
Der Geograph Konrad Schliephake, der im Dezember 2016 im Auftrag des Fördervereins "Steigerwald-Express" ein Gutachten zur "Nachfrage nach Personenverkehrsleistungen" auf der unteren Steigerwaldbahn erstellt hatte, hat jetzt die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellten Potenzialanalyse unter die Lupe genommen. Er übt deutliche Kritik. In dem BEG-Gutachten sei eine "eher negative Grundhaltung zu registrieren", schreibt Schliephake. Seine Einschätzung wurde als Pressemitteilung vom Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Mainfranken-Rhön, verteilt.
Wie ausführlich berichtet, war die BEG in ihrem von allen Seiten lange geforderten Gutachten zum Ergebnis gekommen, dass auf der stillgelegten Strecke nur ein Fahrgast-Potenzial von 563 Personenkilometern gegeben sei. Im Freistaat Bayern werden aber, damit überhaupt in den Reaktivierungsprozess einer ehemaligen Bahnstrecke eingestiegen wird, als Grundvoraussetzung mindestens 1000 Personenkilometer verlangt.
Wie kommt die BEG auf ihre Ergebnisse?
In dem von der BEG veröffentlichten Text seien weder die Methodik, noch der Rechenweg, noch die verwendeten Parameter erkennbar und nachvollziehbar, kritisiert Schliephake. Daher sei eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Ergebnissen kaum möglich. Zu seinem Erstaunen komme die BEG-Studie gerade einmal auf 30 bis 50 Prozent der von ihm 2016 berechneten Werte – und dies, obwohl der Anteil des ÖPNV an den Personenbewegungen in Deutschland gesamt und sicherlich auch in der Region in der Zwischenzeit gestiegen sei.
Gutachter Schliephake macht deutlich, dass die von der BEG zugrunde gelegten Daten für den Einzugsbereich der Bahn (Abschnitt Schweinfurt-Gerolzhofen: 23 900 Einwohner Menschen im 1500 Meter-Radius rund um die Haltestationen) bei realistischer Annahme einer durchschnittlichen ÖPNV-Nutzung wesentlich höhere Zahlen ergeben müssten.
Lege man die Studie "Mobilität in Deutschland 2020" des Bundesverkehrsministeriums zugrunde, die im Landkreis Schweinfurt 0,22 bis 0,27 Bewegungen pro Einwohner und Tag mit Bussen und Bahnen angibt, so sei nicht ersichtlich, wie die BEG die niedrigen Potenzialwerte errechnet habe.
Unklare Rechenwege
Mit diesen Parametern und den Zieladressen für die einzelnen Fahrt-Motive (Beruf, Ausbildung, Einkauf/Besorgung, Freizeit/Urlaub) hatte Konrad Schliephake 2016 einen Wert von 1592 Reisenden-Kilometern (Rkm) für den Nordabschnitt Schweinfurt-Gerolzhofen und 1229 Reisenden-Kilometern für die Gesamtstrecke errechnet.
Mit welchem Verfahren nun die BEG zu den, um die Hälfte niedrigeren Werten von 838 Rkm im Nordabschnitt beziehungsweise 563 Rkm auf der Gesamtstrecke kommt, bleibe unklar. Zu wichtigen Nachfrage-Gruppen aus Einkauf/Besorgung und Tourismus würden in der Veröffentlichung der BEG verwertbare Daten fehlen. Die ablehnende Haltung "einiger kleinerer Gemeinden" gegenüber der Reaktivierung der Bahnstrecke scheine dagegen an mehreren Stellen durch, kritisiert der Geograph.
Konrad Schliephake hofft abschließend, dass "die BEG Parameter und Rechenwege ihrer Studie zur Kenntnis bringt, damit in der Region eine offene und faktenorientierte Diskussion über die Zukunft der Steigerwaldbahn geführt werden kann".
Der vollständige Untersuchungsbericht der BEG kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://beg.bahnland-bayern.de/reaktivierung-steigerwaldbahn
War letzte Woche Freitag schon im Münchner Merkur zu lesen. https://www.google.com/amp/s/www.merkur.de/bayern/bahnstrecken-streit-bayern-soeder-gutachten-verkehrsministerium-csu-90240394.amp.html
Bei anderen Vorgängen dieser Art würde ein Gericht dem Auftraggeber das Gutachten um die Ohren schlagen, dass es nur so knallt!
Wenn ich mir selber zu irgend einem Sachverhalt als mein eigener Auftraggeber ein Gutachten erstellen würde, würde jeder Beteiligte mal herzhaft lachen - mehr wäre dieses Gutachten nicht wert.
Und genauso ist es mit der BEG - wenn ich mir mein eigenes Gutachten erstelle, kommt auch das raus, was ich will!
Das Teil ist das Papier nicht wert, auf den es steht!
Irgendwann wird das Ergebnis schon passen. 😉
hat wahrscheinlich einen Abschlag von ca. 50 % des Potenzials für Flugtaxi-Benutzer vorgenommen und "vergessen" das bei den Erläuterungen zur Methodik anzugeben... nach dem Motto "macht ja nix, das merkt ja keiner" (oder die Leute von und nach SW Hbf werden auf der Mainbrücke rausgeschmissen für ihre Frechheit, die Bahn benutzen zu wollen und fallen daher zwar in den Main, aber nicht ins Gewicht).
Zwei Dinge würden mich mal interessieren: für wie blöd CSU & Co. die Leute von heute eigentlich halten - und ob sie damit auch noch durchkommen?!
hat der Seehofer dem Eck versprochen, dass er immer auf seiner Eisenbahnanlage mitspielen darf, und da braucht der natürlich auch die Steigerwaldstrecke nicht mehr, egal was die Kreistage beschließen oder nicht... aber dass Knete aus Franken im bayerischen Säckel immer hochwillkommen ist, zeigen ja auch andere Streitpunkte aus der Region.
Giovanni Trappatoni sagte einst: ,,gespielt wie Flasche leer"! 😂