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Würzburg/Ansbach
Bischof zu Austrittszahlen im Bistum Würzburg: Vertrauen in die Kirche bei vielen Menschen massiv beschädigt
2023 haben erneut viele Menschen im Bistum die Kirche verlassen. Auch die evangelische Kirche im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg verliert Gläubige. Ein Blick in die Statistik.
Leere Kirchenbänke im Würzburger Dom: 2023 haben erneut viele Menschen im Bistum die Kirche verlassen. Bischof Franz Jung stimmt das sehr nachdenklich.
Foto: Johannes Kiefer | Leere Kirchenbänke im Würzburger Dom: 2023 haben erneut viele Menschen im Bistum die Kirche verlassen. Bischof Franz Jung stimmt das sehr nachdenklich.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 04.07.2024 02:45 Uhr

Für Bischof Franz Jung ist es eine bittere Erkenntnis: "Viele Menschen erachten die Gemeinschaft der Kirche als nicht mehr relevant für ihr Leben." Konkret sind im Bistum Würzburg im vergangenen Jahr 11.588 Katholikinnen und Katholiken aus der Kirche ausgetreten.

Das sind zwar 4493 Menschen weniger als im Vorjahr, als 16.081 der Kirche den Rücken gekehrt hatten: ein Negativrekord. Dennoch stimme das den Bischof sehr nachdenklich, teilte er anlässlich der Veröffentlichung der Statistik durch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit. Das Vertrauen in die Institution Kirche sei bei vielen Menschen massiv beschädigt. "Die hohe Zahl der Austritte zeigt das deutlich", so Bischof Jung in der Pressemitteilung des Bistums.

Bischof zu Austrittszahlen im Bistum Würzburg: Vertrauen in die Kirche bei vielen Menschen massiv beschädigt

Blickt man in der Statistik auf frühere Jahre, fällt auf: 2010, als der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche bekannt wurde, war die Zahl der Austritte im Bistum sehr hoch: 6396 Menschen kehrten damals der Kirche den Rücken; ein Anstieg um rund 73 Prozent gegenüber 2009 mit 3702 Austritten - und gleichzeitig der höchste Anstieg im Zeitraum von 2003 bis 2023. 

Bistum Würzburg zählte 2023 insgesamt 648.666 Gläubige

Bekannt gegeben wurden nicht nur die Austrittszahlen im Bistum. Im vergangenen Jahr sind 23 Menschen in die Kirche eingetreten; 2022 waren es 25. Bei den Wiederaufnahmen gab es einen Anstieg auf 97 gegenüber 86 im Vorjahr.

Die Statistik des Bistums gibt unter anderem auch einen Überblick zur Katholikenzahl insgesamt, über die Gottesdienstbesucher, zu Taufen, Trauungen, Bestattungen. So zählte das Bistum Würzburg 2023 insgesamt 648.666 Gläubige. Das sind rund 17.000 weniger als im Jahr 2022.

Viele Menschen feiern im TV oder im Internet Gottesdienste mit

Den Gottesdienst besucht haben in allen Pastoralen Räumen lediglich 48.500 Menschen (2022 waren es 43.831 gewesen). Hinzu kommen nach Angaben des Bistums die Menschen, die über TV oder Internet die Gottesdienst mitfeiern. Laut TV Mainfranken schalteten durchschnittlich rund 10.000 Zuschauer über Kabel an den Sonn- und Feiertagen die Gottesdienstübertragung aus dem Würzburger Kiliansdom ein. Die elf Übertragungen von Gottesdiensten aus dem Dom bei Bibel TV Fernsehen im Jahr 2023 sahen insgesamt 566.043 Zuschauer.

Stattgefunden haben 2023 in der Diözese Würzburg 4467 Taufen (2022: 5139). Zurückgegangen sind nach Angaben des Bistums auch die Zahlen der kirchlichen Eheschließungen: Es gab 965 kirchliche Hochzeiten (2022: 1246). Gegenüber dem Vorjahr (8734) sei die Zahl der kirchlichen Bestattungen 2023 leicht auf 8457 gesunken.

Bischof Franz dankt Ehrenamtlichen für ihr Engagement

Der Bischof dankte angesichts der Zahlen allen, "die mit großem Engagement versuchen, der Welt Hoffnung zu schenken in einer Zeit der Unsicherheit". Dazu zählen etwa die vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden, Verbänden, bei der Caritas und in der kirchlichen Jugendarbeit. 

So engagieren sich in den Pastoralen Räumen die Gemeinsamen Pfarrgemeinderäte beziehungsweise Gemeindeteams etwa 4000 Menschen (davon 69 Prozent Frauen). Rund 3000 Mitglieder sind in den Kirchenverwaltungen tätig.

Rund 10.000 Jungen, Mädchen und junge Erwachsene sind Ministranten. Zirka 1200 Gottesdienstbeauftragte gestalten Wort-Gottes-Feiern. Etwa 5000 Frauen und Männer sind als Kommunionhelfer und Lektoren aktiv. Bei der Caritas engagieren sich rund 20.000 Menschen ehrenamtlich, in der Jugendarbeit etwa 15.500 junge Menschen.

Bischof zu Austrittszahlen im Bistum Würzburg: Vertrauen in die Kirche bei vielen Menschen massiv beschädigt

Auch die evangelische Kirche kämpft mit Austrittszahlen. Für den Kirchenkreis Ansbach-Würzburg liegen sie für 2023 jedoch noch nicht vor, teilt Kirchenrat Johannes Minkus, Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit. 2022 haben sich laut Minkus im Kirchenkreis 5580 Menschen dazu entschlossen, aus der Kirche auszutreten. Bayernweit haben 45.504 Menschen die Kirche verlassen (2022: 48.542). 

Auf katholischer Seite sind in Bayern laut DBK-Statistik 106.663 Menschen aus der Kirchen ausgetreten. Das sind deutlich weniger als 2022, als die katholische Kirche im Freistaat mit 153 586 Austritten einen Negativrekord verzeichnet hatte. Laut Kirchenstatistik für das Jahr 2023 gehören damit noch knapp 5,7 Millionen Menschen in Bayern der katholischen Kirche an.

Weitere Zahlen zum Bistum Würzburg gibt es im Internet unter statistik.bistum-wuerzburg.de. Die Eckdaten des Jahres 2023 für die katholische Kirche in Deutschland sind auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht: www.dbk.de/kirche-in-zahlen/kirchliche-statistik.

 
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  • Klaus Fiederling
    mit dem Zeloten verwechseln Sie wahrscheinlich Simon, nicht der Petrus, sondern ein anderer der 12 Apostel, der Simon der Zelot genannt wurde. Die Zeloten waren eine Gruppe der "Eiferer" und der hatte sich zu Jesus bekehrt, dieser Simon. Vielleicht soviel zu Zelot! Mir sagt im übrigen der Name "Loffeld" nichts, und ich denke auch vielen anderen Zeitgenossen geht das so wie mir.
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  • Klaus Fiederling
    Werter Herr Stöffel, Jesus soll ein Zelot gewesen sein? O je, wo haben Sie das gelesen in der Bibel? Jesus hatte weder mit den Zeloten noch mit anderen jüdischen Führern was zu tun.
    Aber, jedem seine Wahrheit zu lassen, das ist auch schon was
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  • Frank Stößel
    Wenn man diesem Experten hier

    https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/immer-weniger-katholiken-in-deutschland-das-sagt-experte-loffeld-47307122
    folgt, wird man als anders- oder nichtgläubiger Mensch auch darin bestärkt, dass das Sichabwenden von den christlichen Großkirchen durch die klerikalen Missbrauchsskandele zwar beschleunigt wird, es aber weitere, tief greifende, sehr gute Gründe gibt, den Kirchen nicht zu vertrauen: Deren Glaubensgebäude erodiert als Mythos aus vergangener Zeit mit seinen Illusionen, Legenden, Märchen und sogar Glaubenslügen, insbesondere des Paulus, mehr denn je. Man glaubt auch nicht mehr nur deswegen, weil man etwas glauben muss und Glaube zur Kultur gehöre, denn es gibt keine Belege für jungfräuliche Geburt Gottes oder das ewige Leben nach dem Tod. Das Tragische ist, dass suggeriert wird, die den Staat unterstützende (subsidiäre) Wohlfahrt der Kirchen breche wegen der Kirchenaustrittszahlen total weg. Auch das ist Propaganda.
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  • Martin Dobat
    Lieber Frank Stößel, ich bin schon im Jahr 2002 aus der evang.Kirche ausgetreten, weil die Kirchen immer weiter von Gottes Wort abweichen. Für mich ist die Bibel Gottes Wort und das Buch der Wahrheit, für alle Lebensbereiche.
    Insbesondere Paulus konnte wunderbar vom Geist Gottes benutz werden - biblische Wahrheiten zu leben. Also kein Märchen.
    Wir brauchen Menschen die heute glauben, dass Gottes Wort unwandelbar ist, und die bereit sind mit geduldiger Liebe und Freudigkeit, Jesus Christus nachzufolgen. Die Botschaft der Kirche hat seine Salzkraft verloren und macht sich damit selbst überflüssig.
    Lieber Gruß zu Ihnen Martin Dobat
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  • Klaus Fiederling
    werter Herr Stößel - ich möchte ja gerne wissen, ob Sie jemals Kathl. oder evangelisch gewesen sind. Solch einen Nonzenz zu schreiben kann nur jemand der die Glaubenslehre oder Theologie der Kirchen nie verstanden oder begriffen hat oder haben will. Insbesondere des Paulus?? Dieser Satz beschreibt von Ihnen schon die Unwissenheit ihres Berichts. Paulus war
    ein gelehrter Jude, mit den Hohenpriestern von Jerusalem damals sehr bewandert und der jüdischen Bibel, der Tora, sehr vertraut. Eines Tages bekam er dann eine "göttliche Eingebung", wo ihn Jesus auf dem Weg nach Tarsus erschien.
    Da begann Paulus das alte zu hinterfragen und bekehrte sich
    zum neuen Weg der jungen Christengemeinde. Und der letzte Satz ihres Berichts, den möchte ich lieber nicht beschreiben.
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  • Klaus Fiederling
    Sind zwar erschreckende Zahlen mit den Austritten, zu
    hinterleuchten wären diese auch von unserem Hochw. Herrn Bischof Jung. Man sollte sich mal die Mühe machen, sämtliche
    Ausgetretenen einzuladen mit ihnen zu sprechen oder wenigstens zu telefonieren, zu fragen, was diese Menschen dazu bewegt hat. Nur Mißbrauch? Nur Kirchensteuer? Nur Desinteresse? Vielleicht auch noch andere Gründe die für einen enttäuschten Christen den Ausschlag gegeben haben auszutreten, der Kirche den Rücken zu kehren.
    Wie sieht es dann in 5 Jahren aus, wenn in vielen Orten kein
    Priester mehr da ist um den Rest der gläubigen Schar den Rücken zu stärken wo jetzt noch möglich ist?? Bei 1 Priesteramtskanditaten dieses Jahr kann man sich ja die Zukunft bildlich vorstellen, wenn die jetzigen Priester über 60 in 10 Jahren dann in den Ruhestand gehen. Kirchen werden dichtgemacht werden. Doch die Mosleme werde in Deutschland stetig wachsen. Warum???
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  • Frank Stößel
    Haben Sie gelesen, mit welchen Fakten selbst Ihr katholischer Experte und
    Priester Loffeld den Wandel des Mehrheitsglaubens in Deutschland hin zum individuellen Glauben der Menschen belegt? Zur von mir Paulinisch genannten Lüge empfehle ich, die Leseprobe "Die christliche Glaubenslüge" bei www.just-glashaus.de im Download. Belege, dass der friedliche, mit Magdalena verheiratete Mann, Bruder des Jakobus, Lehrer der Gerechtigkeit und friedliche Zelot Jesus nicht Christus war, ist beim US-amerikanischen Professor für die Religion und Archäologie des Nahen Ostens und Direktor des Instituts für die Erforschung der frühen jüdisch-christlichen und islamischen Geschichte an der California State University Long Beach Robert H. Eisenmann zu finden. Auch bei Karlheinz Deschner und Joachim Kahl können Sie sich entsprechend informieren. Ich will Sie nicht von Ihrem Glauben abbringen. Ihr Glaube ist alleine Ihre Sache, aber nicht die aller Menschen oder gar des deutschen Staates.
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  • Klaus Fiederling
    übrigens ... damals waren alle Apostel, die meisten zumindest verheiratet. Es gab dort noch kein Zölibat. Der/das Zölibat war und ist einer der größten Fehler der kath. Kirche !! Da stimmem mir doch wohl alle zu, oder?
    Aber ich frage mich immer wieder, wenn diejenigen, die aus der Kirche ausgetreten sind, sich hier immer wieder einmischen? Wenn ich aus einem Verein ob Sport oder sonst was ausgetreten bin, ist mir eigentlich völlig egal was dort geschieht!
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