Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den regionalen Bahnverkehr plant, finanziert und kontrolliert, hat am Freitagvormittag um 8.40 Uhr die Ergebnisse ihrer Fahrgast-Potenzialanalyse für die sogenannte Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Kitzingen per Mail veröffentlicht. Die gutachterliche Prognose weist ein Nachfragepotenzial von lediglich 563 Reisenden-Kilometern pro Kilometer Streckenlänge aus.
Damit wird der maßgebliche Schwellenwert von mindestens 1000 Reisenden-Kilometer pro Kilometer Streckenlänge sehr deutlich verfehlt. Dieser Schwellenwert ist Teil der bayernweit einheitlichen Kriterien, die für eine potenzielle Reaktivierung von Bahnstrecken erfüllt sein müssen.
Fiktive Streckenverlängerung
Im Rahmen ihrer Nachfrageuntersuchung hat die BEG die Bahnstrecke von Schweinfurt über Gerolzhofen und Großlangheim bis nach Kitzingen-Etwashausen untersucht. Auch der bereits entwidmete und schon abgebaute Streckenabschnitt südlich von Großlangheim bis zum Kitzinger Stadtteil Etwashausen wurde bei der Berechnung noch mit einbezogen, die Strecke also fiktiv verlängert. Unterstellt wurde ein täglicher Stundentakt zwischen den Bahnhöfen Schweinfurt (Hauptbahnhof) und Etwashausen mit Bedienzeiten gemäß dem bayernweiten Bedien-Standard (montags bis freitags ab 5 Uhr, samstags ab 6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 7 Uhr; am Abend jeweils bis 23 Uhr). Die berechneten Werte beziehen sich auf einen durchschnittlichen Werktag (Montag bis Freitag) während der Schulzeit.
Die Analyse betrachtet das direkte Potenzial und berücksichtigt sämtliche Einwohner sowie die Anzahl vorhandener Arbeitsplätze in den betroffenen Gemeinden in einem Einzugsradius von 1500 Metern um die jeweiligen Haltestationen, teilt die BEG in einer Presseerklärung mit. Einbezogen sind jeweils auch die Ein- und Auspendlerbewegungen. Für die Station in Sennfeld wurde diejenige Standortalternative gewertet, die ein höheres Fahrgastpotential aufweist.
Auch Tourismus berücksichtigt
Darüber hinaus habe die BEG auch das indirekte Potenzial ermittelt: So wurden auch weitere Ortsteile und Gemeinden bei der Nachfrageprognose einbezogen, die über den Radius von 1500 Metern hinausgehen. Zudem wurden die Konzepte der Landkreise Schweinfurt und Kitzingen zur ÖPNV-Anbindung der Steigerwaldbahn sowie die zur Verfügung gestellten Informationen zum Schülerverkehr berücksichtigt. Auch den potenziellen touristischen Verkehr habe die BEG in die Auswertungen einbezogen, betont sie. Doch selbst bei diesem "optimistischen Szenario" habe die potenzielle Nachfrage auf der Gesamtstrecke lediglich einen Wert von 563 Personenkilometern pro Kilometer Strecke erreicht.
Zwei Vorgänger-Gutachten
In der Vergangenheit gab es bereits zwei Gutachten, die sich mit der Anzahl der möglichen Bahnreisenden auf der Strecke der Steigerwaldbahn beschäftigten. Im Dezember 2016 legte der Geograph Dr. Konrad Schliephake, ehemaliger akademischer Direktor an der Universität Würzburg, ein Gutachten vor, das vom "Förderverein Steigerwald-Express" mit Spenden finanziert wurde.
Das Gutachten beleuchtete die Strecke von Schweinfurt bis nach Kitzingen-Etwashausen, unterteilt in einen Nord- und einen Südabschnitt. Für den Südabschnitt von Gerolzhofen bis Etwashausen berechnete Schliephake ohne mögliche Touristenströme ein "realistisches Potenzial" von nur 786 Reisenden-Kilometern (Gutachten, Seite 70) und damit deutlich zu wenig für eine Reaktivierung. Kritisch sah der Gutachter damals schon den Umsteigezwang in Etwashausen, um zum Bahnhof Kitzingen zu gelangen.
Für den Nordabschnitt zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen kam Schliephake zunächst auf einen Wert von 1657 Reisenden-Kilometern (Gutachten, Seite 67). Falls die Buslinie Gerolzhofen – Volkach verbessert und die Mainschleifenbahn ihren Betrieb aufnehmen würde, würde sich dieser Wert dann zwar auf 1592 Reisenden-Kilometer verringern (Gutachten, Seite 70), aber trotzdem klar die die Schwelle von 1000 überschreiten.
Zwei Jahre später, im Oktober 2018, legte dann die Kobra NVS GmbH aus Kassel ein Gutachten vor, das vom Landkreis Schweinfurt in Auftrag gegeben worden war. Die Arbeit beschäftigt sich mit den mutmaßlichen Kosten einer Reaktivierung der Strecke auf dem Gebiet des Landkreises Schweinfurt zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen, nachdem im April 2018 Experten der Firma Wallerich Industrietechnik GmbH eine Streckenbegehung durchgeführt hatten.
Gutachter kritisiert Gutachten
In dem Kobra-Gutachten geht es aber auch um mögliche Fahrgast-Potenziale. Kobra sah das Schliephake-Gutachten in Teilen kritisch. Die Studie biete zwar wertvolle Informationen über die Strecke, einige Ergebnisse seien jedoch "unplausibel" (Kobra-Gutachten, Seite 7). In einer eigenen Berechnung kommt Kobra, ebenfalls ohne mögliche Tourismusströme, für den Nordabschnitt der Strecke statt auf 1657 wie bei Schliephake auf einen Wert von nur 1010 Reisenden-Kilometern (Kobra-Gutachten, Seite 9) – und damit denkbar knapp über das von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft geforderte Minimum von 1000 Reisenden-Kilometern.
Der Wert von 563 Reisenden-Kilometern im aktuellen Gutachten der BEG liegt also deutlich unter den Werten, die in den beiden vorgehenden Untersuchungen prognostiziert wurden.
Der vollständige Untersuchungsbericht der BEG kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://beg.bahnland-bayern.de/reaktivierung-steigerwaldbahn
Ist die notwendige Untersuchung des Habitats entlang der schon zurückgebauten Gleise hinfällig? Wo sind hier die zuständigen Behörden? Mir fehlen die Worte.
ff....
Die Ausreden gehen der CSU langsam aus, die Uhr tickt. Wir erwarten ein Machtwort, fundamentale Änderungen, ansonsten sitzt das Wahlkreuz demnächst woanders! Aber definitv nicht bei der CSU!
Hier wird mit zweierlei Maßstäben verglichenen - die eine Bahn wird von der CSU unterstützt - bei der anderen Bahn verfolgen die CSU Häuptlinge genau das Gegenteil!!!
Das spricht aus meiner Sicht dafür, den Streckenteil von Geo nach Schweinfurt doch mal separat zu betrachten. Das Ergebnis wäre sicher interessant!
> Erfurt Hbf - SW-Hbf - Kitzingen-Hbf
Den Städtern mit gut ausgebautem ÖPNV (Bahn-Stadtbusse-Taxi-Fahrrad-Roller) fehlt das Verständnis und Erfahrung vom Leben in einem jahrtausendealten Kulturraum - sowie die Notwendigkeit des Individualverkehrs ( Auto, Bus, Rad ) für das Leben, Wohnen + Arbeiten in den Dörfern und Kleinstädten
Viele Kommentatoren argumentieren hier komplett ideologisch, parteipolitisch und fiktiv - ohne okonomisches + ökologisches Verständnis + naturwissenschaftlichen Sachverstand und aus der Perspektive des Wochenendtouristen
Weder ist autonomes Fahren (PKW+Bahn) wirklich erstrebenswert und notwendig (Personaleinsparung?) noch benötigen wir hier in dieser mainfränkischen KULTURLANDSCHAFT weitere "Verbotszonen" für Menschen
CO²-Ideologie + E-Autos statt GAS-Kfz +Thorium-Reaktoren- sind ein riesiges Geschäft für Spekulanten + Energiewirtschaft und zerstören gerade unseren Erfinderstandort + Kulturlandschaft
...da sie den Schweinfurter Hauptbahnhof ausklammerte !!!
Mit vielen tausend Arbeitsplätzen fußläufig um den Hbf:
> Schaeffler
> ZF Werk Nord (via Steg)
> SKF Werk 2 (via Steg)
> SKF Werk 4 (via Steg)
Die Zahl der Arbeitsplätze im näheren Umkreis der Bahnhöfe wird aufgelistet, aber ohne SW Hbf. Dazu heißt es nur: "Die Einzugsbereiche der Halte Schweinfurt Hbf und Bf Kitzingen sind nicht mit abgebildet."
Ob oder wie sie in die Berechnungen einflossen wird NIRGENDWO in der Potenzialanalyse erwähnt.
Fakt ist, daß die Aktivierung/Reaktivierung eine Bahnstrecke geradezu unvorstellbare Kosten verursachen, zusätzlich zu Gleisbau und der Anschaffung der Züge.
Nur ein paar Schlagworte dazu: Bahnsteige (bzw. deren Erhöhung auf heutiges Niveau), Unterhalt und Wartung der Gleise und Signalanlagen, behindertengerechte Zugänge, Unter-/Überführungen, Zufahrten zu den Bahnhöfen, P+R Parkplätze, und, und, und....
Das geht in die zig-Millionen!
Für dieses Geld könnte man die Strecke mit Bussen bedienen, für die keinerlei weitere Kosten entstehen, rund um die Uhr und im 10-min-Takt.
Sinnvoll wäre, auf diese Art die Leute zum Umsteigen auf die öffentlichen zu bewegen, und wenn in 20 jahren das Aufkommen entsprechend hoch ist, kann man immer noch über Eisenbahnstrecken nachdenken.
Fakt ist: um die wünschenswerten Klimaziele zu erreichen, ist vordringlich eine Verkehrswende einzuleiten. Dies kann nur mit einem Ausbau des öffentlichen Personen(nah-)verkehrs erreicht werden. Die wichtigen Arbeitsplätze der Großindustrie in Schweinfurt sind fußläufig vom Hbf. her erreichbar. Ich bin überzeugt, dass sich das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger deutlich zugunsten der Busse und Bahnen verschieben wird. Der südliche Landkreis wäre durch die Bahn Richtung GEO hervorragend erschlossen. Die steigenden Spritpreise würden zum Umstieg beitragen.
Traurig, dass Lokalpolitiker aufgrund von Fehlinformtionen nicht die Zeichen der Zeit erkennen.
sehe ich eher beim Straßenausbau. Wie war das, rund 35 mio für die 4 km zwischen A 70 und Schwebheim? Wenn man das auf knapp 50 km Strecke (= Bahn SW-KT) hochrechnen würde, wäre man bei schlappen 400 mio Euro - DAS würde ich mal unvorstellbar nennen. Aber letztens war ja zu lesen, dass die 286 nicht weiter ausgebaut werden soll. Also Franken mal wieder als Sparmodell - bei uns werden die Autos und LKW's über mangelhafte Straßen und durch enge Orte (s. Gaibach) gejagt, keine Entlastung durch Bahnstrecken, aber dafür bauen sie im Bazi-Bayern alles komfortabel aus (wenn auch nicht ökologisch, s. A 94). Und Sie verteidigen sowas auch noch? Na bravo...
Ach ja, die Busse. Die sind so superkomfortabel, dass alle mitfahren wollen, kosten garnix und brauchen auch keine Fahrer, oder? Die Nutzung des ÖPNV werden Sie so nicht voranbringen - was man aber müsste, wollte man die CO2-Einsparziele wirklich erreichen, ohne den Leuten das Autofahren zu verbieten. Also?