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Region Gerolzhofen
Steigerwald: Bund Naturschutz pocht weiterhin auf einen Nationalpark
Nach dem Ausweisen von 850 Hektar Naturwald im Böhlgrund im nördlichen Steigerwald geht der Streit weiter, ob es jetzt noch einen Nationalpark in der Region braucht.
Wenige Kilometer südlich von Zell am Ebersberg scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein: dunkler Wald, ein plätschernder Bach, ein steinernes Brückchen. Der Böhlgrund wurde jetzt flächendeckend unter Schutz gestellt.
Foto: Matthias Lewin | Wenige Kilometer südlich von Zell am Ebersberg scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein: dunkler Wald, ein plätschernder Bach, ein steinernes Brückchen.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 19.02.2024 05:44 Uhr

Wie berichtet, hat die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am Freitag vor Pfingsten verkündet, als eine Folge des erfolgreichen Volksbegehrens "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" im Freistaat rund 5000 Hektar Staatswald als Naturwälder auszuweisen, sie sofort aus der Nutzung zu nehmen und sie damit dauerhaft unter Schutz zu stellen.

Zu den Flächen gehört auch der Bereich des Böhlgrunds mit rund 850 Hektar im nördlichen Steigerwald in der Nähe von Zell am Ebersberg mit seiner seltenen Tier- und Pflanzenwelt. In das neue Naturwaldgebiet werden zwei bereits bestehende Reservate integriert: "Böhlgrund" mit 183 Hektar und "Mordgrund" mit 25 Hektar. Über 600 Hektar Fläche kommen neu hinzu. 

Lob und Tadel

Ralf Straußberger, der Geschäftsführer des in Ebrach ansässigen "Freundeskreis Nationalpark Steigerwald" und zugleich der Waldreferent beim Bund Naturschutz (BN), begrüßt in einer Stellungnahme das angekündigte Schutzgebiet im Böhlgrund als wichtigen Schritt zum Schutz des Nordsteigerwalds. "Wir freuen uns, dass nun nach 13 Jahren Diskussionen um ein Schutzgebiet im Steigerwald die Bayerische Staatsregierung endlich einen ersten Schritt gemacht hat," lobt Straußberger. "Wir bedauern allerdings sehr, dass mit dem 'Hohen Buchenen Wald' die am besten geeigneten Flächen weiterhin ohne Schutz bleiben." Man werde die Anstrengungen für einen Nationalpark Steigerwald weiter intensivieren, der den "Hohen Buchenen Wald" bei Ebrach dann mit einschließt.

Zehn Prozent Naturwald statt Nationalpark

Der Verein "Unser Steigerwald", in dem sich die Gegner eines Nationalparks formiert haben, weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass sich die Staatsregierung nach dem Volksbegehren bereiterklärt hat, zehn Prozent der Staatswaldflächen aus der Nutzung zu nehmen. Ministerpräsident Markus Söder wolle mit diesem "Versöhnungsgesetz" einen Kompromiss zwischen forstlicher Waldnutzung und Waldschutz erreichen und damit auch den lang andauernden Streit um die Ausweisung eines weiteren Nationalparks beenden, schreibt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Oskar Ebert.

Wer nun aber erwartet habe, dass die Umweltverbände, allen voran der Bund Naturschutz Bayern, sich damit zufriedengeben würden, sehe sich getäuscht, schreibt Ebert. Schon kurz nach der Bekanntgabe weiterer 5000 Hektar Flächenstilllegungen habe sich der BN gleich wieder mit neuen Forderungen zu Wort gemeldet, um "noch intensiver" weiterhin um einen Nationalpark zu kämpfen. Der Verein „Unser Steigerwald“ bedauere diese kompromisslose Haltung des BN. "Der Bund Naturschutz zeigt damit, dass er nur seine Ziele durchsetzen will. Die Meinung der Menschen in der Region, die Existenz der vielen kleinen Sägewerke und holzverarbeitenden Betriebe im Steigerwald, der drohende Verlust vieler regionaler Arbeitsplätze interessieren ihn dabei nicht", teilt Oskar Ebert mit.

Naturwald als Risiko

"Unser Steigerwald" trage die Ausweisung der neuen 850 Hektar großen Naturwaldflächen im Böhlgrund mit, so Ebert. Wenn schon Flächen aus der Nutzung genommen werden, dann sei der Böhlgrund richtig, weil dieses Gebiet eines der ökologisch wertvollsten im gesamten Steigerwald sei. Gleichzeitig sieht der Verein aber auch ein hohes Risiko, weil künftig Eingriffe wie ein Waldumbau aufgrund des Klimawandels oder Schädlingsbekämpfung auf den Waldflächen dort nun kaum mehr möglich sind. Die Zukunft werde zeigen, so Ebert, ob die Entscheidung, den Wald sich selbst zu überlassen, richtig ist, oder ob der Wald dadurch erheblich beschädigt wird.

Michelaus ehemaliger Bürgermeister spricht von "fehlgeleiteten Ideologen"

Siegfried Ständecke, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Michelau im Steigerwald und erklärter Gegner eines Nationalparks, weist in einer Stellungnahme auf einen aktuellen Widerspruch in den Äußerungen des BN hin. Auf der einen Seite würde der BN und andere Naturschutzverbände immer mit dem Argument "Mehr Touristen in einem etwaigen Nationalpark Steigerwald" werben, auf der anderen Seite beschweren sie sich derzeit schon über die "Naturbeeinträchtigungen durch Corona-Touristen". Ständecke dazu: "Ich denke, das macht ganz klar, wohin der Weg ginge, falls diese fehlgeleiteten Ideologen einen Nationalpark durchsetzen würden."

 
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  • mechkeezeuch
    Forstbetriebsleiter U. Mergner verkündet ungerührt, dass Interessen der Holzverarbeiter (bzw. Gewinn der BaySF) vorgehen. Verstehe man wirklich nicht wie wichtig unsere alten Wälder für unser Klima sind! Weniger eine Entscheidung für Naturschutz, sondern für ertragreiche Forstwirtschaft! Und das soll die Umsetzung des Volksbegehrens für Artenschutz sein - wir haben keine Zeit mehr für solche Kompromisse! Zum Thema: https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/wie-viel-gruen-braucht-der-blaue-planet-102.html#xtor=CS5-95
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  • l.saubert@web.de
    Herr Tilly, warum gibt es das sprachliche Konstrukt eines "Hohe Buchenen Waldes" nur bei den Freunden des Nationalparks? Was soll mit dieser romantisierenden Wortwahl erreicht werden? Ein Schutzbedarf, der unnötig ist? Immerhin gibt es mittlerweile genügend Gerichtsurteile, die Gegenteiliges aussGen.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Bleiben wir - ich bin absolut gegen einen Nationalpark!
    Entlarvend finde ich dabei die Feststellung von Herrn Ständecke - wenn er diesen Leuten entgegen hält: gleichzeitig mit dem Argument zu werben „das fördert den Tourismus“ - und dann zu jammern, dass wegen Corona viele nicht wegfahren, sondern zu viele lieber in den Steigerwald vor der Haustüre kommen - das ist schizophren!
    Es geht letztendlich eben NICHT um die Förderung des Tourismus, sondern um Stilllegen von Flächen- und das am besten ohne Menschen
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  • rebnik
    Stilllegung von Flächen - das trifft nicht wirklich den Zweck eines Nationalparks. Der Nationalpark als Schutzgebiet lässt Raum für das vielfältige Waldleben. Das ist auch wichtig für unsere Existenz, unsere Lebensgrundlage.

    Ich akzeptiere nicht mehr, dass Staatswälder, öffentliche Wälder, fast ausschließlich zur Rostoffgewinnung Holz da sein sollen.
    Und ich akzeptiere nicht, dass eine Handvoll Anrainer, die zufällig neben einem Staatswald leben, aus verletztem Stolz die Umwandlung von Forst in Wald blockieren.

    Der Steigerwald gehört nicht Euch, liebe Steigerwälder, zumindest gehört er Euch nicht allein! Natürlich bezieht sich meine Aussage immer auf die Staatswälder!
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  • l.saubert@web.de
    Und wen interessiert, was Sie akzeptieren oder nicht? Ihnen gehört der Steigerwald auch nicht.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Der Bund Naturschutz ist eine überholte, grün infiltrierte Organisation, in denen der Mensch nichts zählt!
    Existenzen zählen nichts!
    Kahlgefressene Wälder zählen nichts!
    Menschen zählen nichts!
    Ihre Geldbeutel sind ja nicht betroffen! Und über Hab und Gut was Ihnen nicht bzw nicht allein gehört so zu sprechen und despektierlich umzugehen ist eine Schande und zeigt dass diese von 68-ern durchseuchte Organisation von gestern ist und überflüssig ist!
    Das Bienen Volksbegehren war schon eine unlautere Mogelpackung bei denen die Wähler getäuscht wurden und hier ist es ebenso!
    Steigerwälder, bleibt Standhaft!
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  • rebnik
    Der Bund Naturschutz schützt auch Ihre Lebensgrundlagen.

    Sie sollten dafür dankbar sein.
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  • DieWahrheit
    ist, dass sich nun endlich die Vorzeichen für die öffentlichen Wälder Bayerns ändern!

    Weg von der ideologischen Betrachtungsweise, „eine Käseglocke sei gut für die Umwelt“, hin zur nachhaltigen Nutzung der Ökosystemleistungen, ohne die Substanz zu zerstören?

    Mit dem weltweit anerkannten Trittsteinkonzept wurde schon seit über 12 Jahren ein Anfang in die richtige Richtung gemacht.

    Gut ist, dass alle Verbände die Ausweisung für Gut befinden und unterstützen!

    Doch der Weg ist noch weit, unablässige Aufklärung einiger weniger (Minderheit) ist unbedingt erforderlich. Der Druck durch die Gesellschaft, die Mehrheit will keinen NP, ist absolut notwendig und braucht einen langen Atem. Wir haben ihn - denn wir wissen, hier im Steigerwald kämpfen wir nicht nur für die Lebensgrundlagen der Menschheit, sondern setzen uns durch nachhaltige Waldbewirtschaftung für den Klimawandel ein.

    Eine exklusive Interessengruppe, die Ideologie und Egoismus über alles stellt braucht die Natur nicht!
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  • rebnik
    Braucht es jetzt noch einen Nationalpark?

    Schon die Frage ist total unangemessen. Als wäre ein Nationalpark landläufig etwas Lästiges, Beschwerliches.

    Ein Nationalpark ist eine Ehre! Darauf können die Menschen der Region stolz sein! "Ihr lebt da, wo wir zum Urlaub hinfahren müssen" könnten sie von vielen Besuchern hören.

    Klar, wenn die Bayerischen Staatsforsten jetzt endlich mal an die kurze Leine kämen von Seiten der Staatsregierung, wenn also sagen wir mal so 50% der bayerischen Staatswälder in Naturwälder umgewandelt würden, wenn der Wald des Forstbetriebs Ebrach zum Naturwald würde, dann "bräuchte" es keinen Nationalpark. Wenn man sich so an dem Begriff stört! zwinkern

    Braucht es einen Nationalpark. Mein Gott. Was für eine kleinliche Denkart. Das (zumindest vor Trump) großartige Amerika hat so viele Nationalparke und die Amis zeigen die Natur ihres Landes mit Selbstbewusstsein der ganzen Welt.

    Dieses Lebensgefühl, finde ich, "bräuchten" wir irgendwie schon doch ein bisschen.
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  • l.saubert@web.de
    @Rebnik: "Ihr lebt da, wo wir zum Urlaub hinfahren müssen" könnten sie von vielen Besuchern hören."
    Das hören wir schon jetzt. Da braucht es Ihren Nationalpark nicht.
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  • richtig
    Oh, welch dicke Krokodilstränen da fließen. Herzzerreißend, diese beauernswerten Ureinwohner.
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  • SteffReni
    Nicht richtig, wir haben keinen Grund zum Jammern. Auch Sie sind irgndwo Ureinwohner, warum kehren Sie nicht vor Ihrer Haustüre ?
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  • waldtom1
    Die "Schreibtischökologen" sind erst zufrieden, wenn über die gesamten unbebauten Flächen eine "Käseglocke" gestülpt wurde. Also Alles der menschlichen Nutzung entzogen wurde! Für Flächen, die einem nicht gehören, kann mal leicht alles mögliche fordern.
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