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Handthal
Steigerwald-Zentrum in Handthal: Trägerverein wünscht sich für Betrieb einen dauerhaften staatlichen Zuschuss
Aktuell überlebt die forstliche Bildungseinrichtung nur mit Projektförderung. Das ist laut Betreiber anstrengend und unangemessen. Man hofft auf Einsicht des Staats.
Nach den Zwangsschließungen während der Corona-Pandemie sind die Besucherzahlen im Steigerwald-Zentrum zuletzt wieder gestiegen. Das Foto entstand während des Waldtags im Mai 2023.
Foto: Daniela Mahroug/Steigerwald-Zentrum | Nach den Zwangsschließungen während der Corona-Pandemie sind die Besucherzahlen im Steigerwald-Zentrum zuletzt wieder gestiegen. Das Foto entstand während des Waldtags im Mai 2023.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 03.07.2023 03:11 Uhr

In einer Pressemitteilung des Trägervereins des Steigerwald-Zentrums in Handthal hatte dessen Vorsitzender, der Schweinfurter Landrat Florian Töpper, kürzlich berichtet, dass die finanzielle Situation des Hauses angespannt sei. Obwohl der Verein mit der Entwicklung der Besucherzahlen "sehr zufrieden" sei, würden Unterhalt und Betrieb der Bildungseinrichtung für den Trägerverein "mit den Jahren zunehmend schwierig", hieß es weiter. Fast schon ernüchternd las sich Töppers Resümee: "Ohne staatliche Förderung kann das Steigerwald-Zentrum (...) langfristig nicht existieren." Der Freistaat müsse dringend eine dauerhafte Förderung der Einrichtung auf den Weg bringen.

Auf Nachfrage dieser Redaktion beim Trägerverein des Steigerwald-Zentrums, dem circa 30 Gemeinden und Landkreise entlang des Steigerwalds sowie rund 40 Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen angehören, kam es vor wenigen Tagen zu einem Gespräch. Diesem wohnten neben Claus Seifert, dem Scheinfelder Bürgermeister und zweiten Vorsitzenden des Vereins, Louis Kalikstein, der forstliche Leiter des Steigerwald-Zentrums, dessen Geschäftsleiterin Daniela Mahroug und Stephan Thierfelder, der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, bei. Ziel war es, zu klären, wie akut die Finanznot tatsächlich ist, und ob dem Steigerwald-Zentrum womöglich das Aus droht.

Sonderstatus anerkennen

Gleich vorweg: Eine drohende Schließung der im Jahr 2014 offiziell eröffneten Einrichtung am Rand von Handthal mag keiner der Gesprächspartner erkennen. Die Aussagen Töppers versteht dessen Stellvertreter an der Vereinsspitze nicht als "Hilferuf". Vielmehr gehe es laut Seifert darum, den Sonderstatus des Steigerwald-Zentrums anzuerkennen und eine fixe jährliche Förderung auf den Weg zu bringen. Hierzu liefen derzeit Verhandlungen mit dem bayerischen Forstministerium in München. Und man gehe davon aus, dass diese zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden, ist sich Seifert mit den weiteren Anwesenden einig.

Ein Grundproblem in der Finanzierung des Betriebs des Steigerwald-Zentrums reiche bis in dessen Geburtsstunde zurück, heißt es. Die Einrichtung müsse laut Seifert Jahr für Jahr Geld aus Projekt-Förderungen beantragen. Dies werde dem Betrieb des Zentrums nicht gerecht, erklärt Kalikstein und nennt ein Beispiel: Der Kauf neuer Sonnensegel müsse aufwändig beantragt werden und könne erst realisiert werden, wenn entsprechende Zusagen vorlägen.

Viel einfacher und effizienter sei es, wenn der Staat dem Steigerwald-Zentrum ein jährliches Budget bereitstelle, das helfe, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Den Verantwortlichen in Handthal schwebt hier eine Summe vor, die sich an der orientiert, die den Naturparkzentren in Bayern bereitgestellt wird. Laut Seifert wären dies 200.000 Euro pro Jahr. "Darunter kann der Betrag nicht liegen", sagt Seifert. Dies decke sich auch mit dem Richtwert von 10 Euro pro Besucher, die der Freistaat für die Naturparkzentren ansetze.

Wieder mehr Besucher

Die Einrichtung in Handthal besuchten laut Kalikstein im vergangenen Jahr – trotz anhaltender Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – wieder knapp 20.000 Menschen. Im Jahr 2019 (vor Corona) waren es 31.000 Besucherinnen und Besucher. Vor Inbetriebnahme des Zentrums rechnete ein Gutachten mit jährlich 23.000 Besuchern.

Die Bildungseinrichtung oberhalb von Handthal am Rand des Steigerwalds wurde im Jahr 2014 eröffnet.
Foto: Archivfoto Andreas Leyrer | Die Bildungseinrichtung oberhalb von Handthal am Rand des Steigerwalds wurde im Jahr 2014 eröffnet.

Doch die nackten Besucherzahlen haben nur bedingt mit der Deckung der Betriebskosten zu tun. Denn es wird dort kein Eintritt verlangt. Und die Preise in der Cafeteria seien bewusst moderat gehalten, sagt Kalikstein. Ein wirtschaftlicher Betrieb der Einrichtung, die unter anderem über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Steigerwald aufklärt, sei also auch durch noch so hohe Besucherzahlen allein nicht zu realisieren, so der forstliche Leiter.

Vermietung allein reicht nicht

Nennenswerte Einnahmen ergeben sich allerdings aus der Vermietung des Tagungs- und Ausstellungsraums beispielsweise an Firmen. Diese Zahl wachse zwar. Doch auch über die Vermietung könne das Steigerwald-Zentrum sich nicht selbst tragen, sind sich die Betreiber einig.

Sie vertrauen darauf, dass sie mit dieser Erkenntnis zeitnah nicht nur bei den politisch Verantwortlichen in München durchdringen. Laut Thierfelder gehe es auch darum, einen Konsens bei "regionalen Mitträgern" des Steigerwald-Zentrums, etwa den kommunalen Körperschaften, zu erreichen. Diese sollten mit ins Boot geholt werden, um eine gemeinsame, dauerhafte und fixe Finanzierung des Betriebs zu erreichen. Schließlich sei nicht nur das Steigerwald-Zentrum selbst in der Region mittlerweile etabliert. Auch die dort vermittelten Themen seien in der Gesellschaft "fest verankert", sagt Thierfelder.

 
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  • Mila
    Viele kleine Betriebe und Unternehmen bedürften staatlicher Hilfe, um weiter bestehen zu können, werden aber im Stich gelassen und sind gezwungen aufzugeben. Das interessiert keinen Politiker; entweder bekommen alle was, ode4 keiner.
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