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Gerolzhofen
Steigerwaldbahn: BEG sieht kein Potenzial für Nachbesserungen
Für eine Reaktivierung der Strecke ist das Fahrgast-Potenzial zu niedrig. Doch kann das Gutachten möglicherweise noch nachgebessert werden?
Aus Sicht der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ist die mögliche Wiederbelebung der Steigerwaldbahn gescheitert. Der Reaktivierungsprozess könne nicht weitergeführt werden.
Foto: Klaus Vogt | Aus Sicht der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ist die mögliche Wiederbelebung der Steigerwaldbahn gescheitert. Der Reaktivierungsprozess könne nicht weitergeführt werden.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:06 Uhr

Nachdem die lange geforderte Potenzial-Analyse der staatlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zur Steigerwaldbahn nun vorliegt, stellt sich die Frage, wie es weitergeht mit der stillgelegten Strecke. Kann es trotz des zu niedrigen Fahrgast-Potenzials zu einer Reaktivierung der Strecke kommen? Kann das Gutachten möglicherweise durch das Einbinden neuer Daten neu berechnet beziehungsweise nachgebessert werden, damit die Schwelle von mindestens 1000 Reisenden-Kilometern (Rkm) doch noch erreicht wird? 

Bei der für das Bahnwesen in Bayern allgemein zuständigen Bezirksregierung von Mittelfranken sind noch immer die Entwidmungsanträge aller Anrainergemeinden (außer Gerolzhofen) anhängig. Das jetzt vorliegende Gutachten der BEG sei Teil des laufenden Reaktivierungsverfahrens, teilt Martin Hartnagel, Pressesprecher der Regierung, mit. Die Regierung von Mittelfranken werde mit ihrer Entscheidung über die anhängigen Freistellungsanträge der Kommunen "bis zum Abschluss des von den Landkreisen eingeleiteten Reaktivierungsverfahrens warten." 

BEG sieht Kriterien nicht erfüllt

Aus Sicht der BEG ist dieses von den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt sowie von der kreisfreien Stadt Schweinfurt angeschobene Reaktivierungsverfahren jetzt abgeschlossen. Nach dem Vorliegen der Potenzialprognose stehe fest, dass bereits das erste Kriterium der bayernweit einheitlichen Reaktivierungskriterien nicht erfüllt wird, da die geforderten 1000 Rkm pro Strecken-Kilometer nicht erreicht werden, teilen Presseprecherin Jessica Vanessa Olbrich und Pressesprecher Wolfgang Oeser der BEG, auf Anfrage schriftlich mit.

"Damit kann der Reaktivierungsprozess nicht weitergeführt werden", heißt es wörtlich. Gemäß der Reaktivierungskriterien des Freistaates sei das Ergebnis eines von der BEG erstellten oder anerkannten Gutachtens entscheidend. "Dieses liegt nun vor und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis."

Die enttäuschten Befürwortenden einer Reaktivierung fordern nun, dass die BEG Einzelheiten zu den im Gutachten verwendeten Daten und Rechenwegen offenlegt. Ist dies möglich? Sofern es Nachfragen zum Gutachten gibt, sei die BEG selbstverständlich zu einer Beantwortung bereit, teilen die Pressesprecherin und der Pressesprecher mit. "Konkrete Anfragen hierzu liegen bislang jedoch nicht vor." 

Die BEG habe allerdings dem Landkreis Kitzingen, dem Landkreis Schweinfurt und der Stadt Schweinfurt angeboten, die Ergebnisse der Potenzial-Abschätzung in einem persönlichen Gespräch zu erläutern. "Der Landkreis Kitzingen und der Landkreis Schweinfurt haben dieses Angebot bereits angenommen." Derzeit laufe die Terminfindung für das geplante Gespräch.

Nachbessern wie bei der Mainschleifenbahn?

Befürworter der Steigerwaldbahn verweisen nun auf die damalige Entscheidungsfindung für die mittlerweile beschlossene Reaktivierung der so genannten Mainschleifenbahn von Volkach nach Würzburg. Im Jahr 2016  hatte der Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann, noch signalisiert, dass die BEG für diese Strecke nur einen Wert von rund 600 Rkm annehme. Was folgte, waren politische Anstrengungen hinter den Kulissen auf Stadt-, Kreis- und Landesebene. Im Juni 2019 präsentierte die BEG in einem Gutachten dann einen Wert von 1400 Rkm, was den Weg  für die Reaktivierung frei machte. Wäre eine vergleichbare Entwicklung, quasi ein Nachbessern, jetzt auch bei der Steigerwaldbahn denkbar?

Auch auf diese Frage antwortet die Presseabteilung der BEG: "Im Falle der Mainschleifenbahn wurde eine zweite Berechnung durchgeführt, da eine erste Abschätzung des Nachfragepotenzials nur das direkte Potenzial im Einzugsbereich von 1500 Meter um die Haltestellen berücksichtigt hat."

Nachdem die Landkreise Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt dann damals noch entsprechende Busanpassungskonzepte zur Verfügung stellten, habe die BEG in einem zweiten Schritt auch das indirekte Potenzial der Mainschleifenbahn abschätzen können. "Bei dieser zweiten Berechnung handelte es sich jedoch nicht um ein neues Gutachten, sondern um eine Ergänzung der ersten Berechnung."

Andere Ausgangslage bei der Steigerwaldbahn

"Bei dem erwähnten zweiten Berechnungsschritt für das Gutachten zur Mainschleifenbahn wurden umfangreiche Buskonzepte unterstellt, die es ermöglichten, der Mainschleifenbahn einen großen Einzugsbereich für das mit dem Öffentlichen Verkehr zu erschließende Potenzial zuzurechnen", teilt die BEG mit. Beim Gutachten zur Steigerwaldbahn hingegen ist die Ausgangslage anders gewesen. Im Gegensatz zur Mainschleifenbahn hätten die Informationen zu Busanpassungskonzepten der BEG jetzt schon vorgelegen. "Deshalb plant die BEG keine Erstellung eines weiteren Gutachtens für die untere Steigerwaldbahn", macht die Presseabteilung deutlich.

Bestandteil der "umfangreichen Buskonzepte" für die Mainschleifenbahn ist auch ein Zubringerverkehr per Bus aus dem Raum Gerolzhofen zum Bahnhof in Volkach, bestätigt die BEG auf Anfrage. Aber fehlen diese Verkehrsströme nicht jetzt der Steigerwaldbahn, um die Grenze von 1000 Rkm zu erreichen? Hat die Mainschleifenbahn die Steigerwaldbahn gleichsam "kannibalisiert"?

Keine Konkurrenz zwischen Mainschleifen- und Steigerwaldbahn

Auch diese Fragestellung beantwortet die BEG ausführlich: "Eine Fahrt von Gerolzhofen über Schweinfurt nach Würzburg würde einen großen Umweg bedeuten, bei dem anstelle der rund 40 Kilometer auf direktem Weg etwa 70 Kilometer zurückzulegen wären. Dies wäre weder von den Reisezeiten noch vom Fahrpreis her attraktiv."

Bei der Berechnung der Potenziale bestimmter Verkehrsbeziehungen werde immer der sinnvollste Reiseweg zugrunde gelegt. "Die Einrechnung langwieriger Umwege mit dem Ziel, bestimmten Strecken Potenzial zuzuführen, ist aus Sicht der BEG nicht zweckmäßig und würde auch nicht dem realen Reiseverhalten im Reaktivierungsfall entsprechen", heißt es wörtlich.

Allerdings, und dies betont die BEG ausdrücklich, stelle der Zubringerverkehr für die Mainschleifenbahn aus dem Raum Gerolzhofen "nur einen kleinen Teil des gesamten Buskonzeptes dar." Deshalb: "Eine Kannibalisierung beider Bahnlinien in dem Sinne, dass für die Reaktivierung der Steigerwaldbahn entscheidende Potenziale bereits der Mainschleifenbahn zugerechnet wurden, liegt unserer Ansicht nach nicht vor."

 
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Kommentare
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Kein Potenzial für Nachbesserungen -

    da sei Eck vor.

    Wir sind ja schon froh, dass wir es geschafft haben, die Sache so hinzutricksen, dass wir beweisen konnten was zu beweisen war, und das ganz ohne das Potenzial von und nach SW Hbf... oder?
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  • zeitzeuge
    Niemand braucht diese Eisenbahn.

    Der Zug ist abgefahren.
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  • Ente29
    Quatsch
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Quatsch, eine Bahnverbindung nach Schweinfurt wäre ein Segen für eine ganze Region. Nachhaltige, umweltfreundliche, preisgünstige, gut getaktete und vor allem sichere Verbindungen mit modernen ,leisen und innovativen Shuttles für Schüler, Studenten, Pendler, Rentner, Touristen ... von und nach Main/Steigerwald mit der Steigerwaldbahn bringen einen nachhaltigen Mehrwert für uns alle. Auch die Anlieger Gemeinden profitieren davon, selbst wenn sie es noch verneinen.
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  • Die Zeit des automobilen Individualwahnsinns ist abgelaufen. Viele mögen das nur noch nicht wahrhaben. Ein - ordentlich funktionierender - ÖPNV / ÖV wird zukünftig eine erheblich größere Rolle spielen - müssen. Und die Bahn ist ein bewährtes Mittel um die Mobilität von Personen und den Transport von Gütern zu bewerkstelligen. Wenn man es denn wirklich will. Die Schweiz führt uns das seit Jahrzehnten erfolgreich vor. Auch vor dem Hintergrund der nicht zu leugnenden Änderung der klimatischen Verhältnisse. "Corona" war übrigewns kein Zufall, kein Angebot. Das ist eine handfeste Warnung. Auch wenn es einigen nicht in den Kram paßt.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Dadurch dass man das unter jeden solchen Artikel schreibt

    wird diese Behauptung nicht wahrer. Vielleicht kriegen sogar Sie eines Tages Gelegenheit, Ihre Unbedachtheit zu bereuen. Oder können Sie sich jederzeit ein Taxi oder gar eine Limousine mit Fahrer leisten, wenn es mit der Gesundheit nicht mehr so weit her ist?
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