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GEROLZHOFEN
Ein Juwel wird noch schöner
Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Finster
 |  aktualisiert: 30.08.2011 17:09 Uhr

Das prächtigste Fachwerkhaus in der Stadt wird bald in neuem Glanz erstrahlen. Anfang der Woche begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten am Anwesen Teutsch in der Weiße-Turm-Straße. Am Ende in rund einem Monat, da ist sich Uwe Teutsch sicher, wird das Gebäude aus der Renaissance das Stadtbild deutlich aufwerten.

Zunächst erhalten die Wandflächen zwischen dem Fachwerk einen neuen Anstrich. Der soll nach Auskunft von Uwe Teutsch dezent bleiben, in etwa so wie bisher. Bei der Farbwahl hat auch das Landesamt für Denkmalpflege ein Mitspracherecht.

Vom Sockel bis zum Dach

Darüber hinaus gibt es Ausbesserungsarbeiten vom Sockel bis zum Dach. Die Fenster werden saniert und besser abgedichtet. Die Salzstreuung in den Wintermonaten hat dem Sockel aus Sandstein zugesetzt, der ebenfalls ausgebessert wird. Auch an der Treppe zur Buchhandlung und zum Verlag hat der Zahn der Zeit genagt, so dass eine Sanierung fällig ist.

Während der Arbeiten wird auch das Landesamt für Denkmalpflege vor Ort sein, um nach Farbspuren aus vergangenen Jahrhunderten zu suchen.

Unterstützt wird die Sanierung aus dem Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt. Trotzdem muss die Familie Teutsch noch viel eigenes Geld in die Hand nehmen. „Jede Generation muss bei einem solchen Haus einmal in den sauren Apfel beißen“, bekennt Uwe Teutsch. Die letzte große Außensanierung liegt 45 Jahre zurück.

Das Haus ist nach Einschätzung von Kreisheimatpfleger Longin Mößlein von überregionaler baulicher Bedeutung, weil es als einziges in der Stadt vom eineinhalb Meter hohen steinernen Sockel bis zum Giebel sowohl auf der Giebel- als auch auf der Traufseite in Fachwerkbauweise konstruiert ist. Erbaut wurde es 1566. Das war in der Regierungszeit des Fürstbischofs Friedrich von Wirsberg.

Der Bauherr des zweigeschossigen Eckhauses ist unbekannt. Uwe Teutsch vermutet aber, dass es wegen seiner Größe von amtlicher Seite errichtet worden sein muss.

Das Fachwerk besteht aus genasten und geschweiften Andreaskreuzen mit V-förmigen Borten. Die Balkenköpfe erscheinen als bearbeitete Zierformen.

Prägender Erker

Während das sehr steile Dach noch gotischen Charakter hat, ist der Hauszugang bereits ein Renaissance-Portal. Herauszuheben ist der polygone Erker mit Haube zur Weiße-Turm-Straße hin. Auch die schmale, spitze Form des Erckers mutet noch gotisch an; die Haube jedoch zeigt Züge der Renaissance, schreibt Longin Mößlein über das Anwesen mit der alten Hausnummer 49.

Ein Fachwerkhaus aus der Renaissance gibt es nach Mößlein weder in der Stadt Gerolzhofen noch im weiteren Umland ein zweites Mal.

Von 1644 bis 1666 war das Haus Wohnung des Vogts Jobst Krämer, 1768 bis 1818 Bürgermeisterwohnung. Im Besitz der Familie Teutsch befindet sich das Bauwerk seit 1760. In diesem Jahr kaufte es der Organist, Schulmeister und Bürgermeister Franz Anton Teutsch vom Vorbesitzer Johann Michael Büttner.

1904 hielt mit Franz Teutsch das Verlagsgewerbe Einzug in das historische Bauwerk. Im gleichen Jahr wurde auch das Fachwerk wieder freigelegt. Fortan kam bis zum Jahr 2000 die Heimatzeitung „Der Steigerwald-Bote“ aus diesem Hause, bevor die Main-Post den Zeitungstitel übernahm.

Heute befinden sich unter dem großen Dach des Fachwerkhauses noch der Verlag und die Buchhandlung Teutsch am Turm.

 
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