
Für Verunsicherung im Steigerwald sorgten die Beanstandungen des Bayerischen Obersten Rechnungshofes (ORH) an zwei staatlich geförderten Einrichtungen im Jahr 2022. Aufgrund hoher Defizite empfahlen die Prüfer für das Steigerwald-Zentrum in Handthal (Lkrs. Schweinfurt) und für den Baumwipfelpfad im benachbarten Ebrach eine grundlegende Neuausrichtung.
Umso größer ist jetzt die Erleichterung bei den Verantwortlichen, dass der Freistaat an den Vorzeigeprojekten festhält. Im Haushaltsausschuss des Landtages im Juni war eine deutliche Tendenz zu vernehmen: Es wird weitergehen. Gleichwohl sind konzeptionelle Änderungen nötig, wobei viele Details bislang nicht bekannt sind.
Eine wichtige Entscheidung wurde bereits getroffen: Zum 1. Juli ist der ausgelaufene Betrauungsakt zum Betrieb des Baumwipfelpfades am Radstein in Ebrach (Lkrs. Bamberg) mit den Bayerischen Staatsforsten um zehn Jahre verlängert worden. Dies hat das Wirtschaftsministerium kurz vor Ablauf der Frist bekanntgegeben. Ursprünglicher Wunsch war aber, einen privaten Betreiber zu finden, was letztlich nicht gelang.
Trotz Einsparungen die Attraktivität steigern
"Der Baumwipfelpfad ist eine wichtige touristische Attraktion für die ganze Region und vermittelt wertvolles Wissen rund um Flora und Fauna im Wald. Das neue Betriebskonzept der Staatsforsten hat uns überzeugt", freute sich Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Dessen Ressort ist seit November für diese Einrichtung zuständig.
Um das Defizit zu verringern, wurde ein überarbeitetes Betriebskonzept sowie ein Maßnahmekonzept zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit erstellt. Das teilen die Staatsforsten auf Anfrage mit. Seit der Eröffnung im Jahr 2016 bis Juni 2020 war ein Fehlbetrag von 1,16 Millionen Euro aufgelaufen, den der ORH beklagt hatte.
In einer Pressemeldung des Ministeriums werden als erste Maßnahmen etwa vollautomatisierte Kassenlösungen und flexiblere Öffnungszeiten genannt, die "Kosten sparen und die Attraktivität des Pfades steigern" sollen. Einschränkungen beim Angebot seien nicht vorgesehen.

Eine Anpassung der Öffnungszeiten ist in den besucherschwachen Wintermonaten angedacht. Eine Reduzierung des Personals, heißt es weiter, sei nicht geplant. Nach Auskunft der Leiterin des Baumwipfelpfades, Sandra Fischer, sollen die Einzelmaßnahmen zusammen mit dem Ministerium und den Staatsforsten bis Herbst festgelegt werden. Die Umsetzung ist ab 2025 vorgesehen.
Dauerhafte Finanzierung des Freistaates zeichnet sich ab
Gute Nachrichten hatte die Sitzung des Haushaltsausschusses zugleich für das Steigerwald-Zentrum in Handthal gebracht. Zuständig für diese Einrichtung ist nicht das Wirtschaftsministerium, sondern das von der CSU geführte Landwirtschafts- und Forstministerium.
Auf Anfrage heißt es von dort: Man bekenne sich "klar zum Steigerwald-Zentrum wie auch zur Zusammenarbeit zwischen Trägerverein und Bayerischer Forstverwaltung". München verweist dabei auf ein Zukunftskonzept, mit dem die "Effektivität und Attraktivität" weiter gesteigert werde.
Nachdem der ORH ab 2020 ein Defizit von 128.000 Euro pro Jahr moniert hatte, soll im Zuge des Konzeptes nun eine dauerhafte finanzielle Unterstützung umgesetzt werden. Ein solches Fixum seitens des Freistaates hatte der Vorsitzende des Trägervereins, Landrat Florian Töpper, im Vorjahr angemahnt. Bislang muss der Verein jedes Jahr aufs Neue die Fördermittel für Projekte beantragen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Verein neben dem Café-Betrieb und der Vermietung des Vortragraums kaum Möglichkeiten hat, "die Einnahmesituation für den Betrieb des Steigerwald-Zentrums so weit zu verbessern, dass das Haus kostendeckend arbeiten kann".
In München wurden die Worte Töppers jetzt offenbar erhört. Derzeit bereitet das Ministerium nach eigenen Angaben "eine dauerhafte Unterstützung des Trägervereins im Wege einer institutionellen Förderung vor". Mittel in Höhe von 150.000 Euro pro Jahr, abzüglich etwaiger Haushaltssperren, seien im Haushalt ausgebracht, informiert dazu eine Sprecherin.
Man befände sich in Gesprächen, schreibt der Verein dazu, der keine Details nennt, aber von einer Änderung zum neuen Jahr ausgeht. Der forstliche Leiter Louis Kalikstein rechnet mit einem Entscheid im Oktober. Positiv stimmt Töpper, dass es keine Hinweise auf Einschnitte gibt. Das bestätigt das Ministerium: Kürzungen beim Bildungsangebot oder beim Personal seien nicht vorgesehen.
Mehr Besucher, Schulklassen und Tagungen
Der Landrat wertet dies als ein "sehr positives Signal". Das Steigerwald-Zentrum habe sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer bedeutenden Bildungseinrichtung rund um die Themen Wald, Holzverwendung, Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit entwickelt.
Töpper, Kalkstein und Geschäftsführerin Daniela Mahroug blicken daher optimistisch in die Zukunft. Auch deshalb, weil der Betrieb wieder besser läuft nach der Pandemie. 2023 kamen über 23.000 Besucher und damit 6000 mehr als im Jahr zuvor. Schulklassen und Kindergärten kehrten vermehrt zurück, zudem wird das Haus für Veranstaltungen mehr gebucht.

Konkrete Informationen zur Neuausrichtung des Steigerwald-Zentrums sowie des Baumwipfelpfades sind im November zu erwarten. Dann wollen die Ministerien im Landtag über die Entwicklungen berichten.
Zufrieden zeigt sich Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz, auch wenn sich für ihn nie die Frage gestellt habe, ob es weitergeht mit dem Steigerwald-Zentrum. Umweltbildung sei wichtig, meint Schötz, und die Einrichtung überregional von Bedeutung.
Baumwipfelpfad verlängert mit Gastronomiebetreiber
Am Baumwipfelpfad konnte im Zuge des neuen Betrauungsaktes kürzlich auch der Pachtvertrag mit dem Gastronomiebetreiber Ratmann Gastro GmbH verlängert werden. Dieser war Ende Juni ausgelaufen. Darüber informiert die Leiterin auf Nachfrage.
Das Unternehmen hatte, nach dem MSI-Rückzug zum Jahresanfang, die Gastronomie und weitere Servicebereiche wie Kasse, Reinigung und Souvenirshop übernommen. Der neue Vertrag ist wiederum auf ein halbes Jahr befristet. Die Zusammenarbeit laufe "wunderbar", freut sich Sandra Fischer. Allerdings müsse man im Herbst bei der Neukonzeptionierung schauen, wie es weitergehe.
Gleichwohl ist sie optimistisch gestimmt. Die Besucherzahlen im Vorjahr haben sich ihren Angaben zufolge wie 2022 um die 100.000 bewegt. Die angedachten Veränderungen bezeichnet sie als einen Schritt in die richtige Richtung. Ziel sei es immer, von dem Defizit herunterzukommen und so attraktiv wie möglich zu sein.