Der Zwang zum Sparen und die Konzentrierung auf den diakonischen Auftrag: Das sind für die Diözese Würzburg die Gründe, sich von den katholischen Kindergartengebäuden zu trennen. Die politischen Gemeinden sollen die Bauten und Grundstücke von den katholischen Kirchenstiftungen übernehmen, lautet seit 2021 die Vorgabe. Was für die Gemeinden auch im Landkreis Schweinfurt ziemlich herausfordernd ist.
Allen Beteiligten ist klar: Es ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen, die notwendigen Plätze in den Kindertageseinrichtungen bereit zu stellen. In Unterfranken und auch im Landkreis Schweinfurt sind bislang die katholischen Kindergärten anteilsmäßig in der Überzahl. In der Regel befinden sich die Gebäude im Eigentum der örtlichen Kirchenstiftungen, -pfründe oder –vereine, teilweise sind die Eigentumsverhältnisse verzwickt.
Den Betrieb tragen meistens örtliche Caritas-Vereine, die ehrenamtlich die Abläufe managen und als Arbeitgeber für das Personal verantwortlich sind. Diese Betriebsträgerschaften sollen nach dem Willen der Diözese auch beibehalten werden.
Schonungen ist besonders betroffen
Auch wenn keine Gemeinde froh über die Veränderungen ist, läuft in etlichen Kommunen bereits der Übergang. "Es ist ja schon länger ein schleichender Prozess, dass die katholischen Kirchenstiftungen und damit die Diözese nichts mehr bei Investitionen zahlt", erklärt etwa Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann.
Seine Gemeinde trifft es besonders, zumal von den neun Kindergärten sieben in katholischen Gebäuden sind, etliche davon in schlechtem Zustand. Dringende Investitionen stehen an den Kitas in Reichmannshausen und Waldsachsen an, womit sich der Gemeinderat beschäftigt. "Bislang haben wir abzüglich der staatlichen Zuschüsse zwei Drittel der restlichen Investitionskosten gezahlt, die Kirche ein Drittel", erklärt Rottmann. "Jetzt will die Diözese die Baulast ganz abgeben."
Die Gemeinde hat nun Wertgutachten für alle Gebäude erstellen lassen, die dem Gemeinderat vorliegen. Eine Millionensumme steht im Raum und ob die Gemeinde alle Gebäude abkaufen kann oder wie die bisherigen staatlichen Zuschüsse in Abzug gebracht werden können, ist noch unklar.
"Das Ziel ist, alle Kindergärten zu erhalten, aber es gibt einen erheblichen Investitionsstau", sagt Rottmann. Er sieht auch das Problem, dass die Kosten in kleinen Kindergärten viel höher sind als in einem großen mit mehreren Gruppen. Weshalb es auch Gedanken an einen Neubau gibt.
Versorgung mit Kindergärten auch entscheidend für Zuzug
Wenn aber ein Kindergarten aus dem Dort verschwindet, fehlt ein wichtiges Bindeglied innerhalb der Bevölkerung, sagt CSU-Kreisrat Georg Brückner aus Hausen. Und ein Grund für junge Familien, hierher zu ziehen. Er hatte im Frühjahr einen Infoabend zu dem Thema veranstaltet. "Von der Historie her ist es so, dass meist die Dorfgemeinschaft den Kindergarten gebaut und die Kirche das Grundstück gespendet hat", erinnert er.
Auf diesen Umstand sowie auf die bisherigen Zuschüsse der Diözese verweist auch Pfarrer Eugen Daigeler, Moderator im Pastoralen Raum Schweinfurter-Oberland. "Man muss sich bewusst machen, was die Kirchenstiftungen bislang für die Allgemeinheit erbracht haben." Alle hätten davon profitiert, ob kirchennah oder nicht.
Bergrheinfeld: Verhandeln, nachdem ein Gutachten fertig ist
Dessen ist sich beispielsweise die Gemeinde Bergrheinfeld durchaus bewusst. Zwei große katholische Kindergärten – Sankt Bartholomäus und Sankt Anton – gibt es dort, beide noch ziemlich neu. Auch hier läuft der Prozess der Gebäudeabgabe, "wir sträuben uns nicht dagegen", sagt Bürgermeister Ulrich Werner. Auch hier sollen Wertgutachten in Absprache zwischen Gemeinde und Diözese Klarheit bringen. "Bis Anfang nächsten Jahres soll es fertig sein. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, können wir verhandeln". Allerdings weiß Werner auch, dass die laufenden Kosten eines Kindergartens erheblich sind.
Wie in Schonungen so hat auch in Bergrheinfeld der Caritas-Verein, hier der Johannisverein, den Weiterbetrieb zugesagt. Dass aber die Führung von circa 60 Kita-Mitarbeitern eine Herausforderung für die Ehrenamtlichen ist, ist dem Bürgermeister bewusst.
"Mir ist wichtig zu sehen, dass sich Situationen verändern, dass irgendwann der Kirche, dem Ehrenamt, die Dinge über den Kopf wachsen", sagt er. Als Gemeinde sei man grundsätzlich verantwortlich, man müsse immer miteinander reden. Was bislang stets gut funktioniert habe. "Das ist das Grundprinzip".
In Bergrheinfelds 400 Einwohner Gemeindeteil Garstadt gibt und gab es nie einen Kindergarten. "Das kann keiner bezahlen, geschweige denn die Fachkräfte finden", meint Werner.
Wernecks Bürgermeister sieht Personalengpass als größte Herausforderung
Auch Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck sieht neben der finanziellen Belastung der Gemeinde künftig den Personalengpass als größte Herausforderung, sowohl beim Kita-Personal, als auch den ehrenamtlichen Betriebsträgern. "Alle zehn Kindergärten in der Gemeinde Werneck werden von Caritas-Vereinen gemanagt." Ihnen werde als Arbeitgeber viel abverlangt, umso dankbarer sei die Gemeinde und stehe ihnen zur Seite.
Die Marktgemeinde hat soeben in Ettleben für vier Millionen Euro einen neuen Kindergarten im kommunalen Eigentum gebaut, der alte im Ort gehörte der katholischen Kirche. Nächstes Projekt ist in Stettbach, wo die Gemeinde der Kirche das Kita-Gebäude abkaufte, es einreißen und neu errichten wird. "Wenn man weiß, dass eine Kita-Gruppe circa eine Million Euro kostet und das auf alle Kindergärten hochrechnet, muss man überlegen, was man sich leisten kann", meint Hauck. Glücklicherweise seien nicht alle Gebäude sanierungsbedürftig. "Wir werden Lösungen finden."