schreibmaschine erledigt.

Mößleins beständiges Forschen und Vermitteln von Heimatgeschichte war auch der Grund, warum ihm der Verband der bayerischen Geschichtsvereine die Aventinus-Medaille verlieh, die höchste Auszeichnung des Verbandes.

Schließlich gehörte der Geehrte 1981 zu den Mitbegründern des Historischen Vereins Gerolzhofen. Von Anfang an bis 2014 saß er im Beirat, war darüber hinaus sechs Jahre lang zweiter Vorsitzender und drei Jahre Vorsitzender.

Berufliche und private Wege führten und führen Günther Birkle oft nach Gerolzhofen. Überall sei er auf Werke Longin Mößleins gestoßen, in der Stadtpfarrkirche auf einen Kirchenführer, im Wohnstift auf eine Festschrift mit zwei Artikeln, in der Echter-Amtsvogtei auf eine Schrift über dieses Gebäude, im Alten Rathaus auf einen Stadtführer und beim Historischen Verein auf die Schriftenreihe „de geroldeshova“. Mößlein hat die Publikation „Der Steigerwald“ wesentlich mitgeprägt und auch weniger bekannte Arbeiten publiziert, wie ein Protokollbuch des Zehntgerichts Gerolzhofen, Dokumente und Urkunden adeliger Ritter- und Lehensgüter zu Gerolzhofen und Akten aus dem Staatsarchiv über die Hexenprozesse.

„Er gehörte nicht zu den lauten im land“

Hinsichtlich der Persönlichkeit Mößleins attestierte Birkle, dass er nicht zu den Lauten im Land gehöre und sein Wirken aus einer inneren Passion heraus komme.

„Man arbeitet ja nie allein“, sagte ein bescheidener Preisträger und verwies auf die vielen, die ihm Impulse gegeben, ihn beeinflusst oder mitgearbeitet haben.

So ein Impulsgeber nicht nur für seinen zweite Lehramtsprüfung war der damalige Donnersdorfer Pfarrer Rauch. Mößlein hatte für seine Geschichtsstunde das Thema „Napoleon in Moskau“ ausgewählt. Der Pfarrer wusste von einem Donnersdorfer, der mit den Franzosenkaiser von Neuses am Sand bis Moskau gezogen war. „Das war mein geschichtlicher Aufhänger, meine Personifizierungsmöglichkeit“, erinnert sich Mößlein. Die Mitglieder der Prüfungskommission waren überrascht, die Schüler gebannt und damit still.

Aus diesem Impuls heraus entschloss sich Longin Mößlein, fürderhin öfter nach heimatbezogenen Anlässen und Möglichleiten zur Aufbereitung von Geschichte zu suchen.

Der Gerolzhöfer Oberlehrer Josef Katzenberger führte den jungen Lehrer in die Archivarbeit und die Urkundensprache ein. Nach der Landkreisreform wurde ihm das Amt des Kreisheimatpflegers für den südlichen Landkreis Schweinfurt angetragen.

Historische Vereine gründen

Spätere Impulsgeber waren 1974 der bayerische Kultusminister Hans Mayer und Professor Karl Bosl aus Bamberg, die dazu aufforderten, Historische vereine zu gründen.

„Für Arbeiten, die ich als meine Pflicht angesehen und gerne getan habe, in solchem Überschwang gelobt zu werden, finde ich zu viel des Guten. Aber freuen tue ich mich doch sehr“, wandte sich Mößlein augenzwinkernd an an Vorsitzende Sabine Wolf.

Den Ehrenpreis 2017 des Historischen Vereins erhielten der ehemalige Kreisheimatpfleger Longin Mößlein (Zweiter von links) und ein bisschen auch seine Frau Christel (Zweite von rechts). Die Urkunde übergab Vorsitzende Sabine Wolf (Mitte), assistiert vom stellvertretenden Bürgermeister Erich Servatius (links) und von Laudator Günther Birkle.
Foto: Norbert Finster | Den Ehrenpreis 2017 des Historischen Vereins erhielten der ehemalige Kreisheimatpfleger Longin Mößlein (Zweiter von links) und ein bisschen auch seine Frau Christel (Zweite von rechts).
 
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