
Sanierungsstau bei den katholischen Kindertagesstätten in Schonungen im Landkreis Schweinfurt: Die Kirche mit ihren örtlichen Kirchenstiftungen, bisher Eigentümer der Gebäude, kann und will nicht weiter investieren. Die Kirchenaustritte sind mit daran schuld – mit sinkenden Steuereinnahmen muss auch das Bistum Würzburg neue Schwerpunkte setzen.
In Schonungen sind gleich sieben der neun Kitas in katholischer Hand. Zwar will die Caritas Träger bleiben. Die Gemeinde aber soll die Gebäude kaufen - bei so viel Immobilien auf einmal eine enorme Herausforderung. Kommen nun Gemeinden in finanzielle Not, weil Menschen aus der Kirche austreten?
Caritas ist Träger von zwei Dritteln der Kitas in Unterfranken
Die Caritas betreibt etwa zwei Drittel der Kindertagesstätten in Unterfranken, gut 500 Einrichtungen werden also vom katholischen Wohlfahrtsverband getragen. In den meisten Fällen gehört der Kirche auch das Gebäude samt Grundstück. Doch durch die stark gestiegenen Austrittszahlen fehlt Geld - auch für soziale Arbeit in der Kinderbetreuung und der Pflege.
Während Deutschland offiziell Staat und Kirche trennt, ist die Entwicklung in der Wohlfahrt und bei den sozialen Institutionen eng mit der Kirchenzugehörigkeit verknüpft. Und jahrzehntelang hatte die Kirche genug Geld, um sowohl den Betrieb der Kitas zu finanzieren als auch die Gebäude zu sanieren. Bislang nahmen die Gemeinden in der Region die Unterstützung gern an – auch Schonungen.
"Jetzt haben wir eine Struktur, in der wir nicht über einzelne, sondern über fast alle Kindergärten reden müssen", sagt Stefan Rottmann, der Schonunger Bürgermeister. Die Schwierigkeit: Viele der Kindergartengebäude sind direkt an die Pfarrhäuser angeschlossen, teilen sich in manchen Fällen auch ein Heizungssystem. Eine Trennung ist da nicht immer leicht. Rottmann hat ein Gutachten für die sieben Immobilien in seiner Gemeinde erstellen lassen, das Kaufangebot liegt seit Juni 2024 bei der Kirche.

Bislang habe er keine Antwort erhalten, sagte der Bürgermeister vor Weihnachten. Seit über einem halben Jahr warte er auf Rückmeldung vom Bistum. "Der Kauf, der Unterhalt und die Generalsanierungen bedeuten einen wahnsinnigen finanziellen Aufwand für die Gemeinde", meint Rottmann und spricht von einem siebenstelligen Kaufbetrag.
Kitas oder Pflege: Kirchliche Träger haben vielfach soziale Pflichtaufgaben übernommen
Ob Kirchenmitglied oder nicht, ob Eltern von Kita-Kindern oder andere – die Auswirkungen der Kirchenaustritte spüren im sozialen Bereich am Ende alle. Vielerorts haben Gemeinden ihre sozialen Pflichtaufgaben wie ein bedarfsgerechtes Kita-Angebot an freie Träger wie die Arbeiterwohlfahrt, aber eben auch an Caritas oder Diakonie ausgelagert.
Die Träger übernehmen Aufgaben des Sozialstaats - und bekommen dafür Zuschüsse von Bund und Land. Laut Familienministerium sind derzeit 28 Prozent der Kindertageseinrichtungen in Bayern in kommunaler Trägerschaft, rund 35 Prozent der geförderten Einrichtungen werden von kirchlicher Seite getragen. "Kirchliche Träger sind aus der Kita-Landschaft nicht wegzudenken", sagt Ulrike Scharf (CSU), bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales.
Zum Problem wird die Verzahnung, wenn sich alles auf einen Träger konzentriert und dieser in so große Geldnöte kommt, dass er sich finanziell aus Wohlfahrtsbereichen zurückzieht. Genau das passiert bei der Caritas, seit die Einkünfte aus der Kirchensteuer stark sinken. Auch im Bistum Würzburg ging in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Kirchenmitglieder um ein Viertel zurück.
Die Entwicklung bahnt sich also schon länger an. Der Caritas fehlt Geld. Und sie verkauft deshalb die Gebäude an die Gemeinden - immer dann, wenn Sanierungen aufkommen, die die Kirche nicht mehr tragen kann und will. Clemens Bieber, der Vorsitzende des Caritasverbands in der Diözese Würzburg, sagt: "Wir müssen uns entlasten und die Kommunen stärker in die Pflicht nehmen."
Auch wo sie die Gebäude abgebe, wolle die Kirche die Trägerschaft jedoch behalten, sagt der Domkapitular und Caritas-Chef. Der Betrieb habe sich bewährt, auch in Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Und ihren Einfluss in der Kindererziehung will die Kirche nicht verlieren. Clemens Bieber sieht gerade dort den Schwerpunkt der Caritas, nicht in der Instandhaltung von Gebäuden: "Wir müssen uns in diesen Zeiten der Veränderung wieder auf das Wesentliche besinnen."

Die Zukunft? Wenn sozialen Institutionen - ob Kitas oder Pflegeeinrichtungen - großteils von Kirche und kirchlichen Wohlfahrtsverbänden getragen werden, macht sich eine Region abhängig. Mit den sinkenden Kirchensteuereinnahmen werden wohl auch die Investitionen der Kirche in die soziale Arbeit weiter sinken. Wie Staat und Gemeinden das auffangen können, muss sich zeigen.
Landrat Thomas Habermann: Standards senken, Regeln vereinfachen, entbürokratisieren
Thomas Habermann, seit 21 Jahren Landrat in Rhön-Grabfeld, sagt zur Entwicklung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat: "Die Entlastung, die die staatliche Gemeinschaft durch die Kirche hatte, wird es in diesem Umfang nicht mehr geben." Weil es auch den Kommunen an vielen Ecken fehle, sieht der CSU-Politiker nur eine Option: Man müsse die Standards in der Sicherheit und bei Brandschutzverordnungen senken.
Auch den vorgegebenen Platz pro Kind in der Kita würde CSU-Politiker Habermann gerne neu bewerten lassen. Denn, sagt der Rhöner Landrat: "Der Staat muss sehen, dass er diese Standards zurückfährt, die Regeln vereinfacht und entbürokratisiert. Sonst wird er die Aufgaben in Zukunft nicht erledigen können."
Von Helmstadt bis Würzburg sind 15 Ortschaften, wo jedes Wochenende Gottesdienste stattfinden, mal halblang mit ihrer Aussage. Das System Dominostein ist völlig falsch.
Wenn Sie ein "ehemaliger" sind, kann ich nichts dazu. Aber
bitte bei der Wahrheit bleiben, die über Kirchen hinaus zählt!
Sie am Sonntag keine Gottesdienste finden? Es gibt Gottesdienstanzeiger vom ganzen Bistum wo regelmäßige Gottesdienste angeboten und stattfinden werden. Wann waren Sie zum letzten mal, Herr Krämer?
Übrigens ich bin noch Mitglied in der Kath. Kirche überlege mir aber zur altkatholischen Kirche zu wechseln da diese moderner aufgestellt ist. Ja und da nehme ich sogar in Kauf einmal in der Woche 50km zu fahren. Und bitte bezichtigen Sie als Katholischer Christ nicht andere der Lüge wenn Sie es nicht besser wissen.
Ich rede hier nicht von der Kirchensteuer, sondern von den seit 1803 jährlichen Zahlungen, die inzwischen fast 600 Millionen – direkt vom deutschen Staat ausmachen.
Nachzulesen unter anderem hier:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/kirche-finanzierung-staatsleistungen-100.html
Mit dem Geld könnten wir schon einige Kindergärten jährlich neu aufbauen.
wer aus der Kirche ausgetreten ist, hat auch keinen Anrecht mehr auf soziale Unterstützung ob Caritas bzw. Kindergarten von kirchlicher Seite. Ich kann nicht einer kirchlichen institution den Rücken zuwenden, also austreten, und dann doch noch Anspruch auf Kika oder dergleichen haben wollen.
Das ist zuviel des Guten!
Kehren Sie zurück in die Realität.
Wenn Sie mögen.😉
2. So einfach ist das nicht mit der Zuordnung der kirchlichen Barmherzigkeit mit der viele Kitas betrieben werden!
Den Löwenanteil von ca. 90% zahlt der Staat, das geht nicht von der Kirchensteuer ab, insofern zahlen auch Steuerzahler ohne Kirchensteuer.
Und: nicht jedes Eltern(teil) arbeitet und zahlt Steuern! Was ist mit Kindern von Bürgergeldempfängern, arbeitslose Alleinerziehende? Letztere haben dann zudem fast keine Chance auf einen Job! Die werden da sowieso vorsichtig/ sozusagen hintenrum diskrimininiert.
Einfach googeln, wer zahlt…?
2. Caritas u.a. kirchliche Einrichtungen sammeln und bekommen Spenden, teils regelmäßig, teils anlassbezogen, und zwar nicht wenig. Auch von ausgetretenen oder evangelischen Menschen. Ich kenne da auch Rentner😂
Also: schön vorsichtig sein mit dem Steinewerfen im Glashaus.
PS. Nur am Rande, ich bin da nicht betroffen, es fällt mir nur auf.
Der Rest muss über den Träger bzw Elternbeiträge finanziert werden!
Gerade kirchliche Träger legen oft auf einen besseren Betreuungsschlüssel Wert - während kommunale Träger oft das Minimum vorhalten!
In dem Vertrag steht mehr oder weniger wörtlich:
Diese Zahlungen finden statt bis eine Ablösung der Verpflichtungen per Vertrag geregelt wird.
Da diese Ablödung bisher nicht stattgefunden hat, laufen auch die Zahlungsverpflichtungen weiter!
(Aber das ist nicht das Thema des Artikels hier!)