Aus dem Ruder gelaufene Baukosten und "durchgängig rote Zahlen" im Betrieb: Der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) übt in seinem aktuellen Jahresbericht scharfe Kritik an zwei Prestige-Projekten der Staatsregierung und der Bayerischen Staatsforsten im Steigerwald: Dem 2014 eröffneten Steigerwald-Zentrum in Handthal (Lkr. Schweinfurt) sowie dem seit 2016 betriebenen Baumwipfelpfad in Ebrach (Lkr. Bamberg).
Beide Einrichtungen waren in Zuge der oft hitzigen Debatten um die Zukunft des Steigerwalds realisiert worden, um die Region und ihre touristische Entwicklung auch ohne den vor Ort heftig umstrittenen Nationalpark staatlich zu fördern.
Dabei sollte das Steigerwald-Zentum nach einer Baukostenfinanzierung von drei Millionen Euro plus einer Anschubfinanzierung durch den Freistaat von einem eigens gegründeten Trägerverein eigentlich kostendeckend betrieben werden. Bis 2019 stammte laut ORH aber stets mehr als die Hälfte des Etats aus öffentlichen Mittel, obwohl auch Personal der staatlichen Forstverwaltung dort ohne Zusatzkosten eingesetzt wird.
Unter dem Strich blieben trotz staatlicher Förderung stets rote Zahlen
Trotzdem blieben für den Betrieb des Steigerwald-Zentrum unter dem Strich stets rote Zahlen – was sich in absehbarer Zeit wohl auch nicht ändern wird: "Nach Berechnungen des ORH wird sich die finanzielle Unterdeckung ab 2020 auf etwa 128.000 Euro jährlich belaufen", schreiben die Rechnungsprüfer in ihrem Bericht.
Auch die Hoffnung auf einen profitablen Betrieb des Baumwipfelpfades in Ebrach habe sich nicht erfüllt. Er sollte ursprünglich mit einem privaten Investor realisiert werden. Als dies nicht gelang, sprangen Freistaat und Staatforsten mit eigenem Geld ein. Doch schon beim Bau seien die Kosten aus dem Ruder gelaufen, bemängeln die Rechnungsprüfer: Anstatt der geplanten 8,19 Millionen Euro habe das Projekt schließlich rund drei Millionen Euro mehr gekostet.
Baumwipfelpfad: Aus dem Ruder gelaufene Baukosten und ein Millionen-Defizit
Ursprünglich waren die Staatsforsten von einem Jahresüberschuss von mehr als 66.000 Euro ausgegangen. In der Realität sei aber mit Ausnahme des Jahres 2017 stets ein Verlust zu verbuchen gewesen. Von der Eröffnung 2016 bis zum 30. Juni 2020 sei so ein Fehlbetrag von 1,16 Millionen Euro aufgelaufen, beklagt der ORH. Zusätzlich habe die Staatsforsten noch einmal knapp eine Million Euro in das Projekt investiert – "mit dem Ziel, die Attraktivität der Einrichtung zu erhalten".
Offensichtlich ohne durchschlagenden Erfolg – denn die erhofften Besucherzahlen werden anscheinend nicht erreicht: Bis Ende 2019 rechneten die Staatsforsten laut ORH jedenfalls mit Ticketeinnahmen von 5,4 Millionen Euro. Tatsächlich flossen aus dem Verkauf der Eintrittskarten aber nur 3,96 Millionen Euro.
Forstministerium stellt Zukunft des Baumwipfelpfades nach 2024 in Frage
Das zuständige Forstministerium erklärte laut ORH-Bericht, beim Steigerwald-Zentrum werde "gemeinsam mit dem Trägerverein nach Maßnahmen gesucht, um das finanzielle Defizit zu vermindern". Mit Blick auf den Baumwipfelpfad will das Ministerium zeitnah klären, "ob und wie" die Einrichtung nach Ablauf der aktuellen Vereinbarung mit den Staatsforsten im Jahr 2024 "weiter betrieben werden soll". Dabei werde "die bestmögliche wirtschaftliche Lösung angestrebt".
Der ORH wiederum empfiehlt eine "grundlegende konzeptionelle Neuausrichtung" von Steigerwald-Zentrum und Baumwipfelpfad. Diese müsse eine für den Steuerzahler kostenneutrale Lösung zum Ziel haben.
Wenn ich in den Wald gehe will ich Natur und kein CSU-Prestige-Propaganda-Zentrum mit großen Parkplatz. Das erinnert an DDR-Planungen, bei denen man an einigen Punkten große Akzente setzte und das breite Umfeld vernachlässigte. Besser wäre gewesen, die Steigerwaldbahn nicht an einen Schrotthändler zu verkaufen.
Das ist nicht nur für die heutige CSU typisch, sondern für den ganzen Zeitgeist & Aktionismus, in dem auch immer mehr Info-Blechtafeln die Natur verschandeln. In Thüringen ist, abgesehen von wenigen Orten am Rennsteig, die Wander-Infrastruktur zurückhaltender, mit Holz statt Metall, vielfach von Dorfbewohnern auf eig. Kosten mit viel Liebe erstellt - statt des westdeutschen Protzes.
Geld verdirbt den Charakter, nicht nur von Menschen, sondern auch von Landschaften.
Allerdings - fragen Sie mal einen Handthaler - der große Parkplatz VOR dem Ort war und ist ein Segen! Vor seinem Bau (und damit auch vor dem Bau des Steigerwaldzentrums) kam man auch als Einheimischer am Wochenende mit seinem Auto kaum durch den Ort und zum eigenen Grundstück, so vollgeparkt waren da die Straßen! (Und - jetzt oute ich mich hier mal ein Stück weit - ich bin gebürtiger Handthaler, ich weiß wovon ich rede!)
Ansonsten hat das Steigerwaldzentrum gerade für die Gastronomie in Handthal (deren Lebensgrundlage ja gerade Touristen sind) zu einer gewissen Verstetigung der Besucher geführt. Vorher gab es im Frühjahr und im Herbst zweimal einen Run - beim Frühlingserwachen und in der Federweißenzeit - damit musste das Gros des Jahresgewinns erwirtschaftet werden. Jetzt verteilt sich das aufs ganze Jahr!
Was Steigerwaldbahn und Metallschilder angeht - 100% Zustimmung!
Eintrittsgelder? - NEIN, Eintritt ist FREI!
Und dass das bisschen Kaffee- und Kuchenverkauf niemals im Leben kostendeckend sein kann, dafür brauch ich keine Betriebswirtschaft zu studieren um das festzustellen.
Das war, ist und bleibt ein von seiner kompletten Konzeption her eine Einrichtung, die der Information und Bildung dient, auch der Freizeitgestaltung - aber die doch schon von ihrem Konzept her so gut wie keinerlei Einnahmen generiert.
Wer da eine mangelnde Wirtschaftlichkeit bemängelt, hat keine Ahnung von dieser Einrichtung, sitzt im fernen München an einem Schreibtisch, nutzt seinen Bürostuhl ab - und hat ansonsten KEINE AHNUNG, wovon der da gerade redet bzw. schreibt!
So sieht's leider aus - mit der Meldung hat der Rechnungshof eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er keine Ahnung von seiner Ahnung hat, null Plan von dem, was er da beurteilt!
Wie viele Nebenbahnen gibt es in Bayern? Ich würde mal sagen, eine ganze Menge!
Und selbst nach den Kriterien des Freistaates Bayern zur Reaktivierung von Bahnstecken und dem Gutachten der BEG würde die Steigerwaldbahn von der Anzahl der Passagiere her unter den TOP 10 liegen (und zwar TOP10 von OBEN - nicht von UNTEN).
Wenn es also so wäre - "Millionengrab" - dann wäre fast der komplette Nahverkehr auf Schienen in Bayern ein "Millionen- wenn nicht gar Milliardengrab"
Merken Sie was?
Stichwort Baumwipfelpfad:
Bis Anfang 2019 lief es super, da waren deutlich mehr Besucher da, als im Vorfeld prognostiziert worden war - und was kam dann?
CORONA! Da waren wir jetzt von März 2019 bis März 2022 quasi im Dauer-Lockdown, wo sollen denn da bitteschön die großen Besucherzahlen herkommen?
Hat sich mal jemand die Mühe gemacht, die selbe Berechnung anzustellen - mit Besucherzahlen wie 2018 auch für die Jahr 2019/2020/2021? Und was würde da dann rauskommen?
Und Stichwort "Steigerwaldzentrum"? - Wer war denn schon mal dort, dass er das beurteilen könnte? Von den Typen im Bayerischen Rechnungshof mit Sicherheit keiner! Sonst käme niemand auch nur ansatzweise auf die Idee, im Steigerwaldzentrum eine Einrichtung zu vermuten, die Gewinn erzielen könnte! Ja wie denn? Das Gebäude steht da - verursacht Unterhaltskosten - verursacht Personalkonsten - die wechselnden Ausstellungen etc. verursachen ebenfalls Kosten.
Es bleibt Tatsache, dass Corona dem Tourismus massiv zugesetzt hat - und die Zahlen der letzten zwei Jahre für keinerlei Berechnung oder Vergleich eine brauchbare Basis darstellen!
Na bitte. Geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl. Das neue Konzept kann doch nur sein, die Wunder der Natur im Nationalpark erlebbar zu machen. Nicht die Wunder der Kettensäge im Forst Steigerwald.
Der ganze Aufzug war von Anfang an missglückt, als Forstminister Brunner sich die 30 Millionen, die Umweltminister Huber für eine Machbarkeitsstudie Nationalpark locker gemacht hatte, für's Nachhaltigkeits (dann Steigerwald)
Zentrum schnappte und als beim Baumwipfelpfad der Privatinvestor absprang als klar wurde, dass die Staatsregierung bei ihrem Nein zum Nationalpark Steigerwald bleiben würde - wegen mangelnder Erfolgsaussichten.
Die Staatsregierung samt den Staatsforsten hat sich schwer verrannt. Bei Obersteinbach Ausfahrt Richtung Ebrach steht der Umkehrbaum, da können sie alle mal hinfahren und nachdenken und zur Umkehr in ihrer Nationalparkpolitik kommen.
Aber Rauhenebrach liegt schon im Steigerwald, oder? 😉😄